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Heute läuft im Free-TV der Film, mit dem ein Star-Regisseur sein Vietnam-Trauma verarbeitete

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Sie haben einen mörderischen Auftrag und können sich gegenseitig nicht ausstehen: Sergeant Elias (Willem Dafoe, links) und Sergeant Barnes (Tom Berenger). (Bild: ARD Degeto/Hemdale Film)

Sie haben einen mörderischen Auftrag und können sich gegenseitig nicht ausstehen: Sergeant Elias (Willem Dafoe, links) und Sergeant Barnes (Tom Berenger). (Bild: ARD Degeto/Hemdale Film)

1986 sprach Regisseur Oliver Stone mit seinem Vietnamdrama „Platoon“ das Trauma einer ganzen Nation an. Bis heute hat sein bewegender Film über einen 19-jährigen Soldaten (Charlie Sheen) nichts von seiner abschreckenden Wirkkraft verloren.

Marschierende Soldaten und Verschwörungstheorien sind Oliver Stones Steckenpferde. Das war schon 1986 so. Damals sprach der Star-Regisseur das Trauma einer ganzen Nation mit seinem Vietnamdrama „Platoon“ an. Dabei verarbeitete er seine eigenen Erlebnisse als einfacher Soldat. „Ich wollte die Alltagsrealität eines 19-jährigen Jungen beschreiben, der noch nie im Dschungel gekämpft hatte“, erklärt Oliver Stone, damals 40 Jahre alt. In Vietnam war er als junger Frontkämpfer zweimal verwundet und mit mit zwei Verdienstorden für „außerordentlich mutiges Verhalten in Kampfhandlungen“ geehrt worden.

Der nach seinem Drogen-Absturzt zuletzt wiederaufgetauchte Charlie Sheen verkörpert im Film den jungen Private Chris Taylor, der in eine Einheit (Platoon) mit kampferprobten Männern gesteckt wird. Hier lernt er den Unterschied zwischen Gut und Böse. Zusätzlich zum erbarmungslosen Kriegsgeschehen und der Suche nach „Charlie“ wird er in eine private und tödliche Auseinandersetzung seiner beiden Vorgesetzten Sergeant Barnes (Tom Berenger) und Sergeant Elias (Willem Dafoe) verwickelt. Der eine ist ein blutrünstiger Killer, der andere ein Verfechter der Gerechtigkeit.

Fans warten schon lange auf einen neuen Oliver-Stone-Film

„Platoon“ wurde auf den Philippinen gedreht. Hier mussten die Darsteller vor Beginn einen 13-tägigen Intensivkurs unter schwersten Bedingungen absolvieren. „Der Gedanke war: den Schauspielern die Lebensbedingungen eines Infanteriesoldaten physisch wie psychisch klarzumachen“, sagte Stone. Mögen sich Psychologen den Kopf darüber zerbrechen, wie sich all das auf Charlie Sheens Künstlerseele ausgewirkt hat ...

Um den mit vier Oscars ausgezeichneten Film entbrannte damals jedenfalls eine heiße Diskussion. Kritiker warfen dem Vietnamdrama das Fehlen einer klaren Schuldzuweisung für den Konflikt in Fernost vor und entdeckten amerikanische Helden. Befürworter dagegen sahen es nicht als die Aufgabe Stones, den Ursachen nachzugehen und eine politische Analyse zu bieten. Sie betrachten das Werk als einen Anti-Kriegsfilm, der das Geschehen als barbarisch entlarvt und das Denken, das Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sieht, in Frage stellt.

Auf einen neuen Film von Oliver Stone wartet man indes schon lange. Das Whistleblower-Biopic „Snowden“ entpuppte sich 2016 als Flop an den Kinokassen. Die Arbeit an dem geplanten Drama „White Lies“ soll der notorischer Hollywood-Außenseiter zuletzt abgebrochen haben. Welchem möglichen neuen Projekt sich der 79-Jährige zugewandt hat, wurde nicht bekannt.

„Platoon“ läuft am Samstag, 13. Dezember, 22 Uhr, bei ONE. (tsch)