Riskantes ManöverBrennender Frachter nach Abschlepp-Aktion auf Ankerplatz angekommen

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Die brennende „Fremantle Highway“ wird vor der niederländischen Küste von anderen Schiffen begleitet.

Die brennende „Fremantle Highway“ wird vor der niederländischen Küste von anderen Schiffen begleitet.

Der brennende Frachter in der Nordsee ist erfolgreich abgeschleppt worden. Das Manöver war riskant. Noch ist die Gefahr nicht gebannt.

Das brennende Frachtschiff „Fremantle Highway“ ist nach einem riskanten Transport entlang der niederländischen Wattenmeerinseln an seinem neuen vorläufigen Ankerplatz angelangt. Das teilte die Wasserbehörde am Montag in Den Haag mit. Die 66 Kilometer lange Fahrt an die neue Position 16 Kilometer nördlich der Wattenmeerinsel Schiermonnikoog dauerte mehrere Stunden, verlief aber ohne Probleme und aufgrund der günstigen Strömung schneller als erwartet.

Jetzt muss an dem deutlich sichereren Ort das Feuer gelöscht werden, bevor nach einem Hafen gesucht werden kann.

Zunächst hatte es am Wochenende geheißen, das Manöver müsse verschoben werden. Als Grund nannte die niederländische Wasserbehörde die Windrichtung und die weiterhin vorhandene Rauchentwicklung auf dem Schiff. Am Sonntagabend änderte sich die Lage offenbar.

Nach Verschiebung: Brennender Frachter in der Nordsee nun doch weggeschleppt

Das Manöver galt als riskant, denn das Schiff mit rund 3800 Autos an Bord brennt noch immer – sollte es auseinanderbrechen oder kentern, droht eine Umweltverseuchung. Dann würden tonnenweise Schadstoffe ins Wasser gelangen und das fragile Ökosystem Wattenmeer verschmutzen – mit ungeahnten Folgen.

Dem deutschen Umweltministerium zufolge befinden sich 1.600 Tonnen Schweröl und weitere 200 Tonnen Marinediesel an Bord. Hinzu kommen mögliche Tankinhalte der transportierten Fahrzeuge sowie Verbrennungsrückstände und Löschwasser. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) teilte bereits vor einigen Tagen mit: „Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer ist ernsthaft in Gefahr. Das gilt es mit allen Kräften zu verhindern.“

Um der Gefahr vorzubeugen, hatten die niederländischen Behörden entschieden, das Frachtschiff an einen sicheren Ort zu schleppen. Dieser liegt im Norden von Amelands östlicher Nachbarinsel Schiermonnikoog. Zwischenzeitlich war das Schiff bereits weiter nach Westen in Richtung Terschelling abgedriftet. Die „Fremantle Highway“ befand sich genau zwischen zwei sehr stark befahrenen Schifffahrtsrouten nach Deutschland.

Nordsee: Abschlepp-Aktion der „Fremantle Highway“ wurde zunächst gestoppt

Der niederländische Infrastruktur-Minister Mark Harbers hatte zuvor in Bezug auf das Abschleppen von einer „anspruchsvollen Aufgabe“ gesprochen. Das Schiff fahre derzeit etwa mit einer Geschwindigkeit von 5,5 Kilometern pro Stunde. Erfahrene Bergungsspezialisten seien im Einsatz. Direkt bei der „Fremantle Highway“ war mit der „Arca“ ein Schiff, das auf die Räumung von Öl auf See spezialisiert ist.

Die Wasserbehörde wollte zunächst am Wochenende aber kein Risiko eingehen. Der Wind treibe Rauchwolken direkt über den Schlepper, hieß es am Samstag. Und das gefährde Sicherheit und Gesundheit der Besatzung, teilte die Behörde mit. Am Sonntagnachmittag hat sich die Lage dann schließlich geändert – und das Manöver wurde begonnen. 

Es werde weiterhin alles getan, um Umweltschäden zu verhindern, sagte die Behörde in Den Haag. Mehrere Schiffe begleiteten den Frachter, darunter auch ein Spezialschiff, das Öl räumen kann. Außerdem sei der Frachter trotz der großen Hitze stabil und auch unter der Wasserlinie intakt.

Brennender Autofrachter vor Ameland: Batterien von E-Autos nur schwer zu löschen

Die unter der Flagge Panamas fahrende „Fremantle Highway“ war in der Nacht zum Mittwoch auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als das Feuer ausbrach. Bei der Evakuierung der Besatzung starb ein Mensch. Brandherd war möglicherweise die Batterie eines elektrischen Autos. Rund 500 E-Autos befinden sich an Bord.

Lithium-Ionen-Batterien, die auch in Laptops und anderen elektronischen Geräten verbaut sind, sind nur schwer zu löschen. Einmal in Brand geraten, können sie nicht mit Wasser oder durch Sauerstoffentzug gelöscht werden. (das/cme/dpa)

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