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Russisches StraflagerKreml-Kritiker Alexej Nawalny nach mehr als zwei Wochen wieder aufgetaucht

Lesezeit 2 Minuten
Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in einer Zelle vor einer Gerichtsverhandlung.

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in einer Zelle vor einer Gerichtsverhandlung. Er war mehr als zwei Wochen verschwunden, nun ist er wieder aufgetaucht. (Archivbild)

Das Team um den berühmtesten Kritiker Wladimir Putins hatte „große Sorge“ geäußert und eine Belohnung für Hinweise ausgelobt.

Der seit mehr als zwei Wochen gesuchte Kremlgegner Alexej Nawalny ist wieder aufgetaucht. Er sei in das Straflager IK-3 in Charp im Norden Russlands im Automonen Kreis der Jamal-Nenzen verlegt worden, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Montag im Nachrichtendienst X (vormals Twitter) mit.

Die entlegene Ortschaft Charp mit rund 5000 Einwohnern liegt nördlich des arktischen Polarkreises, in ihr befinden sich mehrere Strafkolonien. In Charp befindet sich eine solche Kolonie, die Nummer 18, die auch den Namen „Polareule“ trägt. Nawalny befindet sich nach Angaben seiner Sprecherin aber in einer anderen Kolonie, sein genauer Aufenthaltsort ist wohl auch aus Sicherhtisgründen derzeit unklar.

Kritik am Kreml: Alexej Nawalny sitzt 19-jährige Haftstrafe wegen „Extremismus“ ab

Der Anti-Korruptionsaktivist Nawalny sitzt derzeit eine 19-jährige Haftstrafe ab, im Sommer war er wegen „Extremismus“ verurteilt worden. Angehörige und Mitstreiter hatten seit Anfang Dezember nichts mehr von ihm gehört, eine Verlegung aus seinem bisherigen, rund 250 Kilometer von Moskau entfernten Haftort, hatte als wahrscheinlich gegolten.

Gemäß dem im Sommer gegen ihn ergangenen Urteil muss Nawalny seine Strafe in einer Kolonie mit schärferen Haftbedingungen verbringen. Diese sind üblicherweise nur für lebenslänglich Verurteilte und besonders gefährliche Gefangene vorgesehen.

Verschwundener Alexei Nawalny: Team des Kreml-Kritikers kritisiert Richter und lobte Belohnung aus

Seine Sprecherin Jarmysch hatte immer wieder Statusmeldungen zum Kreml-Kritiker geteilt, international gab es Solidaritätsbekundungen mit Nawalny. Nawalny, der auch noch zu Gerichtsverhandlungen erwartet wird, konnte an mehreren Prozesstagen nicht erscheinen, der zuständige Richter forderte zur Aufklärung des Falls auf. Die russischen Gerichte führten Nawalnys Verschwinden zunächst als „elektronischen Fehler“.

Die Juristen des Oppositionellen hatten kritisiert, dass das Gericht damit gegen russische Gesetze verstoße. „Der Richter hat sich einfach der Pflicht der Rechtsprechung entledigt, anstatt das Erscheinen des Klägers sicherzustellen“, teilten Nawalnys Juristen mit.

Nawalnys Team hatte eine Belohnung für Hinweise auf Nawalnys Aufenthaltsort ausgelobt. „Im Moment haben wir noch Hoffnung, dass irgendjemand uns Informationen geben kann“, teilte seine Sprecherin vor einigen Tagen zu der Meldung mit. Ob Nawalny nun aufgrund eines Hinweises gefunden wurde, ist derzeit unklar. (mab/afp/dpa)