Mit seiner Einschätzung „Das Spiel wird enger“ bringt Steffen Henssler die Anspannung auf den Punkt: Der SAT.1-Kochwettbewerb hat die Top-Ten-Phase erreicht und wird immer unerbittlicher. Wieder stehen Rauswürfe an - und diesmal asiatische Kochaufgaben, die für viel Verwirrung sorgen.
„Das gab's noch nie“Entscheidung von Tim Raue verblüfft bei „The Taste“ das ganze Kochstudio

Was Tim Raue macht, kam wirklich noch nie vor in der Show: Er überrascht sogar die Moderatorin Angelina Kirsch mit seiner Spontan-Entscheidung. (Bild: Joyn/Screenshot)
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Was diesmal das Grundthema der mittlerweile sechsten Folge der „The Taste“-Wettbewerbsreihe ist, bringt Kandidatin Carmen, die ansonsten so seelenruhig-gemütliche Hobbyköchin von der Schwäbischen-Alb, klar auf den Punkt. Denn sie hört man schon im Vorspann zur Sendung aufstöhnen: „Heute bumpert's Herz.“ Und tatsächlich liegen die Nerven blank. „Wir sind in den Top Ten“, sagt ihr Koch-Coach Steffen Henssler: „Das Spiel wird enger.“
Es ist die Phase erreicht, in der man sich eigentlich keine Fehler mehr leisten darf. Und so steigt die Nervosität enorm. Sogar bei sonst so routiniert wirkenden Kandidatinnen wie Anne aus Cuxhaven, die vor Aufregung einen Kochtopf umschüttet - oder zwischenzeitlich am Herd die Übersicht verliert. „Da ist mir mal wieder was angebrannt“, klagt sie, als es merkwürdig riecht an ihrer Kochstation. Und tatsächlich: Als sie den Dampfkochtopf öffnet, sieht sie die dunkle Pampe.

Gast-Köchin Sarah Henke legt Wert darauf, dass die Asia-Löffel nicht zu „europäisch“ schmecken. (Bild: Joyn/Screenshot)
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Gut möglich, dass die Anspannung diesmal mit der Gast-Köchin zu tun hat, die eine Aura von Rätselhaftigkeit mit ins Studio bringt. Es ist Sarah Henke, eine Deutsch-Koreanerin, die im Laufe ihrer Karriere schon zwei Michelin-Sterne erhielt und aktuell zusammen mit ihrem Ehemann, dem Koch Christian Eckhardt, das Restaurant Lemabri in Boppard betreibt. Fleißige „The Taste“-Seherinnen und -Seher kennen sie: Sarah Henke war schon zwei Mal Gast-Juror in der Reihe - auch schon in der allerersten Staffel.
Alles, nur kein Multikulti-Kuddelmuddel!
Und natürlich steht die Starköchin wie keine zweite für die Vielfalt der Asia-Küche. Henke will „keinen typisch europäisch schmeckenden asiatischen Löffel“, vorgesetzt bekommen. Man soll klar herausfinden können, ob es eher thailändischer, vietnamesischer, koreanischer, chinesischer oder japanischer Stil ist. „Ich will eine Länderküche rausschmecken.“

Schärfe, Schärfe, Schärfe: Steffen Henssler verlangt, dass seine Team-Kandidaten die Zurückhaltung beim Würzen endlich aufgeben. (Bild: Joyn/Screenshot)
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Keine leichte Aufgabe, selbst für Profi-Köche wie Cyrill, der zwar ein breites Vorwissen, allerdings eher aus der französischen Küche, mitbringt. „Das Thema Asien liegt mir nicht“, klagt er später. Was nur teilweise erleichternd hinzukommt: Steffen Henssler etwa durchlief einst eine Sushi-Ausbildung und kennt sich mit Asiatischem gut aus. Ganz zu schweigen von Starkoch Tim Raue, der sogar längere Zeit in Asien gelebt und sehr genaue Vorstellungen davon hat, wie was schmecken soll.
Dieses geballte Knowhow hilft, solange die Coaches ihren Schützlingen eben noch helfen können - etwa beim Teamkochen. In der zweiten Runde - beim Solokochen, wenn die Löffel Steffen Henssler, Elif Oskan, Alexander Herrmann und eben Tim Raue vorgesetzt werden müssen - zeigt sich schnell, wer die Gewürzvielfalt Asiens wirklich trifft. Es wird hart geurteilt. Und so schimpft dann Tim Raue schon mal, dass ein offenbar völlig missglückter Löffel geschmeckt habe, wie „ein Unfall auf der Kreuzung“. Autsch!
Cyrill kommt mit den Asia-Aufgaben gar nicht klar

So richtig rund läuft's nicht für Nicole: Sie landet im Entscheidungskochen. (Bild: Joyn/Screenshot)
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Das vernichtende Verdikt trifft übrigens Cyrill aus dem Team Gelb von Alexander Herrmann. Der hätte sich auch lieber mit der Küche der Fränkischen Schweiz befasst, scherzte der Küchenchef und Coach gleich zu Beginn der Sendung. Als ausgewiesener Asienkenner gilt Herrmann jedenfalls nicht.
Was sich diesmal schnell zeigt: Die Achillesferse des Asia-Cookings ist der Umgang mit der Schärfe. Und in der Frage, wie scharf ein Gericht sein darf - oder muss - gibt es in den Teams wirklich sehr unterschiedliche Einschätzungen. Steffen Henssler gibt die Devise aus: „Das muss ballern.“ Dumm nur, dass da offenbar nicht alle gut hinhören.
Vor allem mit seiner Köchin Carmen gerät Steffen in der Schärfe-Frage immer wieder in Konflikt. „Wenn's für mich zu scharf ist, ist es super“, meint die liebenswert zurückhaltende Schwäbin. Der Coach sieht das ganz anders und fordert von Carmen, dass sie immer noch eine Chili-Schippe nachlegt. „Nicht scharf genug“, sagt er wiederholt.

