Streaming-Tipp„Rain Dogs“ ist eine Komödie über die Nachtseiten des Lebens

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Mutter und Tochter gehen eine Straße entlang.

Costello Jones (Daisy May Cooper) und Tochter Iris (Fleur Tashjian) in sind in „Rain Dogs“ ständig unterwegs.

Die erfolglose Schriftstellerin Costello und ihre Tochter Iris werden in dieser neuen Sky-Serie aus ihrer Wohnung geworfen und müssen eine neue Bleibe finden. 

Die neue Sky-Serie „Rain Dogs“ könnte der Sender mit folgender Zeile bewerben: und jetzt zu etwas völlig anderem. Im Katalog der Streamingdienste finden Zuschauerinnen und Zuschauer selten solche Formate. „Fleabag“ von Phoebe Waller-Bridge wäre eventuelle eine vergleichbare „Dramedy“. Nur, dass es in „Rain Dogs“ um die britische Arbeiterklasse geht. Mit allen Facetten des wahren Lebens.

Der Begriff „Rain Dog“ wird im Englischen gerne verwendet, um eine Person zu beschreiben, die verloren oder gestrandet ist, die versucht den Weg zurück in ein glückliches Leben zu finden. Oft haben sie auch kein eigenes Zuhause und leben in den Tag hinein.

Lebenskünstlerin kümmert sich um die kleine Tochter

Eine solche „Lebenskünstlerin“ ist auch Costello Jones (Daisy May Cooper), die gleich in der ersten der acht rund 30-minütigen Folgen aus ihrer Wohnung fliegt, weil sie die Miete zu lange nicht mehr bezahlt hat. Ein unglücklicher Umstand, der die Frau, die irgendwo in ihren Dreißigern ist, nicht aus der Bahn wirft. Allerdings ist sie nicht allein mit dem Problem, sondern auch ihre zehnjährige Tochter Iris (Fleur Tashjian, die gleich in ihrer ersten Rolle allen die Show stiehlt) ist plötzlich obdachlos. In Episode eins, versucht Costello, die nebenbei als Stripperin arbeitet, für die Tochter und sich eine Bleibe zu finden. Zunächst versucht sie in einer öffentlichen Wäscherei unterzukommen, dann schlägt sie das Autofenster eines Freundes ein, damit Iris zumindest ihre Hausaufgaben mit einem Dach über dem Kopf erledigen kann.

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Ein Ex-Häftling ist der beste Freund 

Da dies aber alles nicht auf Dauer funktionieren kann, geht sie schließlich auf das Angebot eines Fremden ein, in seinem Apartment zu übernachten, bis sie etwas Besseres gefunden hat. Allerdings entpuppt sich das angebotene Zimmer nur als eine Art Wandschrank, und der zunächst so freundliche Fremde entpuppt sich als Perverser, der als Entschädigung für seine Großmütigkeit widerliche Dinge von Costello erwartet. Die hat jedoch einen Trumpf im Ärmel.

Mit dem Handy ruft sie Selby (Jack Farthing) an. Ein homosexueller Mann, der für Iris eine Art Ersatzvater ist und für Costello der beste Freund, auch wenn diese platonische Beziehung oft toxisch ist. Selby ist soeben nach einem Jahr Haft aus dem Gefängnis entlassen worden und holt seine beste Freundin natürlich direkt aus ihrer misslichen Lage.

Im Gegensatz zu Costello stammt Selby aus gutem Haus, kennt keine Geldprobleme, spielt hervorragend Mah-Jongg und ist ein sehr selbstbewusster Charakter. Was in seinem Fall allerdings eine eher ungesunde Eigenschaft ist.

Das sehr ungleiche Trio

Das ungleiche Trio aus Ex-Häftling, Mutter und Tochter wird noch ergänzt durch Gloria (Ronkẹ Adékoluẹjo), eine gute Freundin von Costello und die Patentante von Iris. Sie lernt der Zusehende das erste Mal kennen, als sie versoffen in einer Telefonzelle liegt. Da sie zudem als Bestatterin im väterlichen Betrieb arbeitet, ist es keine Überraschung, dass die komischsten Momente in ihrem Handlungsstrang geschehen.

Oft bleibt einem bei „Rain Dogs“ aber das Lachen urplötzlich im Halse stecken. Spätestens dann, wenn sich Costello in einer Episode aufmacht, nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder ihre Eltern zu besuchen. Eine fatale Entscheidung.

Dabei will sie doch nur ihren Traum verwirklichen, irgendwann einmal eine erfolgreiche Autorin zu werden und natürlich für Iris eine gute Mutter zu sein. Nach 99 Tagen ohne Alkohol ist sie auf einem guten Weg, als das Schicksal ihr immer wieder neue Steine, oder besser gesagt, große Mengen von Geröll auf die Straße des Lebens wirft. Dabei entfernt sie sich immer weiter von ihrer Tochter, die sie schließlich bittet, doch einfach nur „normal“ zu sein.

Eine mögliche Zukunft in den James-Bond-Filmen

„Rain Dogs“ ist wie ein gutes Buch. Jede Folge gibt tiefere Einblicke in das Leben einer Lebenskünstlerin, die es nun wirklich nicht leicht hat und es sich auch selbst nicht leicht macht. Die Komikerin Daisy May Cooper spielt dabei so überragend, dass es nicht verwunderlich ist, dass sie möglicherweise zu höherem berufen wird. Gerüchten zufolge, könnte sie in den neuen Bond-Filmen die Rolle der M übernehmen.


Am Dienstag, 23. Mai um 21.35 Uhr, startet die Serie beim Bezahlsender Sky Comedy . Wie üblich wird man „Rain Dogs“ nach der Erstausstrahlung im Pay-TV via Wow als Stream abrufen können.

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