Theaterpremiere „Loop“Beschwingte KI-Abenteuerreise statt Krisenalltag

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Das Bild zeigt ein Porträt eines Mannes mit Schnurbart und blauen Augen. Der Hintergrund ist grau mit computerhaften neongelben Akzenten. Es wirkt wie ein künstlich erzeugtes Bild.

„Loop“ vom Kölner Künstlerkollektiv „Spiegelberg“

Dem Kölner Künstlerkollektiv „Spiegelberg“ gelingt es mit „Loop“, die Debatte um KI vom apokalyptischen Ballast zu befreien.

Ein Gespenst geht um, das Gespenst der Künstlichen Intelligenz. Ist die KI nun der letzte Sargnagel im Untergangsszenario oder eröffnet die Technik neue Lösungsmöglichkeiten in aktuellen Krisenzeiten?

Das Kölner Künstlerkollektiv „Spiegelberg“ nimmt sich der Frage in „Loop/ AI Art Lab“ mit performativen Mitteln an und verwandelt die Räumlichkeiten des Orangerie-Theaters in ein fantastisch anmutendes Theater-Labor. Gemeinsam mit einer engagierten Laborleiterin (Elisabeth-Marie Leistikow) geht es für die zu aktiven Probanden werdenden Zuschauer in dieser immersiven Theaterinstallation über mehrere Stationen auf einen Parcour als facettenreiche Entwicklungsreise.

Kölner Künstlerkollektiv Spiegelberg macht KI zum Thema

Bevor das Publikum zum Forscher in Sachen Zukunft wird, tauchen aber alle als quasi teambildende Maßnahme in die lethargische Lebenswirklichkeit einer Gesellschaft ein. Maxi Mustermensch thront hier in einem Lebendbild umgeben von einer Armee von Bierflaschen und Pizzakartons auf einem Sofa, teilnahmslos sich dem „Unendlichen Spaß“ wiederholender TV-Bilder ergebend.

Kleine Hörspielinstallationen und Untergangsbotschaften auf einem Postkartenständer köcheln ebenfalls auf trüber Endzeittemperatur. Wie gut, dass bald schon zwei muntere Kaninchen namens Hans und Franz (Georgios Markou und Asim Odobašić) auftauchen, die das Publikum wie das Weiße Kaninchen in „Alice im Wunderland“ in eine neue Welt entführen.

„Loop“ macht das Orangerie-Theater zum Labor

Gruppenweise gilt es nun in dem zum kreativen Labor gewordenen großen Saal der Orangerie mit Hilfe diverser KI Programme und fleißiger Helfer aus dem „Spiegelberg“-Kollektiv ein kurzes Theaterstück zu kreieren. Ein magisch anmutender Kopf, projiziert auf unterschiedliche Leinwände, begleitet wie ein geheimnisvoller, virtueller Mastermind in „The Wizard of Oz“-Manier den kurzen schöpferischen Prozess.

Das Trio aus Elisabeth-Marie Leistikow, Georgios Markou, Asim Odobašić führen dann mit sichtlichem Spaß am Spiel in einer fröhlichen Mischung aus Impro-Show und kindlichen Mitmach-Theater das Resultat der Interaktion zwischen Teilnehmern und KI auf. Dass dabei die Komik und der fröhliche Klamauk statt künstlerischer Tiefe dominieren, mindert nicht den Unterhaltungswert. Gilt es doch, dem Deep-Fake-Monstrum einer manipulativen KI im bewusst naiven Freiraum eines solchen Theaterabends etwas Spielerisches und Positives entgegenzusetzen. Das gelingt „Spiegelberg“ mit dieser beschwingten AI-Abenteuerreise bravourös. Ein echter Atemöffner im apokalyptisch anmutenden Krisenalltag.

Zur Veranstaltung

Loop. Nächste Termine: Orangerie-Theater, 25. – 27.4. 20 Uhr, 28.4. 18 Uhr.

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