Nach der Militäraktion gegen drei Atomanlagen zeigt sich Trump demonstrativ siegessicher. Doch der tatsächliche Erfolg lässt sich noch nicht ermessen.
Bomben und Beten im IranWar die US-Militäraktion „Midnight Hammer“ wirklich erfolgreich?

US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus in Washington. Trump sagte am 21. Juni 2025, das US-Militär habe einen „sehr erfolgreichen Angriff“ auf drei iranische Atomanlagen durchgeführt, darunter die unterirdische Urananreicherungsanlage in Fordo.
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Ganz gegen seine Gewohnheit sagte Donald Trump kein einziges Wort, als er am Samstagabend um 18.01 Uhr amerikanischer Ostküstenzeit aus der Marine One kletterte. Auf seinem Golfclub in New Jersey hatte er zuvor Spenden eingeworben und bei brütend-heißen Temperaturen ein paar Bälle geschlagen. Nach der Landung des Hubschraubers vor dem Weißen Haus zeigte der Mann mit dem roten MAGA-Käppi nur stolz auf den 88 Meter hohen Fahnenmast mit der US-Flagge, den er dort in der vergangenen Woche hatte errichten lassen.
Trump nahm an einer bereits am Vortag terminierten Sitzung seines Nationalen Sicherheitsrats teil. Offiziell war Feierabend: Das Weiße Haus schickte die wartenden Reporter des Presse-Pools nachhause. Allenfalls in der Filiale der Pizzakette Papa Johns in der Nähe des Pentagons hätte man ahnen können, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging: Dort schnellten gegen 19 Uhr nach einer Statistik der Online-App „Pentagon Pizza Report“ die Bestellungen hoch - ein Anzeichen für Überstunden der Soldaten im US-Verteidigungsministerium.
US-Tarnkappenbomber flogen Ablenkungsmanöver
Tatsächlich entfaltete sich zu dieser Zeit mehr als 10.000 Kilometer entfernt mitten in der iranischen Nacht die hochgeheime Operation „Midnight Hammer“. Sieben amerikanische B2-Tarnkappenbomber waren nach einem 18-stündigen Flug mit bewussten Ablenkungs- und Täuschungsmanövern in den Luftraum der islamischen Republik eingedrungen. Sie warfen insgesamt 14 gewaltige bunkerbrechende Bomben auf die unterirdische Urananreicherungsanlage Fordo ab, während Tomahawk-Marschflugkörper auf die Atomanlagen in Natans und Isfahan auch von einem amerikanischen U-Boot abgefeuert wurden.

Während einer Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs der Luftwaffe, Generalleutnant Dr. Peter Köhler, wird ein operativer Zeitplan für einen Angriff auf den Iran gezeigt.
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Als Trump um 19.50 Uhr auf seinem Propagandadienst „Truth Social“ plötzlich mitteilte, das Militär habe „einen sehr erfolgreichen Angriff auf drei Atomstandorte im Iran abgeschlossen“, war nicht nur die amerikanische Öffentlichkeit komplett überrascht. Immerhin hatte der Präsident noch am Freitag erklärt, er wolle sich mit der Entscheidung über einen hochgefährlichen Eintritt seines Landes in den Krieg zwischen Israel und dem Iran zwei Wochen Zeit lassen. Das war eine Finte. Auch den Kongress, der einem solchen Militärschlag laut Verfassung zustimmen müsste, hatte Trump im Dunkeln gelassen.
„Einer der größten militärischen Siege der Geschichte“
Entsprechend chaotisch ging es bei den Fernsehsendern zu. Die Moderatoren mussten teilweise vor laufenden Kameras die Eilmeldungen lesen. Der Sender CNN, der immerhin im Iran präsent ist, klingelte seinen Reporter Frederick Pleitgen eilig aus dem Schlaf. Anderswo rätselten verblüffte Experten in Schaltgesprächen besorgt, wie es nun weitergehe. Nur beim rechten Sender Fox News, der seit Tagen für die Bombardierung der Atomanlagen getrommelt hatte, herrschte regelrechtes Triumphgeheul. „Das wird als einer der größten militärischen Siege der Geschichte in die Annalen eingehen“, verkündete der Moderator Sean Hannity.
