„Der hat keine Ahnung“Guinness-Buch nimmt Reinhold Messner zwei Rekorde ab

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Die Behauptung des Himalaya-Chronisten Eberhard Jurgalski passt der Bergsteiger-Legende so gar nicht.

Das Guinness-Buch der Rekorde hat Reinhold Messner gleich zwei Weltrekorde aberkannt. Die Bergsteiger-Legende reagierte recht gelassen auf den Verlust der beiden Titel, greift aber gleichzeitig den Himalaya-Chronisten Eberhard Jurgalski an.

Bislang galt Reinhold Messner im Guinness-Buch der Rekorde als der erste Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat - und außerdem als erste Person, die dies ohne Hilfe von Sauerstoff aus der Flasche geschafft hat. Dem ist jetzt nicht mehr so.

Reinhold Messner reagiert gelassen auf Aberkennung – Bergsteiger-Legende tritt aber nach

Gemäß neuer Berechnungen wird nun in der neuen Ausgabe des Buchs dem US-Amerikaner Ed Viesturs dieser Titel zugesprochen, wie die Organisatoren auf ihrer Homepage mitteilten. Messner sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag zu der Entscheidung: „Das interessiert mich nicht, ob mein Name im Guinness-Buch steht.“

Reinhold Messner, der die Aktionen der „Letzte Generation“ verurteilt,  habe zeit seines Lebens nie einen solchen „Weltrekord“ für sich reklamiert. „Einen Rekord, den ich nie in Anspruch genommen habe, kann man mir auch nicht nehmen.“

Reinhold Messner lästert über Himalaya-Chronist: „Der hat keine Ahnung“

Grundlage der Guinness-Entscheidung sind neue Berechnungen mit Geodaten, wonach manche Gipfel bislang nicht korrekt identifiziert wurden. Viele Kletterer hätten deshalb vor Erreichen des „wahren Gipfels“ angehalten.

Der deutsche Himalaya-Chronist Eberhard Jurgalski behauptet schon länger, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel des 8091 Meter hohen Annapurna stand. Seine Berechnungen spielten bei der Entscheidung nun auch eine Rolle.

Chronist: Reinhold Messner war „fünf Meter unter dem Gipfel“

Reinhold Messner sagte dazu: „Der hat keine Ahnung. Der ist kein Experte. Der hat einfach den Berg verwechselt. Natürlich sind wir auf dem Gipfel angekommen.“ Zugleich warf er Jurgalski vor: „Da nutzt jemand meine Bekanntheit, um Verschwörungstheorien zu verbreiten.“ In mehreren Büchern beschreibt Messner, wie er gemeinsam mit Kammerlander den Annapurna-Gipfel erreichte, die Wolkendecke aufriss und sie auch das Basislager sehen konnten.

Jurgalski hingegen kommt auf der Grundlage von Digitaldaten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und Gipfelfotos zu dem Schluss, dass vom Gipfel des Annapurna kein Basislager zu sehen sei: „Messner war an einem Punkt 65 Meter vor und fünf Meter unter dem Gipfel.“

Guinness-Buch streicht Reinhold Messer gleich zwei Rekorde

Bei Guinness bekamen alle von der Änderung betroffenen Rekorde bis Februar 2023 den Zusatz „legacy“ („veraltet“). An erster Stelle steht im Guinness-Buch nun Viesturs, der 2005 mit dem Annapurna seinen letzten fehlenden Achttausender schaffte.

Das Familiengrab der Messners in Südtirol: Hier liegt Vater Sepp Messner, Mutter Maria, Sohn Guenther, 1970 am Anga Parbat vermisst und Sohn Siegfried, 1985 als Bergführer toedlich verunglueckt.

Das Familiengrab der Messners in Südtirol: Hier liegt Vater Sepp Messner, Mutter Maria, Sohn Guenther, 1970 am Anga Parbat vermisst und Sohn Siegfried, 1985 als Bergführer toedlich verunglueckt.

Reinhold Messner verlor seinen Bruder Günther bei einer gemeinsamen Expedition 1970

Unter Bergsteigern gilt als Nonplus-Ultra der Himalaya-Gipfelchroniken „The Himalayan Database“. Darin steht Messners Annapurna-Expedition, die er 1985 zusammen mit Hans Kammerlander unternahm, weiterhin.

Reinhold Messner wurde am 17. September 1944 in Brixen, Südtirol, Italien, geboren. 1970 kehrte Messner von einer Expedition im Westhimalaya auf dem Nanga Parbat ohne seinen Bruder Günther zurück. Ein schwerer Schneesturm hatte das Bergsteiger-Duo überrascht.  (mbr/dpa)

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