Häuser und Bank geplündertBerichte: Banden in Haiti greifen reiche Viertel an – 14 Leichen gefunden

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Bewaffnete Mitglieder der Bande G9 and Family stehen an ihrer Straßensperre im Viertel Delmas 6 in Port-au-Prince, Haiti.

Mächtige Banden wollen die Interimsregierung in Haiti stürzen. Ihre Gewalt hindert den Regierungschef an der Rückkehr.

Der deutsche Botschafter und andere Diplomaten haben Haiti verlassen. Die eskalierende Gewalt breitet sich auf friedliche Viertel aus.

Im Krisenstaat Haiti greift die Gewalt zunehmend auch auf die bislang weitgehend friedlichen Viertel der Oberschicht über. In einem wohlhabenden Vorort von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince sind am Montag 14 Leichen gefunden worden.

Anwohner konnten der Nachrichtenagentur AFP keine näheren Angaben über die Todesumstände machen, aber sie gaben an, dass die Nachbarschaften Laboule und Thomassin im Vortort Petion-Ville seit dem Morgengrauen von bewaffneten Kriminellen angegriffen worden seien. Augenzeugen berichteten, dass Bandenmitglieder eine Bank, eine Tankstelle und Häuser in dem Gebiet angegriffen hätten.

In Vorort von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince sind 14 Leichen gefunden worden

Am Nachmittag waren in Petion-Ville weiterhin Schüsse zu hören. „Sie kamen mit Sturmhauben in ihren Autos, auf Motorrädern, mit ihrem eigenen Krankenwagen und haben die Bevölkerung von Petion-Ville massakriert“, sagte Anwohner Vincent Jean Robert. Ein Richter sei einem Angriff auf sein Haus knapp entkommen, erzählte ein Verwandter des Richters.

„Ich saß auf meinem Motorrad, als sie ankamen und anfingen zu schießen“, sagte ein Motorradtaxifahrer namens Cadet der Nachrichtenagentur AFP. „Wir wissen nicht, ob Banditen oder die Polizei dahinterstecken.“

Als die Polizei die Viertel wieder unter Kontrolle gebracht habe, seien mindestens zehn Leichen auf den Straßen gefunden worden, hieß es in den Berichten.

Krise in Haiti spitz sich weiter zu: Bandengewalt greift auf friedliche Viertel über

Die Krise in Haiti ist in den vergangenen Wochen immer weiter eskaliert. Die mächtigen Banden des Karibikstaats verhinderten zuletzt die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise. Henry trat daraufhin zurück. Derzeit verfügt Haiti über keine funktionierende Regierung. Ein Präsidialrat aus Vertretern verschiedener Parteien und gesellschaftlicher Gruppen soll nun vorübergehend die Amtsgeschäfte übernehmen.

Inzwischen haben die Banden nach Angaben der Vereinten Nationen rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Nach UN-Angaben sind etwa 362.000 Haitianer innerhalb des Landes vertrieben, mehr als die Hälfte davon Kinder. Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Haitis leidet unter akutem Hunger. (dpa)

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