Auch Trump selbst wählte große Worte, als er sich dann um 22 Uhr mit einer Fernsehansprache an die Nation wandte. Er sprach von einem „spektakulären militärischen Erfolg“. Doch verzichtete er - anders als bei ihm sonst üblich - auf spontane Ausschmückungen und hielt sich ganz an das Manuskript. Nur wenige Minuten dauerte der Auftritt, der eine doppelte Botschaft aussandte: Die Anreicherungsanlagen des Irans seien „vollständig und restlos zerstört“. Nun müsse „der Tyrann des Nahen Ostens“ Frieden schließen - „oder es wird eine Tragödie für Iran geben, weitaus schlimmer als das, was wir in den letzten acht Tagen gesehen haben“.
Viele entscheidenden Fragen blieben offen
Trump ließ sich von seinem Vizepräsidenten J.D. Vance, dem Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth einrahmen. Das alles sollte kraftvoll wirken. Doch nicht nur das holprig vorgelesene Statement nahm etwas von dem gewünschten Eindruck. Auch fehlte bei dem Auftritt bemerkenswerterweise Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard, die keine akute Gefahr durch das Atomprogramm des Iran hatte erkennen können. Und am Ende wurden die Ausführungen etwas bizarr: „Ich möchte einfach allen danken. Und insbesondere Gott“, sagte Trump: „Ich möchte nur sagen: Wir lieben dich, Gott!“
Viele entscheidenden Fragen blieben offen. Auch Verteidigungsminister Hegseth konnte sie bei einer Pressekonferenz am Sonntagmorgen nicht wirklich beantworten. Er pries vor allem die Leistung seinen Chef: „Wenn dieser Präsident spricht, sollte die Welt zuhören.“ Der kritischen Frage, ob die US-Regierung wie der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu direkt oder indirekt einen „Regime Change“, einen Sturz des Mullah-Regime unter Ayatollah Chamenei, anstrebt, wich er aus: Bei dieser Aktion sei es nicht darum gegangen. Während Trump von einer „Auslöschung“ der iranischen nuklearen Ambitionen gesprochen hatte, äußerte sich General Dan Caine, der militärische Oberbefehlshaber der US-Armee, vorsichtiger: Alle Ziele seien getroffen worden und die US-Einheiten unbeschadet zurückgekehrt. Doch sei es zu früh zu sagen, ob das iranische Atomprogramm komplett beendet worden sei.
Empörung über Kriegs-Start ohne Einbezug des Kongresses
Wie geht es weiter? Was passiert, wenn Teheran mit der Schließung der wichtigen Schifffahrtsstraße von Hormus, mit Attacken auf die 40.000 in der Region stationierten amerikanischen Soldaten oder Terroranschlägen in den USA reagiert? Wird Israel seine Angriffe einstellen, wenn der Iran tatsächlich verhandeln sollte? Auf alle diese Fragen gab es am Sonntag keine Antworten. Die oppositionellen US-Demokraten zeigten sich empört, dass Trump einen Krieg ohne Einbeziehung des Kongresses begonnen hat. Gleichwohl klingt die Drohung der linken Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez mit einem Impeachment-Verfahren einstweilen hohl.
Das hätte überhaupt nur den Hauch einer Chance, wenn sich ein beträchtlicher Teil der Republikaner vom Präsidenten abwenden würde. Dafür gibt es bislang keine Anzeichen. Zwar hatten die Isolationisten um Steve Bannon und Ex-Fox-News-Moderator Tucker Carlson zuvor vehement gegen einen Militärschlag durch den Mann, der die „endlosen Kriege“ beenden wollte, gewettert. Doch am Sonntag blieben sie ruhig. Einzig die ultrarechte Abgeordnete Marjorie Taylor Greene meldete sich zu Wort - mit einer religiös verbrämten Kritik: „Lasst uns alle zusammenkommen und für Frieden beten.“