Riesen-WaldbrändeBundeswehr geht auf Angriff über

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Heli Brände dpa

Ein Hubschrauber der Bundespolizei transportiert Löschwasser zu einem Brandherd.

Lübtheen – Beim Kampf gegen einen riesigen Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern setzen die Löschkräfte nun verstärkt auf die Hilfe der Bundeswehr. Am Dienstag sollten Räum- und Bergepanzer Schneisen in das Brandgebiet schlagen und so den Feuerwehrleuten sicheren Zugang in das stark munitionsbelastete Gebiet bei Lübtheen verschaffen.

Dafür schicke die Bundeswehr zehn dieser gepanzerten Fahrzeuge in die Brandzone, sagte der Landrat von Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg (SPD). Nach Angaben des Landes-Umweltministers Till Backhaus (SPD) handelt es sich um den größten Waldbrand in der Geschichte des Landes.

„Wir gehen nun von der Verteidigung auf Angriff über“

Bislang sei es darum gegangen, die am Rande des Truppenübungsplatzes gelegenen und zum Teil auch schon geräumten Dörfer vor dem Feuer zu schützen. Dies sei gelungen. „Wir gehen nun von der Verteidigung auf Angriff über“, sagte Sternberg. „Alle Gemeinden, die wir evakuiert haben, sind jetzt so gesichert, dass jetzt erstmal keine Gefahr besteht, dass das Feuer übergreift.“

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Ein Hubschrauber der Bundespolizei transportiert Löschwasser zu einem Brandherd.

Die Zahl der Löschhubschrauber sei am Morgen von vier auf sechs erhöht worden. Laut Sternberg sind inzwischen rund 600 Hektar und damit ein Zehntel des gesamten früheren Übungsgeländes von dem Großfeuer betroffen, das am Sonntag ausgebrochen war. Der Deutsche Feuerwehrverband forderte als Konsequenz aus dem Brand bei Lübtheen und weiteren Bränden eine bessere Ausstattung der Wehren.

Drehende Winde erschweren den Einsatz

„Es wäre gut, wenn wir in Deutschland zehn weitere Hubschrauber mit der Möglichkeit hätten, Außenlastbehälter zu transportieren“, sagte Verbandsvizepräsident Karl-Heinz Knorr am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Nach den Orten Alt Jabel, Jessenitz-Werk und Trebs wurde am Montagabend auch die kleine Gemeinde Volzrade geräumt. Die Orte liegen knapp 50 Kilometer südwestlich von Schwerin. Wegen drehender Winde wollte die Einsatzleitung jegliches Risiko für Menschen vermeiden. Nach Angaben eines Sprecher des Landkreises vom Vormittag waren damit rund 780 Menschen von Evakuierungen betroffen.

Zwölf Wasserwerfer der Polizei im Einsatz

Wie der Chef des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern, Brigadegeneral Gerd Kropf, sagte, werden bei der Planung des Räumpanzer-Einsatzes auch Bundeswehrangehörige zurate gezogen, die auf dem 2013 stillgelegten Übungsplatz tätig waren. „Mit deren Hilfe sollen früher befahrene Wege ausfindig gemacht und dann von Buschwerk befreit werden, damit die Löschfahrzeuge dort vorankommen können“, sagte Kropf. Die Räumpanzer würden von Einheiten im mecklenburgischen Hagenow und in Havelberg in Sachsen-Anhalt gestellt.

Nach den Worten von Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) werden auch zwölf Wasserwerfer der Polizei bei der Brandbekämpfung zum Einsatz kommen. Zudem komme der Bund seinen Hilfszusagen nach, unter anderem bei der Bereitstellung der Hubschrauber, die je zur Hälfte von der Bundeswehr und der Bundespolizei gestellt würden. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wollte am Dienstag ihren Urlaub unterbrechen, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.

Lösungen müssen gefunden werden

Caffier machte erneut deutlich, dass Verbesserungen beim Brandschutz auf munitionsbelasteten Flächen notwendig sind. Es müssten Lösungen gefunden werden, wie man in ganz Deutschland solchen Katastrophen begegnet, technisch und personell, erklärte er.

Kritik gab es am Verhalten einzelner Schaulustiger, die privat Drohnen in das Katastrophengebiet geschickt hätten. Das gefährde den Einsatz der Hubschrauber, sagte Caffier. Laut Landrat Sternberg sind mittlerweile mehr als 2000 Einsatzkräfte an der Brandbekämpfung und Sicherung des Einsatzgebietes beteiligt, gewissermaßen im Schichtbetrieb seien jeweils 500 von ihnen aktiv im Einsatz. Die Polizei ermittelt im Zusammenhang mit dem Großfeuer wegen vorsätzlicher Brandstiftung. (dpa) 

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