Streaming-TippWild-West-Roadmovie „The English“ überzeugt mit einem ungleichen Duo

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Chaske Spencerund Emily Blunt stehen in „The English“ in einer Hütte.

Lady Cornelia Locke (Emily Blunt) und Eli Whipp (Chaske Spencer) erleben Abenteuer im Wilden Westen.

Im Western gibt es etwas Neues. Die Wild-West-Serie „The English“ auf dem Telekom-Streamingdienst MagentaTV geht neue Wege beim Erzählen einer komplexen Geschichte, mit herausragenden Schauspielern.  

In diesen Tagen steht der Streaming-Dienst MagentaTV der Telekom ganz im Zeichen des Fußballs. Alle Spiele der Fußball-WM in Katar gibt es nur dort zu sehen. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch viele Menschen, die das Turnier im Wüstenstaat boykottieren und sich keine Spiele anschauen wollen. Vermutlich sind darunter auch Kunden von MagentaTV. Für die hat es nun mit „The English“ ein wahres Serien-Highlight in die sogenannte „Megathek“ geschafft. Etwas überraschend, da die Westernserie im englischsprachigen Raum von der BBC und Amazon Prime Video ausgestrahlt wird.

Die Geschichte des Sechsteilers spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika. Es ist eine etwas anderer Blick auf den Wilden Westen, in dem weiße Siedler früher gerne als Gute und Indigene als Böse dargestellt wurden. Frauen waren in diesen Geschichten eher schmuckes Beiwerk. „The English“ setzt da andere Schwerpunkte.

Es ist 1890, als Eli Whipp (Chaske Spencer), Angehöriger der Pawnee-Nation und ehemaliger Kavallerie-Scout, in seinen Geburtsstaat Nebraska zurückkehren will. Der Wilde Westen ist jedoch hart und ungerecht. So wird er in Kansas von einem weißen Landbesitzer namens Richard aufgegriffen und festgesetzt. Richard hat einen perfiden Plan, für den er Eli zwingend benötigt. Er ist nämlich auch Gastgeber für Lady Cornelia Locke (Emily Blunt), einer Engländerin, die nach Amerika gereist ist, um den Mörder ihres Sohnes zur Rechenschaft zu ziehen. Mit Taschen voller Bargeld übrigens. Wie sich bald herausstellt, ist Richard jedoch von genau diesem Mörder beauftragt worden, Cornelia Locke zu stoppen und umzubringen. Dem Indigenen Eli soll dann der Mord in die Schuhe geschoben werden. Ein Plan, der scheitert, da sich Eli befreien kann und die Lady aus England vor dem sicheren Tod rettet.

Verbunden durch ein gemeinsames Schicksal

Verbunden durch das gemeinsame Schicksal, beschließt das ungleiche Paar, den Weg nach Norden gemeinsam anzutreten. Eli willigt ein, auf der Suche nach dem Mörder des Sohnes behilflich zu sein. Diese zugegeben etwas konstruierte Situation ist der Ausgang für ein Roadmovie im Wilden Westen der besonderen Art.

Ende der zweiten Folge wird das Duo nämlich schon wieder gesprengt, nachdem sich Lady Locke alleine um zwei verwaiste Kinder kümmert und Eli in große Schwierigkeiten gerät. Hier hört dann auch das Klischeebild des edlen Retters und der hilflosen, reichen Dame auf. Denn jetzt ist es die Lady, die Eli aus einer schwierigen Lage retten muss. Schnell wird dabei klar, dass mit dieser Frau nicht zu spaßen ist.

Emily Blunt mit Pfeil und Bogen vor einem liegenden Pferd.

Emily Blunt spielt eine Lady, mit der nicht zu spaßen ist.

Es entwickelt sich zudem eine immer komplexer werdende Geschichte mit zahlreichen Charakteren, in der Dinge oft nur angedeutet werden. Umso härter trifft es den Zuschauer daher, wenn einem klar wird, warum die Lady auf ihrem Rachefeldzug durch den Wilden Westen auf der einen Seite keine Gnade kennt und trotzdem immer wieder ein großes Herz beweist. Neben wunderschönen Landschaftsaufnahmen stechen vor allem die Leistungen der Schauspieler heraus. Emily Blunt und Chaske Spencer sind erfahrene Hollywood-Akteure und verwandeln jede Szene in großes Kino, während Stephen Rea in einer kleinen Rolle kaum in Erinnerung bleibt. Ganz im Gegensatz zu Rafe Spall, der den ultimativen Bösewicht David Melmont spielt. Sollte in England mal wieder ein besonders fieser Schurke für einen James Bond gesucht werden, Spall wäre nach dieser Leistung ein aussichtsreicher Kandidat.

Rafe Spall mit einem Gewehr in der Hand.

Rafe Spall spielt den ultimativen Bösewicht David Melmont

Kreiert wurde „The English“ vom BAFTA-Preisträger Hugo Blick, der nicht nur das Drehbuch liefert, sondern auch Regie führt. Er ist ebenso verantwortlich für „The Honourable Woman“ mit Maggie Gyllenhaal. Eine Miniserie aus dem Jahr 2014, die sich mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern befasst. Leider flog die Serie damals unter dem Radar und erhielt nie die Aufmerksamkeit, die sie verdient gehabt hätte. Es wäre sehr schade, würde „The English“ ein ähnliches Schicksal ereilen.


„The English“, Mini-Serie von Hugo Blick, sechs Episoden, Emily Blunt, Chaske Spencer, Ciaran Hinds, Stephen Rea, Toby Jones, Rafe Spall,Tom Hughes, Valerie Pachner, William Belleau, bei MagentaTV ab dem 26. November.

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