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Spotify UnwrappedInvestments in Waffen und Werbung für Abschiebebehörde – Kampagne ruft zum Boykott auf

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Das Bild zeigt die geöffnete App Spotify auf einem Smartphone, ein Keyboard und eine PC-Tastatur im Hintergrund. Foto: IMAGO/imagebroker

ICE-Werbung, Investitionen in KI-Waffenentwicklung und schlecht bezahlte Künstler: Die Initiative „Spotify Unwrapped“ ruft zum Boykott des Streaming-Anbieters auf.

Den allgegenwärtigen „Spotify Wrapped“-Trend nutzt eine US-Initiative für Boykott-Aufrufe gegen den Musikstreamingdienst. Kritik gibt es reichlich.

In den USA haben sich drei Organisationen zusammengeschlossen, um mit der Kampagne „Spotify Unwrapped“ zum Boykott des schwedischen Streaming-Riesen aufzurufen. Ihre Kritik richtet sich dabei vor allem an die Aktivitäten von Spotify-Gründer und Noch-CEO Daniel Ek als Investor. Hinter dem Aufruf stehen die Organisationen„ Indivisible Project“, „Working Families“ und „50501 Movement“.

Spotify ist eine digitale Plattform für Musik, Hörbücher und Podcasts. Namentlich angelehnt an die personalisierten „Spotify Wrapped“-Jahresrückblicke, die seit Tagen die Social-Media-Kanäle fluten, ruft die Initiative Nutzende jetzt dazu auf, ihre Abonnements zu kündigen. 

In einer offiziellen Stellungnahme erklärte Ezra Levin, Mitbegründer von „Indivisible“: „Jedes Jahr soll ‚Spotify Wrapped‘ Künstler und Hörer feiern. Dieses Jahr hat sich Spotify stattdessen in Komplizenschaft gehüllt.“ Was Levin unter anderem meint: Auf Spotify ist in den USA Werbung für die US-Einbürgerungsbehörde ICE geschaltet, die für ihr rigoroses Vorgehen gegen Einwanderer in der Kritik steht. In der Folge der von Präsident Donald Trump angeordneten Razzien durch ICE-Agenten kam es in zahlreichen US-Städten in den vergangenen Monaten zu Massenprotesten.

Hunderte Millionen Dollar für Münchner Start-Up

74.000 US-Dollar hat das Heimatschutzministerium, dem das ICE angegliedert ist, laut einem Bericht des US-Magazins „Rolling Stone“ für Werbung auf Spotify ausgegeben. Das ist zwar deutlich weniger als die 2,8 Millionen US-Dollar, die das Ministerium für Werbung auf Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp) aufgewendet hat, Fans und Künstlern aber ist jeder dieser Werbe-Dollar einer zu viel.

Die drei Organisationen, die schon die „No Kings“-Proteste initiiert hatten, kritisieren zudem die Investitionen Daniel Eks in die Waffenindustrie. Ek, der zum 1. Januar 2026 seinen CEO-Posten bei dem von ihm gegründeten Unternehmen Spotify räumen wird, hatte im Sommer 2025 mit einer 600-Millionen-US-Dollar schweren Finanzspritze für das Münchner Rüstungs-Start-Up Helsing für weltweites Aufsehen und drastische Kritik gesorgt. „Helsing“, bei dem Ek Unternehmensvorsitzender ist, entwickelt unter anderem KI-gestützte Militärdrohnen und U-Boote und gehört mit 12 Milliarden US-Dollar zu den am höchsten bewerteten Start-Ups Europas.

„Wir wollen nicht, dass mit unserer Musik Menschen getötet werden“

In Folge des Investments haben zahlreiche Indie-Künstler, darunter King Gizzard and the Wizard Lizard, Deerhoof und Massive Attack ihre Musik von der Plattform entfernen lassen. Die US-Indie-Rockband Deerhoof etwa teilte mit, sie wolle nicht, dass mit ihrer Musik Menschen getötet werden.

das Bild zeigt den Künstler Bad Bunny bei den Latin Grammy-Awards 2025. Foto: Chris Pizzello/Invision/dpa

Bad Bunny, hier bei den Latin Grammy-Awards zu sehen, ist der 2025 weltweit meistgestreamte Spotify-Künstler.

Durch die alljährliche Jahres-End-Zusammenfassung „Spotify Wrapped“ gerät auch das Ausschüttungsmodell des Streaminganbieters wieder in den Blick. Denn die Mehrheit der Künstlerinnen und Künstler verdient lediglich 0,003 Cent pro Stream. Wer nicht etwa The Weeknd, Sabrina Carpenter oder Taylor Swift heißt, also zu den bekannten Größen gehört, deren Musik jedes Jahr weltweit am meisten gestreamt wird, wird für die eigene Arbeit prekär bezahlt.

Spotify hatte im Jahr 2024 bei einem Umsatz von 15,7 Milliarden US-Dollar zum ersten Mal seit der Gründung 2008 einen Gewinn erwirtschaftet (1,1 Milliarden US-Dollar). Der Musikstreamingdienst hat weltweit mehr als 600 Millionen Abonnenten.