Twitter-Trend #Yasmin13-Jährige protestiert gegen Unterricht mit Ungeimpften

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Die Schülerin der Heinrich Heine-Realschule in Hagen weigert sich mit Ungeimpften in einem Klassenzimmer zu sitzen.

Hagen  – Seit Anfang der Woche besteht eine Schülerin aus Hagen darauf, trotz Kälte auf dem Schulhof unterrichtet zu werden. Die 13-Jährige hat Angst davor, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Das Mädchen wolle nicht länger mit Ungeimpften in einem Klassenzimmer sitzen, sagt die Schülerin gegenüber der Westfälischen Rundschau. Überall würden Ungeimpfte „rausgeschmissen“, sagt sie: „Nur in den Schulen nicht, und das finde ich doof.“

Mehrere Medien hatten bereits über die Siebtklässlerin berichtet, die als Risikopatientin auch nach Dreifach-Impfung einen gemeinsamen Unterricht mit ungeimpften Schülerinnen und Schülern aus Angst vor einer Ansteckung verweigert. Die Schule hatte dem Mädchen Pult und Stuhl auf den Schulhof gestellt, wo sie online am Unterricht teilnahm. Während der Pausen oder zum Aufwärmen nutzte die Schülerin einen freien Raum im Gebäude, wie ein Sprecher der Stadt Hagen schilderte.

Auf der Social-Media-Plattform Twitter ist die Schülerin bereits eine kleine Berühmtheit. Unter dem Hashtag #Yasmin befürworten viele Nutzer den Protest der 13-Jährigen.

Das Jugendamt hingegen wird von vielen Nutzern kritisiert. Dies habe aus Sorge um die Gesundheit eine Stellungnahme des schulpsychologischen Dienstes angeregt, damit der Schule eine Grundlage gegeben wird, Distanzunterricht zu ermöglichen, sagte Stadtsprecher Michael Kaub. Eine längerfristige Unterrichtung auf dem Schulhof werfe angesichts der Jahreszeit die Frage nach dem Gesundheitsschutz und dem Kindeswohl auf. 

„Der Protest ist vielleicht gut gemeint, aber es handelt sich um ein 13-jähriges Kind, das bei Wind und Wetter draußen sitzt und das Ganze nicht überblickt“, sagte Reinhard Goldbach, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales, zu dem das Jugendamt gehört, gegenüber der Westfalenpost. Er habe von einer eventuellen Inobhutnahme gesprochen. Man stehe aber mittlerweile in Kontakt mit der Familie, die sich kooperationsbereit zeige.

Realschule unterstützt die 13-Jährige

Die Realschule war auf dpa-Anfrage zwar zunächst nicht zu erreichen, diese äußerte sich aber schon am Mittwoch auf Twitter zu den Protesten der Schülerin und den eventuellen Maßnahmen des Jugendamtes.

Schulleiterin Corinna Ottmann zeigt im „WDR Aktuelle Stunde“-Interview Verständnis für die Realschülerin.

Auch die Landesschülervertretung NRW kann den Protest des Mädchens gut nachvollziehen. „Es ist aber zugleich ein Armutszeugnis, dass es eine solche Aktion braucht“, sagte Johanna Börgermann vom LSV-Vorstand. Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen müsse es Wechselunterricht geben – und zudem endlich dafür gesorgt werden, dass Online-Unterricht auch zu Hause funktioniere.  

Auf Twitter wird die Hagener Schülerin mittlerweile schon mit der Umweltaktivistin Greta Thunberg verglichen.

Seit Donnerstagvormittag zeichnet sich ein Kompromiss ab. Das sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg am Donnerstag auf dpa-Anfrage nach einem Austausch mit der Leitung der Realschule. Die 13-Jährige solle nun in einem separaten Raum innerhalb des Schulgebäudes online am Unterricht teilnehmen. Man habe durchaus auch Verständnis für die Sorgen des Kindes, es handele sich um eine „gewisse Spagat-Situation.“

Der Sprecher der Bezirksregierung betonte, das Recht auf schulische Bildung sei auch in Pandemie-Zeiten auf „vertretbare, angemessene und vernünftige Art und Weise“ umzusetzen. „Man wird das eng begleiten müssen - mit Sorgfalt, Verständnis, aber auch Konsequenz“, erläuterte Christoph Söbbeler. (lre mit dpa)

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