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„Pippi Langstrumpf“Was wurde aus Pippi, Tommy, Annika und der „Prusseliese“

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Tommy, Pippi Langstrumpf und Annika erleben jede Menge Abenteuer.

Tommy, Pippi Langstrumpf und Annika erleben jede Menge Abenteuer. (Archivbild)

Der Klassiker von Astrid Lindgren flimmert auch Ostern 2025 wieder über den Bildschirm. Was ist aus den Darstellern geworden?

Pippi Langstrumpf, die unkonventionelle und starke Heldin der gleichnamigen schwedischen Fernsehserie, feierte ihre Premiere vor mehr als einem halben Jahrhundert. Im Jahr 1969 wurde die Serie erstmals im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt und erreichte schnell ein großes Publikum. Die Serie basiert wie „Michel aus Lönneberga“ auf den Büchern von Astrid Lindgren und wurde durch Inger Nilsson in der Rolle der Pippi zu einem internationalen Phänomen. Die Dreharbeiten fanden größtenteils auf der Insel Gotland statt, wobei die Villa Villekulla, bei uns als Villa Kunterbunt bekannt, eine zentrale Rolle spielte.

Die Serie war nicht nur in Schweden sehr beliebt, sondern fand ab 1971 auch in Deutschland ein treues Publikum. Seitdem gehört sie vor allem in der Weihnachtszeit zu den beliebtesten Fernsehklassikern. Doch was ist aus den Schauspielern geworden, die Pippi und Co. gespielt haben?

Inger Nilsson als Pippilotta Viktualia Rollgardina Schokominza Efraims Tochter „Pippi“ Langstrumpf

Inger Nilsson wurde als Pippi Langstrumpf zum Kinderstar.

Inger Nilsson wurde als Pippi Langstrumpf zum Kinderstar. (Archivbild)

Die Rolle der Pippi Langstrumpf war für Inger Nilsson Fluch und Segen zugleich. Als Kind wurde sie durch die Serie weltberühmt, doch nach dem Ende der Dreharbeiten 1970 blieben weitere große Rollen aus. Ein Gesangsversuch 1977 mit der Disco-Single „Keep on Dancing“ brachte nur ihre dünne Stimme zum Vorschein. Nilsson entschied sich später für eine Ausbildung zur Sekretärin, blieb aber der Schauspielerei treu und wirkte gelegentlich in Theaterstücken und kleineren Filmproduktionen mit.

Inger Nilsson im November 2024 bei einer Filmpremiere in Stockholm.

Inger Nilsson im November 2024 bei einer Filmpremiere in Stockholm. (Archivfoto)

Mit der deutsch-schwedischen Krimiserie „Der Kommissar und das Meer“ feierte sie als Gerichtsmedizinerin Ewa Svensson von 2007 bis 2021 ein Comeback, das ihr auch danach Rollen einbrachte. Dass die heute 66-Jährige in Deutschland immer noch so viele Fans hat, erklärte sie 2019 dem „Spiegel“: „Vielleicht, weil es so eine Figur im vernünftigen Deutschland zuvor nicht gab. Ein kleines Mädchen, das die ganze Welt auf den Kopf stellt. Bei Ihnen war Pippi eine ganze Zeit lang sogar populärer als hier in Schweden. Die Deutschen haben Straßen und Gebäude nach ihr benannt. Verrückt!“

Nilsson, die heute in Stockholm lebt, gibt nach wie vor regelmäßig Interviews über ihre Zeit als Pippi Langstrumpf und ist ein gern gesehener Gast auf dem roten Teppich oder bei Nostalgie-Shows. Immer mit dabei: ihr charakteristisches Lachen!


Pär Sundberg als Thomas „Tommy“ Settergren

Auch für Pär Sundberg war die Schauspielerei nur ein kurzes Kapitel in seinem Leben. Für die Rolle des Tommy wurde er zufällig als junger Balletttänzer im Theater entdeckt – zuvor hatte er bereits eine Akrobatenschule und das Kinderballett besucht – und ergänzte das „Pippi“-Team, obwohl er sich selbst nicht für einen besonders talentierten Schauspieler hielt.

