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Vorstandschef BerlusconiProSiebenSat.1 soll lokaler werden – redaktionelle Freiheit zugesichert

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Kulturstaatsminister Wolfgang Weimer (l) empfängt den italienischen Medien-Unternehmer Pier Silvio Berlusconi. Bei einem Gespräch soll es auch um die Übernahme von Pro7/Sat.1 durch das Unternehmen Media for Europe (MFE) gehen.

Kulturstaatsminister Wolfgang Weimer (l) empfängt den italienischen Medien-Unternehmer Pier Silvio Berlusconi. Bei einem Gespräch soll es auch um die Übernahme von Pro7/Sat.1 durch das Unternehmen Media for Europe (MFE) gehen.

Berlusconi will ProSiebenSat.1 lokaler ausrichten. Redaktionelle Freiheit soll gewahrt bleiben, versichert er beim Kanzleramt-Besuch.

Der italienische Medienkonzern MFE von Pier Silvio Berlusconi steht kurz vor der Mehrheitsübernahme von ProSiebenSat.1. Beim Besuch im Kanzleramt setzt der neue starke Mann hinter dem Senderkonzern auf beruhigende Worte – und eine klare Richtung für die Zukunft.

„Wir möchten ein lokaleres Angebot produzieren und anbieten, das noch stärker auf das deutsche Publikum zugeschnitten ist“, sagte Pier Silvio Berlusconi beim Treffen mit Medienstaatsminister Wolfram Weimer. Gemeint sind mehr Nachrichten, Unterhaltungsshows und Serien aus eigener Produktion – „und im Laufe der Zeit weniger zugekaufte Formate“.

So praktiziere man es bereits erfolgreich in Italien und Spanien. Auch für den deutschen Markt wolle man diesen Weg konsequent weitergehen.

Weimer mahnt: Redaktionelle Unabhängigkeit „nicht antastbar“

Der Medienstaatsminister zeigte sich nach dem Treffen zuversichtlich, aber auch klar in seiner Erwartungshaltung: „Redaktionelle Unabhängigkeit ist von zentraler Bedeutung – sie darf nicht angetastet werden“, erklärte Wolfram Weimer. Genau darauf habe man sich verständigt. Man sei sich einig, „und das ist eine gute Voraussetzung für ein gelingendes Engagement im deutschen Medienmarkt.“

Berlusconi selbst sicherte zu, die „Wahrung redaktioneller und journalistischer Freiheit“ sei für ihn ein zentraler Wert. Man wolle „Pluralität fördern und allen Stimmen Gehör verschaffen.“ Mit dem Namen Berlusconi verbinden sich in Deutschland auch politische Erinnerungen an den 2023 verstorbenen Vater Silvio Berlusconi – Medienmogul und langjähriger Premierminister Italiens.

MFE-Konzern vor Mehrheitsübernahme

Der Zeitpunkt für das Treffen ist brisant: Noch in dieser Woche will Media for Europe (MFE) über den Stand der geplanten Übernahme informieren. Durch den angekündigten Ausstieg eines anderen Großaktionärs hat sich MFE aller Voraussicht nach mehr als 50 Prozent der Anteile an ProSiebenSat.1 gesichert – und damit die Kontrolle.

Bereits 2023 war die Beteiligung über die 25-Prozent-Marke geklettert. Die zuständigen Wettbewerbsbehörden auf EU- und Bundesebene hatten keine Einwände.

Für den Berlusconi-Konzern ist ProSiebenSat.1 mehr als nur ein Investment: Der deutsche Markt soll ein „zentraler Bestandteil der Konzernstrategie“ werden. Im Fokus stehen laut Weimers Sprecher Investitionen in lokale Inhalte und der Aufbau eines europäischen Streaming-Geschäfts. Langfristig will MFE eine gesamteuropäische Sendergruppe etablieren – mit Deutschland als Kernmarkt.