US-Rapper erschossenGrausames Ende einer kurzen Karriere für XXXTentacion

Lesezeit 2 Minuten
XXXTentacion

 XXXTentacion

Köln/Los Angeles – Es ist das letzte Bild eines kurzen, gewalttätigen und doch bemerkenswerten Lebens: Ein Passant fühlt Jahseh Onfroys Puls, der leblose Körper liegt auf dem Fahrersitz eines schwarzen BMW-Sportwagens, der  mit offenen Flügeltüren vor einem Motorradgeschäft in Deerfield Beach im Süden des US-Bundesstaates Florida parkt.

Sein Markenzeichen waren die Gesichtstattoos

Erst im März hatte Onfroy mit dem zweiten Album unter seinem Künstlernamen XXXTentacion die Spitze der amerikanischen Billboard-Charts erreicht. Onfroy gehörte zur Generation der sogenannten Soundcloud-Rapper, so genannt, weil sie ihre Tracks zuerst auf der Plattform des gleichnamigen Online-Musikdienstes veröffentlichen.

Es gibt noch einige andere Gemeinsamkeiten; etwa die Gesichtstattoos; die gefährliche Vorliebe für Xanax, das starke Beruhigungsmittel, das eigentlich zur kurzfristigen Bekämpfung von Angst- und Depressionszuständen eingesetzt wird; schließlich eine nihilistische Grundeinstellung zum Leben: Andere Hip-Hopper mögen mit ihren Besitztümern prahlen, Soundcloud-Rapper stellen ihre innere Traurigkeit aus – XXXTentacions größter Hit hieß schlicht „Sad!“ –  bis hin zum Flirt mit dem Suizid.

Alles zum Thema Musik

Er landete mehrmals im Gefängnis

Onfroy ist der Prominenteste unter ihnen, aber auch der Umstrittenste. 1998 in Plantation, Florida geboren, und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, landet er immer wieder in Jugendstrafanstalten. Zurück in der Freiheit sucht er einen Ausweg in der Musik, zusammen mit dem Rap-Kollektiv Members Only und alleine.

Mit „Look at Me!“ gelingt dem damals 17-Jährigen gegen Ende des Jahres  2015 tatsächlich ein kleiner Hit. Doch ein halbes Jahr später sitzt er wieder hinter Gittern, diesmal wegen bewaffneten Raubüberfalls und sitzt, kurz nachdem er entlassen worden war,  erneut, diesmal weil er seine schwangere Freundin schwer misshandelt haben soll. 

Spotify wollte seine Musik kurzfristig sperren

Verstörenderweise bedeuten diese Vorfälle nicht das Ende einer kurzen Karriere, sondern befeuern XXXTentacions Ruhm. Seine junge Fangemeinde verteidigt den Rapper gegen jedes bessere Wissen. Als Spotify erklärt, Onfroys Musik aufgrund seines privaten Gebarens nicht länger anzubieten, muss sich der Streamingdienst bald darauf dem Druck auch prominenter Verteidiger wie Kendrick Lamar und Kanye West beugen. Allein „Sad!“ wird hier 270 Millionen Mal gestreamt. 

Vergangenen Montag um kurz vor 16 Uhr, erklärt der örtliche Sheriff, überfallen zwei bewaffnete Männer Onfroy, als der gerade den Motorradladen verlässt. Einer der Verdächtigen schießt, beide fliehen in einem schwarzen SUV. Eine Stunde später wird  Jahseh Onfroy im Krankenhaus von Deerfield Beach für tot erklärt. Er ist nur 20 Jahre alt geworden.

KStA abonnieren