Leserbriefe zum Erscheinungsbild KölnsZum Fremdschämen

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Vor einem bis oben gefüllten Mülleimer liegen Berge von Plastikbechern und anderer Verpackungsmüll. Im Hintergrund befinden sich Menschen auf einer grünen Wiese.

Überquellender Mülleimer in einem Kölner Park

Baustellen und Müll in Köln, über die sich Stadtführer jüngst beklagten, belasten auch unsere Leser und Leserinnen. 

Beschämender Zustand – Köln braucht ein Programm für mehr Sauberkeit – Leitartikel von Carsten Fiedler (17.7.)

Stadtbild Kölns: Desolater Zustand hält schon lange an

Seit vielen Jahren führt mich meine sonntägliche Radtour auch nach Köln. So erreiche ich Rheinpark, Altstadt und Rheinufer gegen elf Uhr. Oft haben zu diesem Zeitpunkt Kreuzfahrtschiffe angelegt, und Touristen, einzeln oder in Gruppen, begeben sich gen Altstadt und Dom. So fallen Köln-Besuchern die überquellenden Abfallbehälter sowie Berge von Flaschen, Pappbechern und Plastikmüll sofort ins Auge. Als ehemaliger Kölner bin ich geschockt und beschämt über diesen desolaten Zustand.

Ich habe in der Vergangenheit mehrfach das Büro der Oberbürgermeisterin angeschrieben und auf diesen unhaltbaren Zustand hingewiesen. Stets erhielt ich die Antwort, dass die Abfallwirtschaftsbetriebe das Problem erkannt hätten und sich um Abhilfe bemühten. Inzwischen habe ich festgestellt, dass sich tatsächlich etwas in dieser Richtung getan hat, aber es ist noch viel Luft nach oben. 

In den 70er Jahren kam ich mit einem Engländer ins Gespräch, der sich über die Sauberkeit in Köln positiv äußerte. Hoffentlich ist er nie wieder zurückgekommen und behält Köln in guter Erinnerung!  Wolfram Kauertz Bergisch Gladbach

Schmutziges Köln: „Wir bringen Gäste lieber nach Bonn und Düsseldorf“

Ihr Leitartikel trifft den Nagel auf den Kopf: Der aktuell schlechte Zustand Kölns ist nur noch zum Fremdschämen. Der Vergleich mit Ferienorten im Ausland trifft es ebenfalls. Danke dafür und dass Sie dies an prominenter Stelle noch einmal ganz deutlich schreiben, nachdem vor kurzem schon Frau Schock-Werner und einige Stadtführer den Zustand konkret benannt und beklagt hatten. Offensichtlich ist außer Lippenbekenntnissen inzwischen noch nichts oder jedenfalls nichts Sichtbares passiert. Sie beschreiben einige wirklich „wunde Punkte“, die sich auch unkompliziert beheben ließen, wenn ... ja, wenn man dies wirklich wollte. Die Stadt muss endlich handeln! Was ist nur los mit der Kölner Verwaltung?

Kommt man in Frankreich in das kleinste Dorf, sagen wir im Périgord oder sogar in der Gascogne, also weit weg von den Touristenströmen an den Küsten, von größeren Städten ganz zu schweigen, erlebt man neu asphaltierte Straßen, saubere Bürgersteige, Park- und Bushaltebuchten  und reibt sich verwundert die Augen, denn noch vor wenigen Jahren liefen dort Hühner, Enten und Gänse frei durch die Gegend. Es wurde massiv in die Infrastruktur investiert, die Kommunen wurden mit ausreichend Geld ausgestattet, sodass sie Menschen in Brot und Arbeit bringen konnten. Das Ergebnis ist überzeugend.

