So war der „Tatort“Dieser böse König war nur eine arme Wurst

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Hinter der Kasse des Nachtkiosks findet Anton Maler (Christopher Schärf, rechts) die Leiche von Sandro Esposito (Christoph Gaugler).

Der Fall

In Ludwigshafen wurde der Besitzer eines Kiosks brutal ermordet. Wie sich herausstellte, starb er jedoch nicht an den Schlägen, die ihm der Täter mit einem Baseballschläger zufügt hatte, sondern er erstickte an mehreren Münzen, die ihm in den Rachen gestopft wurden.

Der Mörder habe sein Opfer noch zusätzlich erniedrigen wollen, analysierte Lena Odenthals (Ulrike Folkert) Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter).

Die Auflösung

Die Aufnahmen der Überwachungskameras hatte der Täter mitgenommen, doch schnell standen zwei Männer mit Verbindungen zu dem Toten unter Verdacht. 

Für „Tatort“-Fans

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Da war zum einen Anton Maler (Christoph Schärf), der sich fast schon verdächtig rührend um seine kranke Ex-Freundin kümmerte und auch zu den Kommissarinnen überbordend freundlich war. Jannik Berg (Pit Bukowski) hingegen war ein nervöses Wrack, das offensichtlich etwas zu verbergen hatte. 

Wie so oft im "Tatort" war es nicht der erste Verdächtige mit dem vermeintlich stärksten Motiv. Jannik Berg hatte mit dem Mord nichts zu tun. Anton Maler hatte Sandor Esposito erschlagen, weil dieser ihm eine Flasche Alkohol nicht verkaufen wollte, da Maler ein paar Cent zu wenig Geld dabei hatte. 

Er hatte auch seine Ex-Freundin systematisch vergiftet, um dann den rührenden Kümmerer spielen zu können.

Das Thema

Malers Fassade bröckelt sehr rasch. Der Mann, der sich selbst lieber Antoine nannte, angeblich wegen seiner französischen Mutter, die er bis zu ihrem Tod gepflegt hatte, wie er behauptete, war nämlich nur so lange freundlich, wie ihm alle so begegneten, wie er es für angemessen hielt. Außerdem log er eigentlich bei allem, was er erzählte. Johanna Stern zog rasch Parallelen zu ihrer Schwester und diagnostiziert eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.

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Maler lebte in einer heruntergekommenen Bude, fühlte sich aber wie Steve Jobs kurz vor dem Durchbruch. Alle verkannten in seinen Augen seine wahren Talente, nur er selbst war von seiner Großartigkeit überzeugt.

Fazit

Drehbuchautor und Regisseur Martin Eigler tat in "Der böse König" gar nicht erst so, als wolle er die Suche nach dem Täter in den Mittelpunkt des Films stellen. Relativ früh war allzu klar, dass es auf Maler hinauslaufen würde. Auch die Vergiftung der Ex-Freundin erahnte man früh.

Eigler ging es um die Persönlichkeitsstudie eines Narzissten. Doch die gelang ihm leider nur in Teilen. Zwar verpasste Christoph Schärf seiner Rolle gerade zu Beginn durchaus einen glaubhaften Charme, aber viel zu schnell war die Fassade zerstört. Dieser Mann war so offensichtlich eine arme Wurst, dass man sich fragt, wie jemals irgendwer auf ihn herangefallen sein sollte.

Weder seine dilettantischen Flirtversuche, wenn er auf Johanna Stern traf, noch seine offensichtlichen Lügen über seine bisherigen beruflichen Erfolge wirkten ansatzweise glaubwürdig. Die Faszination, die echte Narzissten auf viele Menschen ausstrahlen, blieb in Malers Fall nur Behauptung. 

Und so funktionierte dieser "Tatort" leider weder als Krimi noch als Persönlichkeitsstudie wirklich gut. 

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