Organisator zieht Vergleich zu Kölner KarnevalRassistischer und queerfeindlicher Karnevalswagen sorgt für Skandal

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Ein Karnevalswagen in Sachsen löst bundesweit Empörung aus. Der Veranstalter versteht die Aufregung jedoch nicht.

Ein Karnevalswagen hat beim traditionellen Faschingsumzug im sächsischen Prossen für Empörung und einen Skandal gesorgt. Bilder des Wagens zeigen, wie er mit dem Wort „Asyl-Ranch“ überschrieben ist, auf dem Wagen sind als Indigene verkleidete Menschen zu sehen. Außerdem wurde ein Mann im Regenbogenkostüm an einen Marterpfahl gefesselt.

Der Wagen zog im Rahmen der Schifferfastnacht in Bad Schandau auch durch den Ortsteil Prossen und sorgte für einen Aufschrei in den sozialen Netzwerken. Der Dresdner Stadtrat Stefan Engel (SPD) postete erzürnt ein Video des Umzugs bei Twitter und kommentierte: „Wie eine Gegend trotz großartiger Landschaft ihre Zukunft verspielt.“

Prossen: Rassistischer und queerfeindlicher Karnevalswagen sorgt für Skandal

Neben dem Wort „Asyl-Ranch“ war auf dem Wagen auch noch groß der Spruch „Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland“ zu lesen. Die Verkleidung als Indigene gilt seit Längerem als rassistisch und problematisch.

Beim sogenannten „Redfacing“ malen sich die Verkleideten das Gesicht rot an. Kritiker bemängeln, dass entsprechende Kostüme den Kolonialismus und den damit einhergehenden Rassismus verspotten würden.

Auch der gefesselte Mann im Regenbogen-Kostüm zeigt die deutliche Meinung der Kostümierten auf dem Karnevalswagen in Prossen. Die Regenbogenfahne, ein Symbol für die LGBTQ+-Community, wird dabei symbolhaft angekettet, um ihren vermeintlichen Einfluss auf die Gesellschaft zu mindern. Vor allem unter rechtsextremen Gruppierungen gelten die Regenbogenfarben als Hassobjekt. Die Darstellung auf dem Wagen kann eindeutig als queerfeindlich und homophob gewertet werden.

Prossen: Regenbogen-Mann auf Karnevalswagen gefesselt – Veranstalter zieht Vergleich zu Kölner Karneval

Lydia Engelmann (Grüne), Stadträtin in Freital, zeigte sich ebenfalls entsetzt über die Aktion: „Leider bestätigen die Narren in Prossen ein [...] sächsisches Klischee nur zu gern: DIe Sachsen sind (in Teilen) (r)echte Idioten.“ Das Video des Umzugs wurde mittlerweile mehr als 8000 Mal aufgerufen, Ausschnitte daraus wurden in den sozialen Medien hundertfach geteilt.

Der Organisator der Schifferfastnacht, die Schiffergesellschaft „Elbe“ Prossen e. V., versteht die Aufregung über den Karnevalswagen nicht. „Das ist alles von der Meinungsfreiheit gedeckt. Beim Kölner Karneval fragt auch niemand nach, wenn da die Politik durch den Kakao gezogen wird“, sagt der Vereinsvorsitzende Jens George dem „Spiegel“.

Prossen liegt unmittelbar am Elbufer rund 40 Kilometer südöstlich von Dresden in der Sächsischen Schweiz. Der kleine Ort ist nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. (shh)

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