Am Werner-Heisenberg-Gymnasium ist der Gebrauch von Handys neuerdings eng reglementiert.
Handyfreie LernumgebungGymnasium in Leverkusen ist seit kurzem „smartphonefrei“

Der Eingang zum Werner-Heisenberg-Gymnasium – hier ein Archivbild
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Seit Mittwoch, 19. November, verschwinden die Smartphones aller 832 Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums zu Beginn jedes Schultags in einer Tasche, die die Jungen und Mädchen zwar bei sich tragen, aber selbst nicht öffnen können. Ohne jede Ausnahme. Denn seit diesem Tag ist die Schule in Lützenkirchen „offiziell smartphonefrei“, wie auf der Schul-Webseite zu lesen steht.
Dabei war es am „Heisenberg“ schon bislang verboten, das Smartphone während der Schulzeit zu benutzen. Nur mit der Einhaltung dieses Verbotes war es offensichtlich schwierig. „Überspitzt formuliert: Eltern und Schule hatten im Hinblick auf eine gute Nutzung des Handys bisher schon dasselbe Ziel, aber dabei nicht gut zusammengearbeitet“, sagt Schulleiter Kai Vrancken zur Einführung der Handytaschen im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. „Das hat uns bewogen zu sagen: Wir müssen konsequenter agieren.“
Deshalb habe die Schule sich im Rahmen eines einjährigen Prozesses schließlich dazu entschieden, die Handytaschen einzuführen. Nach dem Beschluss der Schulkonferenz im Juni habe es eine Zeit gedauert, bis das beauftragte Unternehmen die Handytaschen liefern konnte, so Vrancken. Aber Mitte November war es soweit.
Kein Funksignal in der Tasche
Wie die Handytasche funktioniert, erklären einige Schüler selbst in einem anschaulichen Erklärvideo auf der Schul-Webseite. In die Tasche – signalabgeschirmt, gepolstert und mit einem Magnetverschluss versehen – kommt das Smartphone vor Schulbeginn. Die Jungen und Mädchen tragen sie umgehängt oder in der Schultasche bei sich. Der Verschluss lässt sich per Hand nicht öffnen. Das geht nur mit Entsperrmagneten, die die Lehrerinnen und Lehrer für die letzte Unterrichtsstunde dabei haben. Außerdem hängen auch in der Schule Entsperrmagnete, die zum Schulschluss zugänglich gemacht werden können.

Alle Schülerinnen und Schüler am Werner-Heisenberg-Gymnasium haben seit wenigen Tagen eine solche verschließbare Handytasche.
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Vrancken hat in den ersten Tagen seit der Einführung beobachtet, dass die Mädchen und Jungen der Unterstufe mit der Handytasche gut zurechtkommen. In der Oberstufe haderten dagegen einige mit der Tasche. Den einen oder anderen Versuch, das Handy doch in der Schule zu nutzen, gab es auch schon. Schulleiter Vrancken ist sich dennoch sicher: „Das wird sich eingrooven.“ Er sei unheimlich stolz, dass Eltern und Schüler den Mut hätten, diesen Weg zu gehen. Natürlich sei das Thema kontrovers und die Umsetzung anstrengend. Aber, so sein Appell an die Schülerinnen und Schüler: „Es geht uns darum, euch zu schützen. Wir wollen euch Freiheit wieder zurückschenken, wenn ihr euch darauf einlasst.“
Dass sich smartphonefreie Lernumgebungen positiv auf den Lernerfolg, das Sozialverhalten und das Wohlbefinden oder Sicherheitsgefühl der Kinder und Jugendlichen auswirken, sei wissenschaftlich untermauert. Vrancken weist auch auf Gefahren der Smartphonenutzung für Kinder hin: „Im virtuellen Raum sind die Kinder viel zu oft und zu schnell allein gelassen.“ Dabei geht es um gefährliche Inhalte auf Webseiten, aber auch um Fragen des Schutzes von Persönlichkeitsrechten, wenn Fotos von Mitschülern ungefragt auf sozialen Medien landen.
Im virtuellen Raum sind die Kinder viel zu oft und zu schnell allein gelassen
Wenn Handys sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können, soll ihr Gebrauch am Heisenberg-Gymnasium dagegen auch weiterhin möglich sein, zum Beispiel, wenn es darum geht, ein Foto von einem Unterrichtsprojekt zu machen. Dann entsperrt der zuständige Lehrer die Handytaschen, die Jungen und Mädchen nutzen sie für den Unterricht und anschließend kommen die Handys zurück in die Tasche.
Natürlich werde die Schule den Gebrauch der Handytaschen evaluieren und sich über die Effekte mit Schülern und Eltern austauschen. Der Unterstützung der meisten Eltern auf dem neuen Weg, den die Schule beschreitet, ist sich Schulleiter Vrancken sicher. „Als wir den Eltern der kommenden Fünftklässler im vergangenen Schuljahr die Handytaschen vorgestellt haben, gab es deutlich Applaus.“

