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Wetterphänomen über GewässernBodensee jährlich von Wasserhosen betroffen

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Eine Wasserhose zieht am Dienstag (29.7.25) über den Bodensee. Sie war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes etwa eine Stunde zu sehen.

Eine Wasserhose zieht am Dienstag (29.7.25) über den Bodensee. Sie war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes etwa eine Stunde zu sehen.

Wasserhosen sind im Sommer am Bodensee keine Seltenheit und können für Boote und Schwimmer gefährlich werden.

Ein spektakuläres und potenziell gefährliches Wetterphänomen, das zur Familie der Tornados gehört, ist die sogenannte Wasserhose. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) tritt dieses Phänomen über dem Bodensee gar nicht so selten auf. Aufgrund seiner Lage als Flächengewässer ist der Bodensee besonders anfällig dafür. Jens Winninghoff, Experte des DWD für Tornados, berichtet: „Normalerweise registrieren wir dort zwei bis drei Wasserhosen pro Jahr.“

Jährlich werden bundesweit zwischen 40 und 60 Tornados des Typs 2 registriert, häufig entlang der Ost- und Nordseeküste. Mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von etwa 100 Kilometern pro Stunde ist eine Wasserhose keine zu unterschätzende Gefahr: „Mit einem kleinen Boot sollte man nicht in ihre Nähe kommen.“ Auch Schwimmer sollten sich in Sicherheit bringen.

Schwimmer und kleine Boote besonders gefährdet

Die Wasserhosen am Bodensee stellen für große Schiffe keine große Gefahr dar, wie es ein Sprecher der Bodensee Schiffsbetriebe (BSB) erklärt. Trotzdem versuchen die Schiffsführer, ihnen auszuweichen. Auf dem Bodensee sind laut der Katamaran-Reederei ausschließlich erfahrene Schiffsführer im Einsatz. Der Katamaranbetrieb war von dem Wetterereignis am Dienstag nicht betroffen und lief wie geplant ohne Unterbrechungen weiter. Auch bei den Bodensee Schiffsbetrieben gab es keine Zwischenfälle.

Über dem Bodensee war am Dienstagmorgen eine Wasserhose zu sehen. Laut Winninghoff reichte der Wirbel, der über dem Wasser entstand, etwa 800 Meter in die Höhe und hatte einen Durchmesser von 50 Metern. Tornados entstehen, wenn starke Temperaturunterschiede auftreten und Luft nach oben steigt. Dadurch kann eine vertikale Windscherung entstehen, die einen rotierenden Aufwindschlauch bildet, wie vom DWD erklärt.

Tornado ist nicht gleich Tornado

Der Deutsche Wetterdienst hat Tornados der Kategorie 1 und Tornados der Kategorie 2 identifiziert. Bei letzteren handelte es sich am Bodensee um eine Wasserhose, die langsam über das Wasser zog oder sich kaum bewegte. Laut Winninghoff sind sie durch einen Gischtwirbel über dem See und den Wolkentrichter erkennbar, der in kondensierter Form am Wolkenschlauch sichtbar wird.

Tornados vom Typ 1 können Durchmesser von über einem Kilometer erreichen und Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde haben. Diese Tornados bilden sich bei starken und schweren Gewittern. Im Gegensatz dazu benötigt der Typ-2-Tornado keine Gewitter, um entstehen zu können. Eine Schauerzelle genügt, um ihn zu formen.

Für den Begriff Tornado existieren auch andere Bezeichnungen: Großtrombe, Windhose (Tornado über Land), Wasserhose (Tornado über Meer oder großen Binnenseen) bzw. Twister (Tornadobezeichnung im englischen Sprachraum). In Mitteleuropa sind solch extreme Luftmassenunterschiede seltener. Deswegen treten hier auch deutlich weniger Tornados auf als in den Vereinigten Staaten von Amerika. (dpa)