Kommentar zur BikinifigurKörper + Strand = Beach Body

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Ein Bikinioberteil hängt an einem Geländer.

Bikinis zu tragen bereitet vielen Frauen Angst. (Symbolbild)

Einfach existieren, ohne der Gesellschaft Rechenschaft schuldig zu sein: Gerade in der Sommerzeit gestaltet sich das für Frauen immer noch schwierig.

Die Sommerferien in Nordrhein-Westfalen haben begonnen, die Strandtasche ist gepackt, die Haut mit Sonnenschutzmittel eingecremt, ab an den Strand. Doch halt: Ist auch mein Körper bereit für Bikini und Strand?

Hört man auf die Meinung von Frauenzeitschriften und Fitnessgurus, lautet die Antwort eindeutig nein. Zumindest so lange, bis man mit Hilfe von Workouts und Diätplänen überschüssiges Fett und Gewicht verloren hat. „Summer-Body: Mit drei Workouts schnell zur Top-Strandfigur“, lautet zum Beispiel die Überschrift eines Artikels. „Die 10 besten Bikini-Body-Tipps, die wirklich funktionieren“, heißt es in einem anderen. Und wer Last-Minute-Tipps für seine Traumfigur braucht, klickt vielleicht auf „So bekommst du deinen Bikini-Body in Rekordzeit“.

Spätestens seit „Baywatch“ und den „Victoria's Secret“-Engeln ist das Schönheitsbild von schlanken, braungebrannten, weißen Frauen in Badeanzügen und Unterwäsche tief in unserer Gesellschaft verankert. Wer ein paar Kilos zu viel auf den Rippen hat, hat eben Pech gehabt. Die Botschaft: Nimm erst mal ab, bevor du deinen Körper vor den Augen anderer Menschen zeigst.

TikTok-Trend: #hotgirlsummer

Und es finden sich immer neue Wege, Frauen in ein Schönheitsideal zu pressen. Seit dem verganenen Jahr ist #hotgirlsummer auf der Kurzvideoplattform TikTok angesagt. Videos mit diesem Hashtag haben insgesamt mehr als 3,6 Milliarden Aufrufe (Stand Juni 2023). Zu sehen sind schlanke Frauen im Bikini, die erklären, wie sie zum erstrebenswerten „Hot Girl“ geworden sind. Neben Workout-Routinen finden sich auch Ernährungsempfehlungen und Shopping-Tipps.

Kürzlich erst entbrannte in Köln die Debatte darüber, ob an Schulen bauchfreie Kleidung getragen werden darf. Wieder einmal mischt sich die Gesellschaft in die Entscheidung von Frauen ein, was getragen werden darf und was nicht.

Man sollte meinen, dass Frauen im Jahr 2023 einfach leben können, ohne in ihrem Aussehen einem Schönheitsideal entsprechen zu müssen. Zu viel, zu wenig, zu schlampig, zu bieder, zu dick, zu dünn, zu laut, zu naiv, zu männlich, zu weiblich, zu viel Make-up, zu wenig Make-up. Nur eines wird Frauen selten zugestanden: einfach zu existieren, ohne der Gesellschaft Rechenschaft schuldig zu sein.

Körper + Strand = Beach Body

Was braucht man also für einen Beach Body? Ganz einfach: Man braucht einen Körper am Strand. Für den Bikini Body? Einen Körper im Bikini. Wer abnehmen will, um sich in Bademode wohler zu fühlen, darf das natürlich. Aber es ist an der Zeit, dass Frauenzeitschriften nicht länger mit der Verunsicherung von Frauen Geld machen. 5 Tipps für den Last Minute Beach Body? Nein, danke!

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