Pär Sundberg mit alten Fotos.

Pär Sundberg erinnert sich gern an seine Zeit in der Serie „Pippi Langstrumpf“. (Archivbild)

In einem Interview mit dem „SZ-Magazin“ sagte der heute 68-Jährige: „Ich wollte das nie, ich hatte nicht genug Talent. Außerdem war ich schon mit 13 ausgebrannt.“ Nach den Dreharbeiten kehrte er in ein normales Leben zurück, beendete seine Schauspielkarriere mit 13, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und studierte in Lund. Später leitete er eine Instore-Marketing-Firma in Malmö, die Promotion-Aktionen in Kaufhäusern und Supermärkten organisierte.

Heute lebt Sundberg ledig und ohne Kinder weitgehend zurückgezogen in Spanien, in seinem früheren Zweitwohnsitz in Alicante. Hin und wieder tritt er noch in TV-Shows oder Nostalgiesendungen auf oder gibt Interviews über seine Zeit bei „Pippi Langstrumpf“, hält sich sonst aber aus der Öffentlichkeit heraus.


Maria Persson als Annika Settergren

Nach Abschluss der „Pippi“-Dreharbeiten besuchte Maria Persson die „Calle Flygares teaterskola“, eine Schauspielschule, entschied sich jedoch – ähnlich wie ihr Filmbruder Pär Sundberg – ihre Schauspielkarriere frühzeitig zu beenden. Weitere Rollen über die „Pippi“-Filme und die Serie hinaus übernahm sie nicht. Stattdessen machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. 1980 lernte Persson einen Spanier kennen und zog mit ihm nach Mallorca, wo sie zunächst in der Gastronomie arbeitete und zeitweise eine eigene Bar in Palma führte. Später arbeitete die heute 66-Jährige als Altenpflegerin.

Maria Persson bei einer Pressekonferenz zum Musical „Pippi Langstrumpf“.

Maria Persson bei einer Pressekonferenz zum Musical „Pippi Langstrumpf“. (Archivbild von 2023)

Wegen einer ausgeprägten Arthrose im Knie ist sie seit 2012 arbeitsunfähig und lebt von Krankengeld. Berichten zufolge lebt sie in bescheidenen Verhältnissen auf Mallorca und teilt sich eine kleine Wohnung mit ihrem Sohn und dessen Freundin. Durch eine Crowdfunding-Aktion von Fans kamen 2019 Mittel für eine notwendige Operation zusammen. Für ihre Rolle als Annika erhielt sie – wie ihre jungen Kollegen – damals nur eine Gage von umgerechnet rund 2.000 Euro.


Margot Trooger als Fräulein Prysselius „Prusseliese“

Die vielseitige deutsche Schauspielerin Margot Trooger ist einem breiten Publikum heute fast nur noch durch ihre Rolle als Fräulein Prysselius, genannt „Prusseliese“, in den „Pippi Langstrumpf“-Verfilmungen bekannt. Doch auch schon vorher war sie im Fernsehen eine beliebte Darstellerin, unter anderem in dem Krimiklassiker „Das Halstuch“ (1962), einem der ersten „Straßenfeger“. 1962 und 1963 erhielt sie den bronzenen und silbernen „Bravo-Otto“ und den „Goldenen Bildschirm“.

Margot Trooger spielte das Fräulein Prysselius alias „Prusseliese“.

Margot Trooger spielte das Fräulein Prysselius alias „Prusseliese“. (Archivbild)

Nach den Dreharbeiten in Schweden setzte sie ihre Fernsehkarriere zunächst in Deutschland fort, u.a. im „Tatort“. In den 1970er Jahren zog sich Trooger aus gesundheitlichen Gründen – sie litt an Lungenfibrose – immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Sie lebte zuletzt in Hessen und starb am 24. April 1994 in Mörlenbach.


Beppe Wolgers als Kapitän Langstrumpf

Beppe Wolgers, der in den „Pippi Langstrumpf“-Filmen Pippis abenteuerlustigen Vater Kapitän Efraim Langstrumpf spielte, war der einzige der Hauptdarsteller, der in seiner Heimat bereits ein Star war. Der Schwede war nicht nur Schauspieler, sondern auch Autor, Dichter, Übersetzer, Komponist und Regisseur und zählte seit den 1950er-Jahren zu den prägenden Figuren der schwedischen Kulturszene.

