Die Rock-Legende spricht über ihre Karriere, Freundschaften mit Musikikonen wie Morrissey und ihre Abneigung gegen Ruhm und Selfies.
Chrissie Hynde„Ich habe Johnny Rotten auf dem Klo mit einem Ohrring und einem Stück Seife gepierct“

Chrissie Hynde bei einem Live-Auftritt. (Archivbild)
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Rocksängerin Chrissie Hynde, Leadsängerin der Pretenders, hat in einem Interview mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“ über ihr neues Album und ihre lange Karriere gesprochen. Die Idee zu „Duets Special“, das 13 Duette mit prominenten Gaststars enthält, entstand nach einem Gespräch mit dem Ehemann von Rufus Wainwright. Zunächst war ein gemeinsames Projekt mit Wainwright vorgesehen, der den Titel „Always on My Mind“ übernehmen wollte. Hynde weitete das Konzept daraufhin aus und lud weitere Künstler ein.
Chrissie Hynde ist gut mit Morrissey befreundet
Eine besondere Geschichte verbindet sie mit der Band Low. Nachdem sie Mimi Parker († 2022) erzählte, dass sie einen Low-Song mit Debbie Harry aufgenommen hatte, fragte Parker, warum sie nicht direkt gefragt wurde. Hynde schlug später den Song „County Line“ für ein Duett vor, doch Parker war bereits krank. Trotz Hyndes Zusage, auf sie zu warten, verstarb die Musikerin. Schließlich sang Parkers Ehemann Alan Sparhawk den Song, was Hynde als „absolut unglaublich“ bezeichnet.

Chrissie Hynde, Frontfrau der Band The Pretenders, beim Glastonbury Festival. (Archivbild)
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Eine langjährige Freundschaft verbindet Chrissie Hynde mit Morrissey. Die Beziehung begann vor 35 Jahren, als er ihr eine Postkarte schickte und sie auf einen Tee einlud, da beide Vegetarier waren. Sie schätzt ihn als Songwriter und für sein Engagement bei Peta. Hynde betont, dass er sich immer treu geblieben sei und es zwischen ihnen nie zu unüberbrückbaren Differenzen gekommen sei.
Erinnerungen an die Anfänge der Pretenders
Vor der Gründung der Pretenders mit Pete Farndon, James Honeyman-Scott und Martin Chambers hatte Hynde bereits einige Songs in ihrer Dachgeschosswohnung im Londoner Stadtteil Tufnell Park geschrieben. Besonders prägend war der Gitarrist James Honeyman-Scott, der bereits im Alter von 25 Jahren verstarb.
Hynde beschreibt ihn als den entscheidenden Sound der Pretenders, dessen Einfluss bis heute Musiker wie Johnny Marr präge. Auch der bekannte Weihnachtssong „2000 Miles“ entstand ein Jahr nach seinem Tod, als Hynde in einem Hotel in Los Angeles an ihn dachte.
Mit Johnny Rotten auf dem Klo
Auch aus der Punk-Ära teilt Hynde einige Anekdoten. „In dieser Nacht habe ich Johnny Rotten auf dem Klo ein Ohrloch gestochen, indem ich einen Ohrring durch ein Stück Seife gedrückt habe“, erzählte Hynde. Um im Land bleiben zu können, habe sie damals entweder Johnny Rotten oder Sid Vicious einen Heiratsantrag gemacht, was jedoch nie zustande kam.
An Sid Vicious erinnert sie sich als einen „liebenswerten“ Menschen, bevor Drogen und Gewalt sein Leben bestimmten. Sie beobachtete, wie er sich innerhalb von drei Tagen mithilfe von Ramones-Platten das Bassspielen beibrachte.
Rock-Ikone bereut Auftritt in der US-Sitcom „Friends“
Ihren Gastauftritt in der US-Sitcom „Friends“ im Jahr 1995 bereut Hynde bis heute. Ursprünglich sollte sie nur einen Song für die Serie beisteuern, doch die Produzenten schrieben eine ganze Rolle für sie. Der immense Erfolg der Serie führte dazu, dass sie ihre Anonymität verlor.
Plötzlich erkannten sie die Schulkameraden ihrer Kinder. Generell fühle sie sich unwohl, wenn sie um Autogramme oder Selfies gebeten wird. Ein einfaches Nicken oder ein Daumen hoch als Zeichen der Anerkennung sei ihr weitaus lieber. (jag)

