Ulrike Kriener wird 65„Habe die falschen Fotos nach Hollywood geschickt“

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Ulrike Kriener

  • Ulrike Kriener ist eine der am meisten beschäftigten TV-Darstellerinnen.
  • Am Sonntag spielt sie die Hauptrolle im ZDF-Film „Weihnachten im Schnee“ (20.15 Uhr).
  • Im Interview erzählt sie, wie es ist, am Heiligen Abend 65 zu werden und warum sie einst falsche Fotos nach Hollywood schickte.

Sie hatten schon sehr früh Weihnachtsstimmung in diesem Jahr?

Ulrike Kriener: Ja, wir haben den Weihnachtsfilm im März gedreht. Das war natürlich sehr kurios.

Ist für Sie Weihnachten ein wichtiges Fest?

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Sehr wichtig, weil ich am 24. Dezember auch Geburtstag haben. Als Kind war das nicht immer so toll, weil da ja eigentlich ein Fest fehlte. Aber ich finde es sehr schön, wenn die Familien zusammenrücken. Was ich wie viele andere nicht mag ist, dass es immer viel zu früh Lebkuchen zu kaufen gibt und der Rummel so groß ist. Aber alles Besinnliche mag ich sehr gern.

Diesmal ist ihr weihnachtlicher Geburtstag ein besonderer. Sie werden 65. Ist das eine Wegmarke?

Das ist für mich nicht besonders. Ich feiere nur runde Geburtstage. Man wird einfach ein Jahr älter. So what. Das einzige Neue ist, dass ich dann bald Rente beziehen kann.

Ist das nicht auch ein komisches Gefühl?

Es ist ein neuer Lebensabschnitt. Aber ich finde das wunderbar, denn dann muss ich mir weniger Sorgen machen, wenn ich mal gerade weniger Rollenangebote habe. Ich kann mir dann Projekte noch sorgfältiger aussuchen. Darauf freue ich mich. Natürlich ist es auch eine Phase des Älterwerdens. Aber das ist kein Grund zum Verzweifeln. Die einzige Möglichkeit, nicht alt zu werden, ist früh zu sterben.

Wencke Myhre ist Gaststar des Films. Wie war sie so?

Sie ist eine bezaubernde Person. Sie war ein Star meiner Kindheit und Jugend. „Knallrotes Gummiboot“ habe ich mit Begeisterung gesungen. Sie jetzt kennenzulernen, war irre schön. Wir haben uns viel unterhalten, sie spricht ein sehr süßes Deutsch.

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Wencke Myhre

Sie sind mit 17 von zuhause weggegangen, haben die Schule geschmissen. „Alles, nur nicht Hausfrau werden“ haben Sie damals gedacht, sagten Sie einmal in einem Interview. Waren Sie rebellisch?

Wir lebten im Ruhrgebiet, mein Vater arbeitete auf der Zeche, meine Mutter war Hausfrau. Da wollte ich raus, wollte mal Freiheit spüren. Aber ich war nie ein Hippie. Ich war eine typische Nach-68erin, wusste aber, dass man für Freiheit auch Geld braucht. Ich habe dann das Abi nachgeholt.

Und wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?

Durch eine große Liebe, einen Musiker. Da bin zum ersten Mal auf die Idee gekommen, etwas Künstlerisches zu machen.

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Das Ensemble von „Weihnachten im Schnee“

Ihren Durchbruch hatten Sie 1985 mit dem Kinofilm „Männer“. Und da fragte sogar Hollywood bei Ihnen an.

Ich war damals in der Künstlervermittlung des Arbeitsamtes gelistet – die gibt es auch heute noch – und über die lag eines Tages eine Anfrage einer amerikanischen Agentur bei mir im Briefkasten. Aber so richtig Lust hatte ich nicht auf Amerika. Nach der dritten Anfrage habe ich dann Fotos geschickt. Unter anderem von meinem Straßentheater. Auf dem Foto hatte ich Rattenschwänze und eine aufgemalte Zahnlücke. Damit wollte ich meine Bandbreite zeigen (lacht). Nach den Fotos habe ich nie wieder etwas von der Agentur gehört.

Die Schauspielerin wurde am 24. Dezember 1954 in Bottrop geboren. Sie ist eine der am meisten beschäftigten TV-Darstellerinnen. Seit 2003 spielt sie unter anderem in der ZDF-Samstagskrimi-Serie „Kommissarin Lucas“. Seit 1992 ist sie mit dem Regisseur und Schauspieler Georg Weber verheiratet. Das Paar hat einen Sohn und lebt in München.

Am Sonntag strahlt das ZDF um 20.15 Uhr das Familiendrama „Weihnachten im Schnee“ aus, in dem Ulrike Kriener die Hauptrolle spielt. (cv)

Dafür sind Sie eines der vertrautesten TV-Gesichter Deutschlands geworden und seit kurzem auch Buchautorin. In „Alles ist Windhauch“ beschäftigen sie sich mit dem Alten Testament. Sind Sie gläubig?

Ich bin katholisch. Ich habe so meine Schwierigkeiten mit einigen Entscheidungen und dem Bodenpersonal der Kirche. Aber ich lasse mir dadurch das, was mir der Glaube in meinem Leben gibt, nicht nehmen.

Spielt dabei der Tod ihres Kindes auch eine Rolle? Ihr Sohn starb 1992 ein Woche nach der Geburt an einem Herzfehler.

Ja, an vielen Tagen der Trauer hat mir der Glaube geholfen. Ich habe damals einen Teil meiner Unbekümmertheit verloren – und da war der Glaube ein großer Trost.

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Sie sind Schirmherrin des ambulanten Kinderhospizes der Malteser. Was machen Sie da genau?

Vor kurzem habe ich zum Beispiel mit den Ehrenamtlichen, die in die Familien gehen, einen Vorleseworkshop gemacht. Ich möchte die öffentliche Wahrnehmung dieser Menschen verstärken und ich möchte, dass die Hilfsangebotes der Malteser mehr ins Bewusstsein kommen.

Sie selbst bleiben aber – abgesehen vom Bildschirm – lieber im Hintergrund?

Ja, rote Teppiche sind so gar nicht meine Sache.

Das Gespräch führte Christiane Vielhaber

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