Als Texter ist vor allem sein Beitrag zu Stephen Sondheims Musical „Das Lächeln einer Sommernacht“ von 1966 zu nennen, für das er Zarah Leander zur Mitwirkung bewegte. Für diese Produktion schrieb er unter anderem die Lieder „I Remember“, „Liaisons“ und „The Glamorous Life“, die zu den Höhepunkten der schwedischen Fassung zählten.

Beppe Wolgers wurde als Kapitän Langstrumpf bekannt.

Beppe Wolgers wurde als Kapitän Langstrumpf bekannt. (Archivbild)

Darüber hinaus verfasste er Hunderte Songtexte und sorgte mit schwedischen Versionen internationaler Stücke – etwa „Sakta vi gå genom stan“, der Stockholmer Fassung von „Walkin’ My Baby Back Home“ – für Evergreens, die bis heute im Land bekannt sind.

Neben seiner Arbeit an „Pippi Langstrumpf“ war Wolgers in Schweden als Kinderbuchautor und als Gesicht beliebter Kindersendungen wie „Beppes godnattstund“ im Fernsehen bekannt; mit dem teils animierten Film „Dunderklumpen“ schrieb und spielte er sich zusätzlich in die Herzen des Publikums.

Wolgers starb 1986 im Alter von 57 Jahren in Östersund an einer von einem Magengeschwür verursachten Magenblutung. Er hinterließ seine Frau Kerstin Dunér und vier Kinder; in Strömsund erinnert seit 1999 ein Beppe-Wolgers-Museum an sein Leben und Werk.


Hans Clarin als Donner-Karlsson

Was haben „Pippi Langstrumpf“ und „Pumuckl“ gemeinsam? Beide entstanden unter Mitwirkung von Hans Clarin, der in den „Pippi Langstrumpf“-Filmen den Dieb Donner-Karlsson spielte und dem frechen Kobold seine Stimme lieh. Clarin war nicht nur ein äußerst erfolgreicher Hörspiel- und Synchronsprecher, sondern seit den 50er Jahren auch ein gefeierter Schauspieler, der in Film, Fernsehen und auf der Bühne in den unterschiedlichsten Genres von der Komödie bis zum Drama brillierte. Er starb 2005 im Alter von 75 Jahren.

Der große Hans Clarin stand bis zuletzt vor der Film- und Fernsehkamera.

Der große Hans Clarin stand bis zuletzt vor der Film- und Fernsehkamera. (Archivbild)

Bis zuletzt hatte er unermüdlich vor der Kamera gestanden. Im Jahre 2003 sogar in dem Kinofilm „Pumuckl und sein Zirkusabenteuer“ als Nachfolger von Meister Eder als dessen Cousin Ferdinand Eder. 2002 sagte er im Interview in der Talkshow „Kerner“: „Es ist ein Riesenerfolg gewesen – auch für mich privat. Ich finde es schön über viele Generationen Kindern – manchmal sogar Erwachsenen - Spaß und Freude zu bringen.“


Paul Esser als Blom

Paul Esser spielte in den „Pippi Langstrumpf“-Filmen den Ganoven Blom an der Seite von Hans Clarin. Der Rheinländer war ein erfahrener Theatermann, der es gewohnt war, kantige Typen und eigenwillige Charaktere zu verkörpern. Auch im Fernsehen wurde er häufig als Polizist, Gauner oder grimmiger Zeitgenosse eingesetzt und brachte dabei eine Mischung aus Bedrohlichkeit und trockenem Humor auf den Bildschirm.

Hans Clarin und Paul Esser als die beiden Landstreicher Donner-Karlsson und Blom mit Inger Nilsson als Pippi Langstrumpf in der Verfilmung von 1968 unter der Regie von Olle Hellbom.

Hans Clarin (m) und Paul Esser (r) als die beiden Landstreicher Donner-Karlsson und Blom mit Inger Nilsson als Pippi Langstrumpf in der Verfilmung von 1968 unter der Regie von Olle Hellbom.

