Nach Silvesterdebatte„Tim Oliver, Claus-Bernhard...“ – Bundespolizei nennt Vornamen von Tatverdächtigen

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Ein Polizeiabzeichen ist auf einem Ärmel zu sehen.

Ein Polizeiabzeichen ist auf einem Ärmel zu sehen. Nach der Silvester-Debatte sorgte die Bundespolizei mit einer Vornamen-Nennung nun für Wirbel in den sozialen Netzwerken. (Archivbild)

Die Bundespolizei Berlin hat aufgrund häufiger Nachfragen die Vornamen von drei Tatverdächtigen, bei denen Waffen gefunden wurden, veröffentlicht.

Die Bundespolizei in Berlin hat Dienstag in einer ungewöhnlichen Aktion auf Twitter die Vornamen von drei Tatverdächtigen genannt, bei denen zuvor bei Personenkontrollen am vergangenen Wochenende unterschiedlichste Arten von Waffen sichergestellt wurden.

Nachdem die Bundespolizei zunächst lediglich über den Vorfall auf Twitter informiert hatte, legte die Behörde schließlich nach – und zählte in einem weiteren Tweet die Vornamen der Verdächtigen auf. „Ein kleiner Auszug aus dem, was wir am Wochenende bei Kontrollen bei Männern gefunden haben“, hatte die Bundespolizei zunächst auf Twitter geschrieben. „2x Schlagstock, 3x Küchenmesser, 3x Softairwaffe, Kampfmesser, Anscheinswaffe, Fleischhammer, Jagdmesser, Filetiermesser, Stahlkette“ zählten die Beamten die sichergestellten Waffen auf und veröffentlichten ein Foto, das einige der Waffen zeigt.

Nach Silvesterkrawallen: Berliner CDU wollte Vornamen der deutschen Tatverdächtigen wissen

Die Waffen wurden der Mitteilung der Polizei zufolge bei drei Personen am letzten Wochenende unabhängig voneinander aufgefunden. Alle drei Tatverdächtigen seien deutsche Staatsbürger, teilte die Behörde zudem mit. In allen Fällen seien entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, hieß es weiter.

Auf Twitter sorgte die Meldung jedoch schnell für Fragen nach den Vornamen der Tatverdächtigen. Zuvor hatte die Berliner CDU nach den Krawallen in der Silvesternacht bereits nach den Vornamen der deutschen Tatverdächtigen gefragt – und damit große Empörung ausgelöst. Kritiker werten derartige Anfragen als rassistisch, da eine deutsche Staatsangehörigkeit ausreichen müsse, um als Deutscher zu gelten und statistisch erfasst zu werden. Bei der CDU erhoffte man sich offenbar, das durch die Abfrage der Vornamen infrage stellen zu können.

Bundespolizei Berlin gibt Auskunft über Vornamen, „weil uns die Frage (leider) sehr oft gestellt wurde“

Am Mittwoch reagierte die Bundespolizei dann schließlich auf die zahlreichen Anfragen – und veröffentlichte die Vornamen der drei deutschen Tatverdächtigen. „Weil uns die Frage nach den Vornamen der deutschen Staatsangehörigen (leider) sehr oft hier gestellt wurde, hier die Vornamen: Tim Oliver, Andre, Claus-Bernhard“, schrieb die Behörde auf Twitter.

Niklas Schrader, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses für die Linke, kommentierte die Aktion prompt. „Bitte übernehmen Sie, Kommissare der CDU Berlin!“, schrieb Schrader bei Twitter. „Bei den Integrationsverweigerern Tim-Oliver, Andre und Claus-Bernhard wurden Waffen gefunden. Welche ‚zielgerichteten Maßnahmen‘ schlagen sie vor?“

Reaktionen auf Namensnennung: Häme von links, Kritik von rechts

Für Missfallen sorgte die Aktion der Bundespolizei derweil offenbar bei Sympathisanten der AfD. „Wie fühlen sich eigentlich die Polizisten im Einsatz da draußen so, wenn die Social Media und Marketingabteilung sowas postet“, fragte die fraktionslose Bundestagsabgeordnete Joana Cotar, die zuvor der AfD-Fraktion angehört hatte, in Richtung der Polizei. Eine Antwort bekam sie nicht.

In der Silvesternacht war es in Berlin zu erheblichen Krawallen gekommen. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten wurden mit Pyrotechnik beschossen, ein Reisebus wurde in Brand gesetzt. Anschließend entbrannte deshalb in Deutschland eine Debatte über die Krawalle – und auch über Migration und Integration. Auch bei „Markus Lanz“ waren die Krawalle am Dienstagabend Thema. In diesem Kontext steht die Auskunft der Berliner Bundespolizei vom Dienstag.

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