VulkanausbruchHilfslieferungen auf dem Weg nach Tonga – „Covid-Tsunami“ befürchtet

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Tonga Asche 190122

Gebäude und Vegetation auf Tonga sind nach dem Vulkanausbruch mit Asche bedeckt. 

Wellington – Nach dem durch einen Vulkanausbruch ausgelösten Tsunami hat die Regierung von Tonga Rettungsteams in die am schlimmsten betroffenen Gebiete des Pazifikstaats geschickt, um die Bewohner zu evakuieren. „Der Evakuierungsprozess hat begonnen“, erklärte die Regierung am Dienstag. Demnach wurden Schiffe mit medizinischem Personal, dringend benötigten Vorräten und Zelten entsandt.

Die Regierung sprach im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai von einer „noch nie dagewesene Katastrophe“. Sie bestätigte UN-Angaben, wonach eine bis zu 15 Meter hohe Welle auf die Westküste mehrerer Inseln, darunter auch die Hauptinsel Tongatapu, traf. Ein Dorf auf der Insel Mango wurde vollständig zerstört, während in mehreren anderen Dörfern, die über den gesamten Archipel verstreut sind, nur wenige Häuser noch stehen. Viele Überlebende müssen in Behelfsunterkünften schlafen.

Drei bestätigte Todesopfer nach Tsunami

Unter den drei bislang bestätigten Todesopfern des Unglücks ist eine 50-jährige Britin, die in Tonga eine Hilfsorganisation für Straßenhunde betrieb. Sie sei von der Flutwelle mitgerissen worden, während ihr Mann sich an einem Baum klammern konnte, sagte ihr Bruder dem britischen „Guardian“. Zudem starben eine 65-Jährige auf der Insel Mango und ein 49-Jähriger auf Nomuka. Nach Angaben der Regierung wurden auch mehrere Verletzte gemeldet.

Tonga Explosion 190122

Der Moment des Ausbruchs des Hunga-Tonga-Hunga-Haa'pai auf einer Satellitenaufnahme.

Wegen eines beschädigten Untersee-Kabels ist Tonga weiterhin weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Die Kommunikation läuft über Satellitentelefone. Hilfsflüge können vorerst nicht in Tonga landen, weil die Landebahn des Flughafens mit einer Ascheschicht bedeckt ist. Australien und Neuseeland haben mittlerweile Marineschiffe mit Hilfsgütern auf den Weg nach Tonga geschickt. Während die neuseeländischen Schiffe bereits unterwegs sind und bei guter Wetterlage am Freitag vor Ort eintreffen könnte, soll die australische HMAS Adelaide noch am Mittwoch von Brisbane aus ablegen. Im Fokus der Hilfsleistungen steht die Versorgung mit sauberem Trinkwasser.

Tonga fürchtet „Covid-Tsunami“ durch Hilfsmaßnahmen

Hinsichtlich der Hilfsmaßnahmen gibt es jedoch auch Bedenken im Inselkönigreich. Mit der humanitären Hilfe könnte ein „Covid-Tsunami“ Tonga erreichen, erklärte der tongaische Diplomat Curtis Tuihalangingie gegenüber „ABC“. Der Südseestaat hat während der Corona-Pandemie strenge Quarantänekontrollen eingeführt – bisher kam es zu lediglich einem registrierten Fall von Covid-19.

HMAS Adelaide Tonga 190222

Die australische HMAS Adelaide soll Hilfslieferungen nach Tonga bringen.

Man sei sich der Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie bewusst, erklärte hingegen Sophie Ford, Vertreterin des australischen Roten Kreuz, gegenüber dem "Guardian". Die entsandten Teams sollen demnach die lokalen Hilfsmaßnahmen vor allem aus der Ferne unterstützen.

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Der australische Premierminister hatte unterdessen noch keinen direkten Kontakt mit dem Premierminister von Tonga, um ein formelles Hilfeersuchen zu erhalten, erklärte Scott Morrison am Mittwoch. „Jedes Mal, wenn eine pazifische Nation uns um Unterstützung gebeten hat, haben wir geholfen“, führte Morrison aus. Er hoffe, bald Kontakt zu Siaosi Sovaleni herstellen zu können.

Druckwelle nach Vulkanausbruch in Köln messbar

Der Vulkanausbruch am Samstag war einer der schwersten seit Jahrzehnten und noch im weit entfernten Alaska messbar. In weitem Umkreis im Pazifik gingen Asche und saurer Regen nieder. Die Eruption führte zu Tsunamiwellen, die noch an weit entfernten Küsten von Japan bis in die USA messbar waren. Im mehr als 10.000 Kilometer entfernten Peru ertranken zwei Frauen durch ungewöhnlich hohe Wellen. Auch in Köln war die Druckwelle, die dem Vulkanausbruch auf Tonga folgte, messbar. Der Luftdruck stieg am Samstagabend kurzzeitig um 0,033 bar – ein ungewöhnlich deutlicher Anstieg. (das/afp)

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