So war der „Polizeiruf 110”Es fühlte sich an wie ein Abschied

Lesezeit 4 Minuten
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Sascha Bukow (Charly Hübner) tröstet Katrin König (Anneke Kim Sarnau).

Der Fall

Katrin König (Anneke Kim Sarnau) wurde am frühen Sonntagmorgen während des Joggens Zeugin, wie eine junge Frau von zwei Männern angegriffen wurde. Sie ging dazwischen und wurde niedergeschlagen. Als sie im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein kam, wurde Nadja Flemming, die Frau, der sie geholfen hatte, gerade ebenfalls eingeliefert. Erstochen.

Die Auflösung

Zuerst sah alles danach aus, dass die beiden Angreifer Nadja Flemming verfolgt und getötet hatten. Doch Katrin König fand heraus, dass es ganz anders gelaufen war. Flemming hatte sich selbst getötet. Nach dem Aus ihrer sportlichen Karriere und dem Ende ihrer Ehe lebte sie isoliert, litt an gebrochenem Herzen. Ihren Sohn sah sie nur am Wochenende, Freunde hatte sie nicht. Damit ihr Sohn das Geld aus ihrer Lebensversicherung erhielt, inszenierte sie ihren Tod wie einen Raubüberfall.

Der eigentliche Fall

Der Fall Flemming war in diesem „Polizeiruf 110“ eigentlich nur eine Nebenhandlung, er diente vor allem dazu, Katrin Königs ohnehin schon angeschlagene Psyche weiter zu strapazieren.

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Die Ermittlerin hatte sich vor einiger Zeit strafbar gemacht, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Weil sie Guido Wachs (schön diabolisch: Peter Trabner) einen Mord, den er einst begangen hatte, nicht nachweisen konnte, hängte sie ihm einen anderen Mord, mit dem er nichts zu tun hatte, an, um ihn hinter Gitter zu bringen.

Der Plan ging auf, doch König plagten seither Schuldgefühle.  Guido Wachs wusste das und machte ihr aus dem Gefängnis heraus mit langen Briefen das Leben zur Hölle. Nur mit Tabletten kam sie durch den Tag, Panikattacken und Halluzinationen quälten sie.

Bei Besuchen im Gefängnis manipulierte er sie weiter, wollte unbedingt, dass sie seine Frau dazu brachte, ihn zu besuchen. Und er ließ sie vom Hausmeister ihrer Wohnanlage mit einer Kamera überwachen.

Die Ermittler

Königs Kollege Sascha Bukow (Charly Hübner), der für die Kollegin schon lange mehr als freundschaftliche Gefühle hegte, sah ihrem Verfall hilflos zu. Helfen lassen wollte sie sich von ihm nicht. Zudem musste Bukow damit klar kommen, dass sein krebskranker Vater (Klaus Manchen) sich vom Leben verabschiedete.

Vorher wollte die frühere Unterweltgröße allerdings noch ein großes Ding drehen, wovon Bukow nichts wusste. Die Sache ging schief, Bukows Vater starb – und es zeigte sich hinterher, dass auch diese Nebenhandlung Teil des Racheplans von Guido Wachs war.

Wie Bukow Wachs am Ende zerstörte, ohne ihm ein Haar zu krümmen, war eine der stärksten Szenen des Films.

Fazit

Dass den Zuschauern die fiesesten der ohnehin meist fiesen Täter in mehreren Fällen begegnen, hat mittlerweile fast schon Tradition im Sonntagabendkrimi der ARD. In "Der Tag wird kommen" (Regie: Eoin Moore) rückte Autor Florian Oeller diesen Handlungsstrang ins Zentrum des Geschehens - und brachte ihn zu einem würdigen Abschluss. Er erzählte eine vielschichtige Geschichte, die dank der großartigen Darsteller aufwühlte.

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Das Zusammenspiel von Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner macht das Duo König/Bukow zu einem der besten im deutschen Fernsehen: Der eigentlich ruppige Boxer Bukow, der die Kollegin so gerne retten will, kämpfte schon seit langer Zeit mit seinen Gefühlen. Und König, die sonst immer alles im Griff hatte, musste erkennen, dass auch die Stärksten manchmal Hilfe brauchen.

Am Ende kam es zu einem Kuss zwischen den Ermittlern, die sich immer noch Siezen, der sich wie Beginn und Abschied zugleich anfühlte. Denn dieser Film, der den ARD-Sonntagabendkrimi würdig in die Sommerpause schickte, wäre auch eine perfekte Abschiedsfolge für beide gewesen. Doch davon ist nichts bekannt. Die Zuschauer wird es freuen. Von diesen Ermittlern will man noch viel mehr sehen.

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