Wann kommen Frau Reker und ihre Helfer und Helferinnen, sicherlich guten Willens, aber vermutlich ohne entsprechende Gestaltungsmacht, endlich raus aus der Komfortzone? Wann bekommen die Kommunen hier im Westen endlich auch die nötigen finanziellen Ressourcen, um tätig werden zu können? Aber es liegt nicht nur am Geld. Wir jedenfalls bringen Gäste lieber nach Bonn oder Düsseldorf, damit sie nicht auf ewig ein schlechtes Bild von unserer einst schönen Heimatstadt mit ihren überreichen Schätzen mit nach Hause nehmen – und natürlich dort entsprechend verbreiten. Der Dom bleibt allerdings weiterhin ein Muss – und da sind wir flugs wieder beim Fremdschämen angekommen.  Margret Schmitz Pulheim

Vermüllung Kölns unzumutbar

Die Zeit bis zu einem Arzttermin wollten meine Frau und ich auf dem Yitzhak-Rabin-Platz verbringen. Die Tische, Bänke und Wege waren jedoch so vermüllt, dass wir uns einen Aufenthalt von auch nur zehn Minuten nicht zumuten wollten. Ich versuche mir vorzustellen, was sich wohl Gäste aus Israel denken, wenn sie sich über das mit dem Namen ihres berühmten Landsmannes verbundenen Plätzchen informieren wollen. Auch unabhängig davon bleibt nur Scham. Hagen Körber Köln

Harte Strafen gegen Verschmutzung Kölns müssen her

In schöner Regelmäßigkeit wird über das Problem der Verschmutzung Kölns berichtet, doch es wird immer schlimmer. Auf die Vernunft der Menschen zu setzen hat noch nie geholfen! Alle Maßnahmen bringen nichts, solange nicht ernsthaft gegen die wirklichen Verursacher vorgegangen wird. Die angedrohten Bußgelder schrecken keinen, zumal sie ja sowieso nicht vollstreckt werden. Harte Strafen müssen her, wie in Singapur, dort klappt das doch prima. Der allergrößte Teil Ihrer Leserschaft wird vermutlich ähnlich denken. Meine Prognose lautet jedoch: Nichts wird sich ändern.  Harald Michelsen Köln

„Der Dom und sein Umfeld sind die Visitenkarte der Stadt“

Schon lange treibt mich die Verschmutzung Kölns um. Die vielen Baustellen, der Dreck in jeder Form, die teils aggressive „Anmache“: All das trägt nicht zu einem positiven Bild der Stadt bei. Ich gebe den Stadtführern recht: Die unvermeidlichen Baustellen könnten ansprechender verkleidet werden, sodass man sehen kann, wie es einmal aussehen wird. In anderen Städten geht das doch auch.

Gegen den Schmutz hilft auch häufiger reinigen und die „Anmache“ könnte mit mehr Polizei- oder Ordnungsamtpräsenz eingeschränkt werden. Ich bin gebürtige Kölnerin und lebe seit meiner Geburt in dieser Stadt. Ich liebe meine Heimatstadt, aber mich stört, dass sich niemand für die Probleme verantwortlich fühlt.

Große Reden schwingen ist das eine, aber Probleme anpacken, und zwar über alle Parteigrenzen hinweg, das wäre wichtig. Der Dom und sein Umfeld sind schließlich die Visitenkarte der Stadt und die sollte pfleglich behandelt werden. Damit Besucher der Stadt ebenso wie ihre Bewohner einen guten Eindruck bekommen, wenn sie aus dem Hauptbahnhof treten und nicht sagen: Einmal und nie wieder!  Lydia Salzsieder Köln

Kölner Stadtbild: Untätigkeit der Stadtverwaltung frustriert

Es ist das alte Lied: In der Stadtverwaltung scheint sich niemand um das Erscheinungsbild von Köln zu kümmern. Immer wieder die Klage, dass es hier so dreckig und ungepflegt ist. Und darauf heißt es, der Stadt sei die Sachlage bekannt. Und? Da kann man nur verzweifeln. Wenn der Geschäftsführer von Köln-Tourismus sagt, dass ihm von negativen Rückmeldungen von Touristen nichts bekannt sei, dann hat er vermutlich beide Ohren und Augen zu. Da wird auf ein Gestaltungshandbuch der Stadt Köln hingewiesen, ohne dass dadurch nur ein Hauch von Verbesserung für Köln-Besucher erkennbar ist. Eine Schande für Köln! Gerrit Kamphuis Köln

