28 MessersticheBritische Jugendliche werden nach „verstörendem“ Mord an trans Mädchen schuldig gesprochen

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Eine Frau legt einem Mann ihre Hand auf, der traurig in die Ferne blickt.

Peter Spooner, Vater der ermordeten Teenagerin Brianna Ghey, ringt um seine Fassung, nachdem er für die Medien eine Aussage vor dem Manchester Crown Court getätigt hat.

Für die stellvertretende Chefanklägerin in Manchester seien „die Planung, die Gewalt und das Alter der Mörder unfassbar“.

28 Messerstiche und eine regelrechte Lust zum Töten: Der „verstörende“ Mord an dem 16-jährigen trans Mädchen Brianna Ghey durch zwei Gleichaltrige hatte in Großbritannien für großes Entsetzen gesorgt. Nach einem vierwöchigen Prozess in Manchester sprachen die Geschworenen ihre beiden Angreifer, einen Jungen und ein Mädchen, nun schuldig. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Nach dem Schuldspruch am Mittwoch warnte Richterin Amanda Yip die inzwischen 16-Jährigen, dass sie mit einer lebenslänglichen Haftstrafe rechnen müssen. Es gehe nur noch um die Entscheidung, wie lange sie mindestens in Haft bleiben müssten, bevor ihnen eine vorzeitige Entlassung ermöglicht werde.

Der tödliche Angriff auf Brianna Ghey wurde von den Angeklagten wochenlang besprochen

Brianna Ghey wurde als Junge geboren, lebte aber als Mädchen. Ihre übel zugerichtete Leiche wurde im Februar in einem Park der nordwestenglischen Stadt Warrington gefunden. Die damals 15 Jahre alten Täter hatten mit einem Jagdmesser insgesamt 28 Mal zugestochen - die Ermittler fanden Stichwunden am Kopf, Hals, in der Brust und im Rücken.

Laut der Anklage hatten die Angreifer wochenlang über Gheys Ermordung gesprochen. Acht Tage vorher legte „Mädchen X“, wie die Angeklagte aufgrund ihres Alters genannt werden muss, in einer SMS den 11. Februar als Datum fest und beschrieb detailliert, wie sie vorgehen sollten.

Angeklagte legten „Todesliste“ mit vier anderen Jugendlichen an 

Die beiden 15-Jährigen waren demnach davon besessen, jemanden zu töten. Das Mädchen hatte eine App heruntergeladen, mit der sie Videos über die Folterung und Ermordung echter Menschen sehen konnte. Es beschäftigte sich intensiv mit Serienmördern, machte sich Notizen über deren Methoden und gab zu, „dunkle Fantasien“ über Töten und Folter gehabt zu haben.

Beide erstellten eine „Todesliste“ mit vier anderen Jugendlichen, denen sie schaden wollten. Doch dann hatte Ghey das „Unglück“, sich mit ihrer künftigen Mörderin anzufreunden, die nach den Worten der Staatsanwaltschaft von ihr „besessen“ war.

Stellvertretende Chefanklägerin spricht von „einem der verstörendsten Fälle“, mit denen sie je betraut war

Ghey hatte Tausende von Anhängern auf der Online-Plattform TikTok. In Wirklichkeit aber war sie laut Staatsanwaltschaft ein zurückgezogener, schüchterner und ängstlicher Teenager. Sie hatte demnach mit Depressionen zu kämpfen und verließ nur selten das Haus. Ihrer neuen Freundin aber habe sie vertraut und sei ihr freiwillig in den Park gefolgt, berichtete einer der Ermittler.

Die beiden verurteilten Jugendlichen haben unter anderem autistische Störungen. Der Junge hörte nach seiner Festnahme nach und nach auf zu sprechen, bis er sich gar nicht mehr äußerte.

Die stellvertretende Chefanklägerin Ursula Doyle sprach von „einem der verstörendsten Fälle“, mit denen sie je zu tun hatte. „Die Planung, die Gewalt und das Alter der Mörder sind unfassbar.“

Esther Ghey führt fehlende Reue der Angeklagten an

Vor dem Gerichtsgebäude sprach Gheys Mutter Esther nochmals von ihrer Tochter. Brianna sei „außergewöhnlich, witzig, geistreich und mutig“ gewesen. Während des Prozesses habe es „Momente“ gegeben, in denen sie Mitleid mit den Angeklagten gehabt habe, „weil sie neben unserem Leben auch ihr eigenes Leben ruiniert haben“, fuhr Briannas Mutter fort.

Die Beiden hätten jedoch „keinen Funken Reue“ für ihre Tat gezeigt, deshalb habe sie jegliches Mitleid für sie verloren. Nun sei sie froh, dass sie „viele Jahre in Haft und fern der Gesellschaft verbringen werden“. (afp)

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