Abschied von Viktor: Elif schickt ihn nach Hause. (Bild: Joyn/Screenshot)
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Und dann gibt es natürlich auch ziemlich unterschiedliche Vorwissensstufen: Keine echte Überraschung, dass Kandidaten wie „Capitano“ Criss oder Pako das Asien-Thema lieben und wie auf Knopfdruck gute Ideen durchspielen. Vor allem der Catering-Unternehmer aus Stuttgart scheint sich gut auszukennen: Pako kreiert ziemlich aufwändige Teigröllchen, für die Spezialkenntnisse erforderlich sind.
Endstation: Sommerrolle! Viktor vermasselt das Teamkochen
Ganz anders dagegen: Viktor. Dem latent chaotische Kandidat aus Team Elif, dessen weitere Zukunft bei „The Taste“ schon mehrfach auf der Kippe stand und der regelmäßig im finalen Entscheidungskochen anzutreffen war, fehlt bei der Asienaufgabe die Inspiration. Er entschließt sich für eine Verlegenheitslösung, obwohl er selbst sagt: „Sommerrolle finde ich immer nur langweilig.“ Und trotzdem bereitet er genau so eine Rolle zu. „Ich wollte mir keinen Superstress geben“, sagt er.

„Das Thema Asien liegt mir nicht“, sagt Cyrill. Er sammelt gleich zwei rote Sterne an und muss ins Entscheidungskochen. (Bild: Joyn/Screenshot)
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Es ist eine Lässigkeit, die sich diesmal rächt. Nach dem Teamkochen steht zwar Viktors Arbeit nicht unmittelbar im Feuer - Elif hatte seinen Löffel gar nicht ausgewählt, sondern eine Thai-Salat-Kreation von Jenny geschickt. Allerdings urteilt Sarah Henke dann doch ziemlich hart: Jennys Löffel ist der schlechteste. Und aus dem Elif-Team muss ein Kandidat gehen. Die Chefin entscheidet schnell: Diesmal muss Viktor tatsächlich für immer die Schürze ablegen. Er verlässt die Showreihe!
Nach dem Solokochen darf sich vor allem Sandra aus dem Henssler-Team freuen: Ihr Löffel verdient sich gleich drei Sterne, die sich die sympathische Profiköchin an die Schürze heften darf. Dafür schlittern Cyrill und Nicole in eine Beinahe-Katastrophe. Beide müssen zum gefürchteten Entscheidungskochen antreten. Und wieder droht ein Rausschmiss.
„Coole Idee“: Sogar Moderatorin Angelina Kirsch staunt über den Tim-Raue-Move
Für die Schlussprüfung hat sich Sarah Henke etwas Kniffliges ausgedacht: Es geht darum, mit den beliebten Asia-Zutaten Zitronengras und Ingwer zu arbeiten - aber genau so, dass beide Zutaten kein gemischtes Geschmacksbild ergeben, sondern klar herauszuschmecken sind.
Vor allem Cyrill gerät ins Flattern und wird von seinem Mentor Alexander Herrmann herumkommandiert. „So ein crazy Stressmoment“, klagt Cyrill. „Ich habe mich zurückversetzt gefühlt wie vor zehn Jahren - das erste Mal in der Küche.“ Und tatsächlich ist die Sorge groß: Was sagt nur Sarah Henke zu den beiden Löffeln?
Doch dann geschieht, was wirklich alle komplett überrascht - und zunächst völlig verwirrt. Tim Raue ist der letzte Coach, der noch über einen Joker verfügt. Theoretisch könnte er sowohl Cyrill als auch Nicole in sein Team holen, falls er den Rettungsbuzzer drückt. Und genau das macht Raue - allerdings bevor Sarah Henke ihr Urteil verkündet hat, welcher der beiden Löffel siegt oder verliert.
Großes Erstaunen nach Tim Raues Buzzern: „Das gab's noch nie“, staunt Pako, als er das verfrühte Akustiksignal im Teilnehmer-Raum hört. „Ich freue mich, wenn jemand in mein Team kommt“, sagt Raue und wirkt dabei erstaunlich väterlich, wo er doch sonst oft so scharf meckern kann. „Coole Idee“, jubelt die Moderatorin Angelina Kirsch, die selbst ein wenig verdutzt wirkt. „Rock 'n' Roll!“
Dann fällt die Entscheidung: Sarah Henke gibt bekannt, dass ihr Nicoles Löffel nicht so gut geschmeckt habe. Eigentlich müsste die Köchin aus Elifs Team die Show verlassen. Doch sie darf ja noch mal wechseln. „Willkommen im neuen Team, im neuen Zuhause“, sagt Tim Raue und schließt Nicole in die Arme. Die staunt nur noch: „Ich habe nicht verloren, ich habe gewonnen.“ (tsch)