Nach seinen Auftritten als Blom blieb Esser vor allem als Theater- und Fernsehschauspieler im Gespräch. In den 1970er Jahren wurde er einem großen Publikum als Berliner „Tatort“-Kommissar Erwin Kasulke bekannt, parallel dazu spielte er in zahlreichen TV-Produktionen und Fernsehfilmen mit. 1963 gründete er in Berlin das Schauspielhaus Hansa, das er viele Jahre leitete und in dem er auch als Regisseur und Charakterdarsteller auf der Bühne stand. Für seine Arbeit erhielt Esser 1981 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. In den 1980er Jahren zog er sich nach und nach aus dem Rampenlicht zurück. Paul Esser starb 1988 im Alter von 74 Jahren auf Teneriffa.


Kleiner Onkel

Das treue Pferd von Pippi Langstrumpf wurde nach den Dreharbeiten zur Serie nicht mehr als Reitpferd eingesetzt. Sein echter Name war Bunting, ein Schimmel-Mix, der einer Familie in der Nähe von Visby auf Gotland gehörte, wo viele Szenen gedreht wurden. Für die Filmaufnahmen wurde er teilweise mit sanften Beruhigungsmitteln behandelt, da die ungewohnten Drehsituationen und das Tragen von Requisiten – etwa Pippis falscher Holzveranda – für ihn sehr stressig waren.

Der Kleine Onkel und die Kinderstars von „Pippi Langstrumpf“.

Der Kleine Onkel und die Kinderstars von „Pippi Langstrumpf“. (Archivbild)

Bunting war ursprünglich völlig weiß, doch das Fell wurde für die Dreharbeiten regelmäßig mit braunen Punkten bemalt, um ihn dem gesprenkelten Pferd aus den Buchillustrationen ähnlicher zu machen. In den Romanen von Astrid Lindgren hatte Pippis Pferd tatsächlich keinen Eigennamen und wurde schlicht „das Pferd“ genannt. Erst die Schauspielerin Inger Nilsson soll während der Dreharbeiten spontan „Lilla Gubben“ („kleiner Kerl“) gerufen haben – ein Spitzname, den Astrid Lindgren anschließend offiziell übernahm.

Nach Abschluss der Dreharbeiten kehrte Bunting auf den Hof seines Besitzers Rudolf Öberg zurück und lebte dort noch viele Jahre. Er wurde liebevoll versorgt, nahm an keinen Film- oder Reitveranstaltungen mehr teil und starb Mitte der 1980er-Jahre im Alter von etwa 24 bis 25 Jahren in einem Stall in der Nähe von Vallentuna, nördlich von Stockholm.


Herr Nilsson

Inger Nilsson trägt ihr Äffchen „Herr Nilsson“ auf der Schulter spazieren.

Inger Nilsson trägt ihr Äffchen „Herr Nilsson“ auf der Schulter spazieren. (Archivbild)

Das Kapuzineräffchen wurde von einem echten Totenkopfäffchen gespielt, dessen Name im wirklichen Leben unbekannt blieb. Das Tier gehörte einer Familie aus Stockholm, die es für die Dreharbeiten an das Filmteam verliehen hatte. Der Affe war nicht speziell für Filmaufnahmen trainiert und reagierte häufig ängstlich oder unruhig auf die ungewohnte Umgebung. Zeitzeugen berichten, dass er Inger Nilsson mehrfach kratzte oder an den Haaren zog, weshalb in einigen Szenen ein ausgestopfter Affe als Ersatz eingesetzt wurde.

Nach Abschluss der Dreharbeiten kehrte der kleine Affe zu seiner Besitzerfamilie zurück. Über sein weiteres Leben oder sein genaues Alter gibt es keine gesicherten Informationen. Inger Nilsson erzählte später, dass das Tier im Grunde nicht bösartig gewesen sei, sondern schlicht überfordert: Gegenüber der Zeitung „Expressen am Sonntag“ sagte sie, er habe einfach Angst gehabt. „Er fühlte sich in meiner Nähe nicht wohl.“