„Geltendes Recht“Bundesregierung hält trotz Kritik an Bürgergeld-Erhöhung fest

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Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales.

Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, steht hinter dem von seinem Ministerium konzepierten Bürgergeld.

Die Koalitionspartei FDP und die oppositionelle Union hatten zuvor gefordert, die geplante Erhöhung der Sozialleistung zum Jahreswechsel abzusagen.

Die Bundesregierung hält an der geplanten Bürgergeld-Erhöhung um zwölf Prozent zum Jahreswechsel fest - trotz Kritik auch aus der eigenen Koalition. Die Erhöhung sei bereits von Kabinett und Parlament verabschiedet und damit „geltendes Recht“, sagte ein Sprecher des Bundessozialministeriums am Montag in Berlin.

Für Änderungen müsste ein neues Gesetz verabschiedet werden - was die Bundesregierung aber nicht plant. Sozialminister Hubertus Heil (SPD) nannte die Kritik an der Erhöhung „moralisch unverantwortlich“.

Heil kritisiert Aussagen der FDP und aus der Union

Regierungssprecher Steffen Hebestreit machte darüberhinaus deutlich, „dass es keinerlei Planungen innerhalb der Bundesregierung gibt, da an der Gesetzeslage etwas zu verändern“. Die Regierung könne die Erhöhung nicht einfach so aufschieben oder absagen. „Es wäre gesetzeswidrig, wenn man so handeln wollte“, sagte Hebestreit - und betonte, dass sich die Bundesregierung „an Recht und Gesetz hält“.

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Entwicklung Hartz IV und Nachfolger Bürgergeld seit 2010.

Entwicklung von Hartz IV und seinem Nachfolger Bürgergeld seit 2010.

Minister Heil kritisierte es als „moralisch unverantwortlich und mit der Verfassung nicht vereinbar, diesen Menschen eine Anpassung der Regelsätze verwehren zu wollen“. Die Äußerungen „verschiedener konservativer Politiker sind kein Beitrag zur Lösung, sondern vergiften das gesellschaftliche Klima“, erklärte er.

Merz mit deutlicher Kritik am Bürgergeld

Zuvor hatten die Koalitionspartei FDP und die oppositionelle Union gefordert, die geplante Erhöhung der Sozialleistung zum Jahreswechsel abzusagen. Sie begründeten dies zum einen mit den Sparzwängen im Etat 2024 und zum anderen damit, dass die Anhebung der Sätze um zwölf Prozent auf Grundlage einer Inflationserwartung erfolgte, die aber nicht in der prognostizierten Höhe eingetreten sei.

CDU-Chef Friedrich Merz sagte am Sonntagabend in der ARD, angesichts der gesunkenen Inflation sei ein Plus von zwölf Prozent beim Bürgergeld „einfach zu viel“. Dies schwäche den Anreiz, sich eine Arbeitsstelle zu suchen. Merz forderte die Bundesregierung auf, die geplante Erhöhung zu korrigieren. Der CDU-Chef stellte sich hinter die FDP, deren Generalsekretär Bijan Djir-Sarai am Wochenende gefordert hatte, auf die Erhöhung zu verzichten.

Bundessozialministerium wehrt sich gegen Kritik

Die Berechnungsgrundlagen für die Anhebung des Bürgergelds sind gesetzlich festgelegt, die genaue Erhöhung wird jedes Jahr bis Ende Oktober vom Bundessozialministerium festgesetzt. Ein Sprecher des SPD-geführten Ministeriums wies am Montag darauf hin, dass hierbei nicht die allgemeine Inflationsrate eine Rolle spielte, sondern ein „regelbedarfsrelevanter Preisindex“. In diesem Index würden etwa Lebensmittel, bei denen die Inflationsrate überdurchschnittlich ausfällt, besonders stark gewichtet. (afp)

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