Eines der Opfer schwebte am Sonntagabend noch in Lebensgefahr. König Charles III. und Premierminister Keir Starmer äußerten sich schockiert.
Zehn Verletzte bei Messer-Attacke„Rennt, rennt weg!“ – Zugreisende in England dachten erst an Halloween-Scherz

Ein forensischer Ermittler fotografiert den Tatort auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Huntingdon. Nach einem mutmaßlichen Messerangriff auf mehrere Menschen in einem Zug nahe der Stadt Huntingdon gibt es derzeit keine Hinweise auf einen möglichen Terrorangriff.
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Bei einem Messerangriff in einem Zug in England sind zehn Menschen verletzt worden, einer von ihnen schwebte am Sonntagabend nach Polizeiangaben weiter in Lebensgefahr. Das Motiv des Angriffs war unklar, die Ermittler gingen jedoch nicht von einem terroristischen Hintergrund aus. Die Polizei nahm zunächst zwei Menschen fest, betrachtete am Abend aber nur noch einen Mann als tatverdächtig.
„Rennt, rennt weg! Da ist ein Typ, der sticht auf alle ein!“, schrien Fahrgäste in dem Zug laut dem Bericht des Reisenden Olly Foster. Er habe zunächst an einen Halloween-Scherz gedacht, sagte er dem Sender BBC. Doch dann seien verängstigte Passagiere in seinen Waggon gerannt, überall sei Blut gewesen.
England: Zehn Verletzte bei Messerangriff in Zug - „Hat sich angefühlt wie eine Ewigkeit“
Er habe einen Fahrgast gesehen, der versucht habe, ein kleines Mädchen vor dem Angreifer zu schützen, berichtete Foster weiter. Der ganze Vorfall habe nur einige Minuten gedauert: „Es hat sich aber angefühlt wie eine Ewigkeit.“
Der Angriff ereignete sich am Samstagabend auf der stark frequentierten Zugstrecke zwischen Doncaster in Nordengland und dem Londoner Bahnhof King's Cross. Die von Insassen alarmierte Polizei stoppte den Zug am Bahnhof Huntingdon. Dutzende Rettungsfahrzeuge waren am Bahnhof vor Ort. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah, wie Menschen in Rettungsdecken weggeführt wurden. Ermittler in weißen Schutzanzügen waren die ganze Nacht im Einsatz.
Zu diesem Zeitpunkt deutet nichts darauf hin, dass dies ein terroristischer Vorfall ist.
Am Sonntag wurden erste Erkenntnisse bekanntgegeben: „Zu diesem Zeitpunkt deutet nichts darauf hin, dass dies ein terroristischer Vorfall ist“, sagte Bahnpolizeichef John Loveless. Am Abend erklärte die Bahnpolizei, ein festgenommener 32-Jähriger werde als einziger Verdächtiger eingestuft und bleibe wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Ein zunächst ebenfalls festgenommener 35-Jähriger wurde dagegen auf freien Fuß gesetzt.
Zehn Verletzte wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Bahnmitarbeiter, der versucht hatte den Angreifer zu stoppen, schwebte am Sonntagabend weiter in Lebensgefahr. „Ermittler haben die Überwachungsvideos angesehen und es ist klar, dass sein Eingreifen mehr als heldenhaft war und er zweifellos viele Menschenleben gerettet hat“, erklärte die Polizei.
„Unsere Ermittlungen gehen schnell voran und wir sind zuversichtlich, dass wir im Zusammenhang mit dem Vorfall keine weitere Person mehr suchen“, erklärte der stellvertretende Polizeichef Stuart Cundy.
König Charles III. und Premierminister Keir Starmer äußerten sich schockiert. Beide sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus, Starmer sprach von einem „zutiefst beunruhigenden“ Vorfall. Nach Regierungsangaben hat die Messergewalt in England und Wales seit 2011 stetig zugenommen. Starmer hatte in der Vergangenheit in diesem Zusammenhang bereits von einer „nationalen Krise“ gesprochen.
Im Rahmen der Bemühungen der Labour-Regierung, die Messerkriminalität binnen zehn Jahren zu halbieren, wurden in England und Wales nach jüngsten Angaben des Innenministeriums fast 60.000 Messer beschlagnahmt oder abgegeben. Das Tragen eines Messers in der Öffentlichkeit kann inzwischen mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Zahl der tödlichen Messerangriffe ging nach Angaben der Regierung im vergangenen Jahr um 18 Prozent zurück. (afp)

