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Druck, Druck, Druck!

3 min
Furioser Episodenfilm „I Am The Greatest“:  In der Folge „Agent of Change“ spielt „Tatort“-Star Mark Waschke einen Manager, der sich im Wortsinne auf der Überholspur befindet.  (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Furioser Episodenfilm „I Am The Greatest“: In der Folge „Agent of Change“ spielt „Tatort“-Star Mark Waschke einen Manager, der sich im Wortsinne auf der Überholspur befindet. (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Das bemerkenswerte Langfilm- oder Seriendebüt „I Am The Greatest“ zeigt die Gedankenwelten von sieben Menschen, die sich in Alltagssituationen überfordert fühlen. Mit Stars wie Mark Waschke oder Katharina Stark erzählen die Kurzfilme bei ZDF und ARTE vom enormen Druck, dem Menschen ausgesetzt sind.

In einer der besten Episoden, „Weil ich ein Kind der Sonne bin“, spielt Katharina Stark (“Deutsches Haus“) eine Studentin, die ein Date hat und sich dabei durch und durch unsicher fühlt. Ihr „Kopfkino“ dreht geradezu durch.  (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

In einer der besten Episoden, „Weil ich ein Kind der Sonne bin“, spielt Katharina Stark (“Deutsches Haus“) eine Studentin, die ein Date hat und sich dabei durch und durch unsicher fühlt. Ihr „Kopfkino“ dreht geradezu durch. (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Man kann Menschen nicht hinter die Stirn gucken, heißt es manchmal. Schon gar nicht, wenn es sich um kurze Begegnungen handelt. Oder wenn sich die anderen, mit denen wir zu tun haben, so verhalten, als wären sie souverän - auch wenn es in ihnen brodelt, kocht oder sich alles zusammenkrampft. Das Filmemacher-Paar Marlene Bischof und Nicolai Zeitler erzählt in sieben Episoden von jeweils fünf bis etwa 20 Minuten Länge, wie es wäre, wenn Gedankenwelten fühl- und hörbar wären. Ab Freitag, 28. November, kann man das furiose Ergebnis „I Am The Greatest“ in der ZDF-Mediathek anschauen. Am Montag, 1. Dezember, 0.50 Uhr, läuft das Ganze dann als Episodenfilm im ZDF. ARTE streamt „I Am The Greatest“ bereits vorab ab Dienstag, 25. November.

Der erste, nur wenige Minuten lange Film „Alles Übel der Welt“ setzt den erzählerischen Ton. Ein junger Mann (Christian Erdt) geht durch eine überfüllte Innenstadt. Warum rempeln ihn ständig Leute (fast) an? Warum guckt der bullige Typ, der da entgegenkommt, so komisch? Es ist eine Situation, die jeder kennt. Plötzlich wirkt der Alltag feindlich. Alle scheinen sich gegen einen verschworen zu haben.

Die finale Episode „I Am The Greatest“ erzählt vom jugendlichen Lenny (Carlo Schmitt, links), der sich in eine Liebe zu Popstar Mo (Thapelo Mashiane) hineinträumt.  (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Die finale Episode „I Am The Greatest“ erzählt vom jugendlichen Lenny (Carlo Schmitt, links), der sich in eine Liebe zu Popstar Mo (Thapelo Mashiane) hineinträumt. (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Der Film spielt nun Fantasien durch: Der bullige Typ muss blutig für seine Aura bezahlen, daneben wird noch eine Frau vor dem Bösen gerettet. Episode zwei, „Eins, Zwei, Drei ...und jetzt?“, trägt sich auf einem Spielplatz zu. Autor und Regisseur Nicolai Zeitler spielt - mit seinem eigenen kleinen Sohn - ein Vater, der sich in diesem Ambiente unwohl fühlt. Was erwarten die Leute von ihm? Warum sind die anderen Kinder und Eltern so merkwürdig? Und hat sein Kind Defizite, die nicht normal sind?

„Tatort“-Star Mark Waschke als Manager auf der Überholspur

Die Folge „Alles Übel der Welt“ setzt den erzählerischen Ton. Ein junger Mann (Christian Erdt) geht durch eine überfüllte Innenstadt. Warum rempeln ihn ständig Leute (fast) an? Warum guckt der bullige Typ, der da entgegenkommt, so komisch?  (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Die Folge „Alles Übel der Welt“ setzt den erzählerischen Ton. Ein junger Mann (Christian Erdt) geht durch eine überfüllte Innenstadt. Warum rempeln ihn ständig Leute (fast) an? Warum guckt der bullige Typ, der da entgegenkommt, so komisch? (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

In einer der besten Episoden, „Weil ich ein Kind der Sonne bin“, spielt Katharina Stark (“Deutsches Haus“) eine Studentin, die ein Date hat und sich dabei durch und durch unsicher fühlt. Ihr „Kopfkino“ dreht geradezu durch. Ebenso furios und einer der besten (kurzen) Gruselfilme aus Deutschland, die man seit langem gesehen hat, ist „Vorsicht, Schnecki“: Ein ängstliches Mädchen fürchtet sich allein in der Wohnung, weil die Mutter (Friederike Ott) ausgegangen ist. In „Agent of Change“ spielt „Tatort“-Star Mark Waschke einen Manager, der sich im Wortsinne auf der Überholspur befindet. Er rast über die Autobahn zu einem Meeting, bei dem man ihn eigentlich gar nicht dabei haben will.

Einer der besten (kurzen) Gruselfilme aus Deutschland, die man seit langem gesehen hat, ist „Vorsicht, Schnecki“: Ein ängstliches Mädchen fürchtet sich allein in der Wohnung, weil die Mutter (Friederike Ott) ausgegangen ist.  (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Einer der besten (kurzen) Gruselfilme aus Deutschland, die man seit langem gesehen hat, ist „Vorsicht, Schnecki“: Ein ängstliches Mädchen fürchtet sich allein in der Wohnung, weil die Mutter (Friederike Ott) ausgegangen ist. (Bild: ZDF / Rebecca Meining)

Der vielleicht komplexeste, teilweilse schwer anzuschauende Film ist „Die Heilung“: Susana Fernandes Genebra spielt eine Frau mittleren Alters, die versucht, über eine Meditation ihre schwierige Persönlichkeit und Beziehung zu durchsteigen und sich einfach mal locker zu machen. Was selten so schwer schien wie in jenen grandios inszenierten Minuten, die ein Abendessen mit Freunden direkt aus der Hölle zeigen. Schließlich erzählt die finale Episode „I Am The Greatest“ vom jugendlichen Lenny (Carlo Schmitt), der sich in eine Liebe zu Popstar Mo (Thapelo Mashiane) hineinträumt.

Sieben furiose Egetrips

Das Kreativpaar Marlene Bischof und Nicolai Zeitler hat schon vor „I Am The Greatest“ mit Kurzfilmen und außergewöhnlichen Werbespots auf sich aufmerksam gemacht. Ihr neuer Episodenfilm sorgt nun erst recht für Gesprächsstoff. Wie die beiden Filmemacher Gedanken in kinoreife Bilder übersetzen und ihre sieben Egotrips furios zu filmischen Kurzgeschichten verdichten und zusammenschneiden, das spielt fast schon in einer eigenen Liga.

Auch wenn das Konzept der Serie oder des Kurzfilms im wahrsten Sinne des Wortes verkopft klingt - diese Serie ist ein fast schon körperliches, intensives Seh-Erlebnis. Man sollte Marlene Bischof und Nicolai Zeitler respektive ihre weiteren Projekte auf der persönlichen To Watch-Liste haben. (tsch)