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Problem in VlattenMit dem Abbau der Windräder wurde der Handy-Empfang schlecht

4 min
Auf einem Hügel stehen mehrere Windräder. Eines wird gerade demontiert, der Rotor hängt am Kranhaken.

Drei Windräder bei Vlatten werden derzeit demontiert. An ihrer Stelle werden zwei höhere errichtet.

Bürger in Heimbach-Vlatten klagen über schlechte Handy-Verbindungen. Das Problem besteht, seit drei Windräder abgebaut werden. 

Der Zusammenhang erschließt sich nicht auf den ersten Blick: Bei Heimbach-Vlatten werden derzeit drei Windräder abgebaut, seitdem gibt es Probleme mit dem Mobilfunkempfang. Tatsächlich ist das technisch leicht zu erklären. An einem der Windräder war eine Mobilfunkschüssel – so werden die Antennen einer Mobilfunk-Basisstation genannt – angebracht. Und die ist jetzt weg.

Betroffene müssen sich daher mit ihren Beschwerden direkt an Telefónica wenden.
Daniel Duben, ABO Energy

Beim Unternehmen ABO Energy aus Wiesbaden, das die Windkraftanlagen abbaut, sind einige Beschwerden eingegangen von Bürgern, die beim Telefonieren mit dem Handy keine oder schlechte Verbindung haben. Doch ABO Energy weist die Verantwortung von sich. Die Probleme seien auf ein Versäumnis des Mobilfunkanbieters Telefónica Germany zurückzuführen, sagt Daniel Duben: „Betroffene müssen sich daher mit ihren Beschwerden direkt an Telefónica wenden.“

Der Betreiber der Windräder habe den Mietvertrag mit Telefónica fristgerecht Ende April zum 30. September dieses Jahres gekündigt. ABO Energy habe sich seinerseits frühzeitig beim Mobilfunkanbieter gemeldet, um den Abbau abzustimmen, und schriftlich mitgeteilt, dass ab dem 1. Oktober mit dem Rückbau der Windkraftanlagen begonnen werde.

Telefónica hat die Richtfunkschüssel abgebaut

Es sei keine Reaktion erfolgt. Auch nicht, als der Betreiber der Altanlagen noch mal gebeten habe, sich mit ABO Energy in Verbindung zu setzen: „Auf wiederholte Schreiben unsererseits hat sich Telefónica bis heute nie zurückgemeldet.“ Im Oktober habe Telefónica dann die Richtfunkschüssel abgebaut.

„Gerne hätten wir die Möglichkeit des Aufstellens eines Hilfsmastes oder die Anbringung der Infrastruktur an einer unserer neuen Windenergieanlagen besprochen, um Probleme mit dem Mobilfunkempfang zu vermeiden“, heißt es dazu von ABO Energy. Telefónica hat bis zum späten Mittwochnachmittag Fragen dieser Zeitung zu dem Vorgang nicht beantworten können, weil die Pressestelle des Unternehmens auf eine Rückmeldung der Netztechniker wartete.

Betonfundamente sind drei Meter dick

Die drei Windräder auf den Höhnen zwischen Vlatten, Bürvenich, Hergarten und Berg – das Areal trägt die Bezeichnung „Auf der Warth“ – sind 25 Jahre alt. Der Betreiber hat ABO Energy mit dem Rückbau beauftragt. Der sei übrigens nicht so aufwendig, wie man sich das gemeinhin vorstelle, erklärt Daniel Duben.

Die Betonfundamente, die weggebaggert werden müssten, seien „nur“ drei Meter dick. 90 Prozent des Materials, das beim Rückbau anfalle, werde recycelt. Ein Teil der Stoffe werde im Straßenbau verwendet, andere Rohstoffe wanderten in die Produktion neuer Anlagen. Weil die Lebensdauer von Windrädern begrenzt sei, müsse dafür eine Rückbaubürgschaft hinterlegt werden.

Die zwei Anlagen, die anstelle der drei alten errichtet werden, sollen mehr Leistung liefern. Aber dafür müssen sie auch größer sein: Bei 119 Metern Nabenhöhe ragen sie insgesamt 200 Meter hoch in den Himmel. Die Windräder vom Typ Vestas V162-6.0 sollen laut ABO Energy rund 6,7-mal mehr Strom erzeugen wie die drei Vorgänger.

Sie drehten gleichmäßiger als kleinere Windräder, weil die größeren Rotoren in der Höhe konstanteren Windströmen ausgesetzt seien, sagt Daniel Duben. „Um im Einklang mit benachbarten Windparkplanungen zu bleiben, haben wir die niedrigste Version der V162-Anlagen gewählt“, schreibt das Unternehmen. Die größte Variante dieses Windradtyps sei 250 Meter hoch und wäre laut ABO Energy deutlich profitabler gewesen.


Stadt Heimbach will nicht gegen Windräder klagen

Der Rat der Stadt Heimbach kommt am heutigen Donnerstag, 30. Oktober, 19 Uhr, zu einer Sondersitzung zusammen. Er muss entscheiden, ob er gegen die Baugenehmigung klagt, die der Kreis Düren für vier Windräder erteilt hat. Bis zur ersten Sitzung des neuen Stadtrats kann die Entscheidung nicht warten: Die Frist endet am 6. November. Die Unternehmen REA und Energiekontor haben beim Kreis Düren die Genehmigung für jeweils vier Windräder im Windpark Walbig beantragt. Die Stadt Heimbach hatte ihr Einvernehmen dazu verweigert und gebeten, die Bauanträge zurückzustellen.

Ein Bebauungsplan für das Gebiet ist derzeit noch in Planung, wie Bürgermeister Jochen Weiler erklärt. Es sei im Frühjahr vergangenen Jahres einfach noch zu früh für eine Genehmigung der Windkraftanlagen gewesen. Der Kreis hat sich nun über das fehlende Einvernehmen hinweggesetzt, weil der Bau von Windrädern im Außenbezirk privilegiert sei und in diesem Fall nicht der Flächennutzungsplanung widerspreche.

Im Rahmen des Regionalplans „Erneuerbare Energien“ sehe auch die Bezirksregierung weitere Flächen für Windenergie auf dem Stadtgebiet Heimbachs vor, heißt es in der Beschlussvorlage für die Ratssitzung.Deshalb empfiehlt die Verwaltung, auf eine Klage zu verzichten. „Man muss die Erfolgsaussichten im Blick haben“, sagt Bürgermeister Weiler. Und die seien gering. Außer Prozesskosten werde für die Stadt nichts dabei herauskommen.