Emmanuel Macron macht sich zum vierten Jahrestag des Brands ein Bild von der Renovierung. Die Kathedrale ist immer noch mit Blei belastet.
Nach BrandNotre-Dame von Paris erstrahlt dank in Köln restaurierter Fenster in buntem Licht

Seit dem verheerenden Großbrand laufen die Wiederaufbauarbeiten auf Hochtouren.
Copyright: dpa
Wenn die Nachmittagssonne auf die Pariser Kathedrale Notre-Dame scheint, dann füllt sich der Innenraum mehr und mehr mit buntem Licht. Kurz vor dem vierten Jahrestag des verheerenden Brandes des gotischen Bauwerks hat der Einbau der riesigen Obergaden-Fenster begonnen. Vier von ihnen wurden etwa ein Jahr lang in der Kölner Dombauhütte restauriert.
Bunte Fenster des Glaskünstlers de Chevalier „erinnern an mittelalterliche Verglasung“
„Es ist schon eine große Ehre, hier in Notre-Dame mitzuarbeiten“, sagt der Glasveredelmeister Felix Busse im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Gemeinsam mit zwei Glasmalern aus dem westfälischen Borchen und einer französischen Restauratorin verbringen sie während der nächsten drei Wochen ihre Arbeitszeit auf einem Gerüst an der Südwand der Kathedrale. „Die Fenster sind etwa 25 Quadratmeter groß und sind je in 80 Scheiben aufgeteilt, die nun nach und nach eingesetzt werden“, erklärt Busse.
Es handelt sich um bunte Fenster des französischen Glaskünstlers Jacques de Chevalier, der sie 1965 geschaffen hatte. „Die abstrakten Flächenkompositionen mit blauen und roten Tönen erinnern an mittelalterliche Verglasungen“, sagt Busse.
Fünf-Sterne-General ist Restaurierungsbeauftragter
Da die Kathedrale noch immer mit Blei belastet ist, müssen die Handwerker beim Verlassen der Baustelle jedes Mal duschen und sämtliche Kleidung wechseln. Bei dem Brand waren 400 Tonnen Blei geschmolzen und teilweise verdampft. „Auch die Fenster mussten vor der eigentlichen Restaurierung erst von Bleistaub befreit werden“, sagt Busse.
Das Feuer hatte die Fenster nur gering beschädigt, aber sie mussten sorgfältig gereinigt und stellenweise ausgebessert werden. Dass die Kölner Dombauhütte an der Restaurierung beteiligt ist, geht auf die Initiative des früheren nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) zurück. Er setzte sich dafür ein, dass die deutschen Spenden in Höhe einer halben Million Euro nach dem Brand von Notre-Dame in ein vorzeigbares Projekt fließen sollten.
Auf französischer Seite stieß das zupackende Hilfsangebot aus Deutschland auf wenig Begeisterung - denn die Restaurierung der Kathedrale wurde zu einer Staatsaffäre. Es gehört zu den französischen Skurrilitäten, dass gerade wegen der Trennung von Kirche und Staat der Staat für den Erhalt der Kirchen zuständig ist. Alle vor 1905 gebauten Kirchen befinden sich in Staatsbesitz. Präsident Emmanuel Macron hatte daher auch einen Fünf-Sterne-General zum Restaurierungsbeauftragten gemacht.
854 Millionen Euro wurden für Restauration gespendet
Insgesamt waren 854 Millionen Euro an Spenden eingegangen, die es effizient einzusetzen galt. Dabei sollte die Kathedrale auch zu einer Vitrine französischer Handwerkskunst werden. Anstatt die deutsche Mithilfe als Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft zu feiern, wurde daher ein großes Geheimnis darum gemacht.
Nun sind die restaurierten Fenster aber zurück in Paris und werden nach und nach von Busse und seinem Team eingebaut. Pünktlich zum Jahrestag soll auch der Sockel des Spitzturms auf das Dach gesetzt werden. Der Dachreiter aus dem 19. Jahrhundert war am 15. April 2019 in Flammen aufgegangen und in das Kirchenschiff hineingestürzt.
Wiedereröffnung von Notre-Dame ist für 8. Dezember 2024 geplant
Im Inneren der Kirche sind die Arbeiten weit vorangeschritten, die Gewölbe sind erneuert, Wände und Wandmalereien gereinigt, ein Teil der Gerüste ist schon abgebaut. Der Kölner Glasveredler ist begeistert. „Es ist alles hell und strahlend, so müssen die Menschen im Mittelalter die Kathedrale erlebt haben“, sagt Busse.
Am Freitag will Macron sich ein Bild vom Stand der Restaurierungen machen. Busse hofft darauf, dass der Präsident dabei auch einen Blick auf die frisch restaurierten Fensterscheiben wirft. Die Wiedereröffnung von Notre-Dame ist für den 8. Dezember 2024 geplant. Für Katholiken ist es passenderweise ein Festtag der Heiligen Maria, der die Kirche geweiht ist. (afp)