Nichts mehr zu spüren von der „Stadt mit Kölschem Lebensgefühl“

Ich stimme den Stadtführern zu: Köln ist nicht nur eine unfassbar schmutzige Stadt, nein, offensichtlich fühlen sich zudem noch viele Kölner in öffentlichen Gremien den Römern verpflichtet und buddeln, was das Zeug hält. Zudem sind rot-weiße Absperrbaken mittlerweile aus Köln nicht mehr wegzudenken. Über die Schildergasse irrlichtern Drogenabhängige. Obdachlose überall. Von „charmanter Stadt“ oder Stadt mit Kölschem Lebensgefühl kann ich nichts spüren, wenn ich in Köln bin. Marianne Magel Leverkusen

Absperrungen und abgehängte Hausfassaden behindern den Blick auf den Kölner Dom.

Absperrungen und Baustellen prägen die Kölner Innenstadt.

Stadtbild: „Das ist nicht mehr mein Köln!“

Ich bin pensionierter Berufsoffizier, bin viel „herumgekommen“ im In- und Ausland. Ich bin gebürtiger Kölner, wohne aber schon sehr lange nicht mehr in Köln, doch die Wurzeln rissen nie ab. Nach jedem meiner teilweise extremen und besonderen Auslandseinsätze war es mir ein Herzensanliegen, zu Fuß über die Hohenzollernbrücke zum Dom zu gehen. Dann ein Spaziergang durch die Innenstadt mit Einkehr in einem Brauhaus.

Nach meiner Pensionierung war ich lange Zeit nicht mehr in Köln. Nun war ich mehrfach wieder in meiner Heimatstadt. Ein City-Spaziergang hat bei mir und meiner Frau allerdings Entsetzen hervorgerufen! Die Innenstadt ist offensichtlich nur noch eine Aneinanderreihung von Baustellen. Baustellen, die bestimmt nicht koordiniert aufeinander in Anlage, Ablauf, geschweige denn Außenwirkung in einer Touristenstadt angelegt wurden und chaotisch wirken.

Bürgersteige und Absperrungen spotten in Aussehen, Verkehrssicherheit und Sinnhaftigkeit jeder Beschreibung. Und alles ist zugemüllt, dreckig, ungepflegt, heruntergekommen und „knüselig“, wie der Rheinländer sagt. Mülleimer, sofern überhaupt vorhanden, kaputt, laufen über, in jeder Pflasterfuge Glasscherben, Zigarettenkippen und Unrat. Rinnsteine, sofern noch erkennbar, zugewachsen oder zugemüllt. Straßenschilder zugesprayt, schief, zugeklebt. Taubendreck allerorten. Ratten am helllichten Tag. 

Es ist auch niemand zu sehen, der die Verursacher von Müll und Kippen in die Schranken weist. Weder Ordnungsamt-Mitarbeiter noch sonstiges städtisches Personal. Auch Polizei Fehlanzeige! Dafür motorisierter Verkehr und noch mehr rücksichtsloser Zweiradverkehr, insbesondere E-Roller in vollen Fußgängerzonen wie Domplatte und Rheinufer. Fast schon ein Wunder, dass dort keine Unfälle normal sind! Über das Verhalten der bettelnden Obdachlosen und die Häufigkeit äußere ich mich nicht. Das ist ein soziales Problem.

Mein Fazit: Der verschmutzte, heruntergekommene, ja schäbige Zustand der Touristenstadt Köln im öffentlichen Bereich, die extreme Häufung von Billigläden, teilweise ungepflegte Außengastronomie und die wenigen bis fehlenden öffentlichen Erklärungstafeln zu historischen Bereichen beschämen mich schon sehr. Leider kann ich meine kölsche Seele nicht an den Nagel hängen wie meinen Beruf – aber das ist nicht mehr mein Köln!  Michael Esser Eitorf

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