Türkei-Wahl könnte nun entschieden seinUltranationalist Ogan will Erdogan bei der Stichwahl unterstützen

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19.05.2023, Türkei, Istanbul: Dieses vom Präsidialamt der Türkei zur Verfügung gestellte Foto zeigt Recep Tayyip Erdoğan (r.), Präsident der Türkei, und Sinan Ogan, ehemaliger Präsidentschaftskandidat der ATA-Allianz. Der im Rennen um das türkische Präsidentenamt ausgeschiedene Drittplatzierte, Sinan Oğangan, will kommende Woche bekannt geben, wen er in der Stichwahl unterstützt.

Recep Tayyip Erdoğan (r.), Staatspräsident der Türkei, wird jetzt von Sinan Oğan, ehemaliger Präsidentschaftskandidat der ATA-Allianz, bei der kommenden Stichwahl unterstützt.

Der ultranationalistische Sinan Ogan ruft seine Wählerschaft dazu auf, für Erdogan bei der Stichwahl zu stimmen. Das könnte entscheidend sein.

Sinan Oğan, der drittplatzierte Präsidentschaftskandidat hinter Recep Tayyip Erdoğan und dessen oppositionellen Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu, gab am Montagnachmittag (22. Mai) bekannt, den amtierenden Staatspräsidenten bei der Stichwahl in der Türkei am kommenden Sonntag (28. Mai) unterstützen zu wollen.

„Ich rufe die Wähler, die im ersten Wahlgang für uns gestimmt haben, auf, im zweiten Wahlgang für Erdoğan zu stimmen“, so der als ultranationalistisch geltende Oğan bei einer Pressekonferenz in Ankara.

Beobachter waren davon ausgegangen, dass seine Wähler ohnehin größtenteils in das Lager von Erdoğan wechseln würden. Erdoğan hatte sich am Freitag mit Oğan in Istanbul getroffen. Oğan hatte eine Wahlempfehlung zuvor an Zusicherungen geknüpft – die habe es aber nicht gegeben, sagte der Politiker am Montag.

Als Gründe seiner Unterstützung für Erdoğan nannte Sinan Oğan die Bekämpfung der kurdischen Terrorgruppe PKK und der Anhänger des Predigers Fetullah Gülen, die ebenfalls in der Türkei als Terrororganisation gelten, sowie die Abschiebung von allen Geflüchteten.

Durch Unterstützung von Oğan könnte Erdoğan 2,8 Millionen Stimmen mehr bekommen

Der parteilose Politiker Oğan ist bei dem ersten Wahlgang für das ultranationalistische ATA-Wahlbündnis angetreten, das sich kurz vor seiner Rede auflöste. Einer der ehemaligen Bündnispartner nannte die Erklärung Oğans dessen „eigene politische Präferenz“, ein anderes Ex-Allianz-Mitglied hatte am Sonntag seine Unterstützung für den Erdogan-Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu von der sozialdemokratischen CHP verkündet.

Oğan saß zuvor im türkischen Parlament für die rechtsextreme MHP. Aus der schied er aus, nachdem er den Kurs der Partei kritisierte: Die MHP sei nicht mehr nationalistisch genug, nachdem sie sich mit der AKP von Erdoğan zu dem derzeit regierenden Wahlbündnis „Volksallianz“ zusammentat.

Bei der ersten Wahlrunde am 12. Mai konnte keiner der beiden Spitzenkandidaten die Mehrheit der Stimmen einholen. Erdoğan lag mit 49,5 Prozent nur knapp vor seinem Herausforderer Kılıçdaroğlu, für den 44,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler wählten.

Sinan Oğan holte nur 5,2 Prozent bei der Präsidentschaftswahl. Seine Wählerschaft gilt als zersplittert. Sollten seine rund 2,8 Millionen Wähler allerdings dem Aufruf folgen und Erdoğan wählen, könnte das Ergebnis der Stichwahl am 28. Mai damit entschieden werden. Und somit würde Recep Tayyip Erdoğan auch für weitere fünf Jahre Staatspräsident der Türkei bleiben.

Kılıçdaroğlu twitterte kurz nach der Ankündigung Oğans, nun sei klar, wer auf der Seite der Türkei stehe und wer das Land verkaufe, ohne Oğan namentlich zu erwähnen. CHP-Chef Kılıçdaroğlu rief rund 8,3 Millionen Nicht-Wähler im Land auf, ihre Stimme abzugeben. (rxa/dpa/AFP)

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