Ursache unklarDruckabfall an Raumschiff entdeckt – ISS-Astronauten suchen nach Leck

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Der russische Kosmonaut Oleg Artemjew und seine italienische Kollegin Samantha Cristoforetti arbeiten bei einem Außeneinsatz an der Raumstation ISS.

Druckabfall an der ISS: Ein russisches Raumschiff hat Probleme mit seinem Kühlsystem und sorgt für Verzögerungen an Bord. Die Astronauten suchen fieberhaft nach der Ursache.

Ein Leck an einem Raumschiff an der ISS besorgt die Astronauten. Für den Notfall ist bereits ein Evakuierungsplan vorbereitet.

Ein Druckabfall an der internationalen Raumstation ISS bereitet derzeit den Astronauten und der US-Weltraumbehörde Nasa Sorgen. Am Wochenende hatten russische Kosmonauten ein Kühlleck am Raumschiff Progress 82, das derzeit an die ISS angedockt ist, entdeckt. Die Ursache ist derzeit noch unklar, die Nasa und die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos haben bereits einen Evakuierungsplan ausgearbeitet.

Der Druckabfall sei kurz nach dem planmäßigen Andocken des unbemannten Raumschiffs Progress 83, ebenfalls aus Russland, aufgetreten. Das Kontrollzentrum in Moskau habe die Nasa über den Vorfall informiert, der Grund für das Leck im Kühlsystem werde derzeit untersucht, heißt es in einer Mitteilung. „Die Luken zwischen Progress 82 und der ISS sind geöffnet, die Crew ist über den Vorfall informiert.“

DruckabfalI in ISS-Raumschiff: Astronauten suchen nach Ursache

Es bestehe derzeit allerdings keine Gefahr für die Astronauten an Bord. „Wir beobachten alle anderen Systeme an Bord des ISS genau. Derzeit sehen wir keine weiteren Fehler oder Probleme“, schreibt die Nasa in ihrem Statement weiter. Der Vorfall könnte aber die geplanten russischen Missionen zur ISS verzögern oder eine Neuplanung erforderlich machen.

So sollte die offenbar defekte Progress 82 am 17. Februar von der ISS abgedockt werden und anschließend in der Erdatmosphäre verglühen. Kurz danach sollte die Mission Sojus MS-23 in Richtung ISS starten, um die Kosmonauten Dmitri Petelin und Sergej Prokopjew sowie Astronaut Frank Rubio zurück zur Erde zu bringen. Bei der vergangenen Sojus-Mission gab es aber ebenfalls Probleme.

Sojus-Rakete verliert komplette Kühlflüssigkeit

So sorgte ein Leck an der Sojus MS-22 Mitte Dezember dafür, dass das Raumschiff seine gesamte Kühlflüssigkeit verlor. Die Roskosmos führt das Leck auf einen Mikrometeoriteneinschlag zurück. Das Raumschiff steht damit nicht mehr für einen bemannten Rückflug zur Erde zur Verfügung. Ob das auch der Grund für das aktuelle Leck an der Progress 82 ist, ist noch unklar.

Normalerweise dienen die Sojus-Raumschiffe als Rückzugsort für die ISS-Crew, sollte beispielsweise eine Ansammlung von Weltraummüll den Aufenthalt in der Hauptstation gefährden. Im unwahrscheinlichen Fall einer Evakuierung haben Nasa und Roskosmos einen Notfallplan erarbeitet, sollte Sojus MS-23 bis dahin nicht an der Raumstation angedockt haben.

Leck an ISS-Raumschiff: Notfall-Evakuierungsplan von Nasa ausgearbeitet

Prokopjew und Petelin würden dann doch in der Sojus MS-22 zurück zur Erde fliegen, auch wenn der Flug durch das Kühlmittelleck deutlich unangenehmer ist. Rubio würde kurz danach mit einem Raumschiff vom Typ Crew Dragon von Elon Musks Unternehmen SpaceX mitgenommen werden.

Dieser Fall gilt aber als äußerst unwahrscheinlich. Nasa und Roskosmos gehen derzeit davon aus, dass das Leck an der Progress 82 die Arbeit auf der ISS nicht langfristig beeinflussen wird. (shh)

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