Witze über ChameneiIran droht nach Ayatollah-Karikaturen von „Charlie Hebdo“ mit Konsequenzen

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Ajatollah Ali Chamenei ist oberster Führer und geistliches Oberhaupt des Iran.

Ajatollah Ali Chamenei ist oberster Führer und geistliches Oberhaupt des Iran. (Archivbild)

Die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ hat mit Karikaturen den Ärger Teherans auf sich gezogen. Die französische Redaktion erinnert mit der Aktion auch an das Attentat vor acht Jahren.

Der Iran hat nach der Veröffentlichung von Karikaturen seines Staatsoberhaupts Ali Chamenei durch die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ mit Konsequenzen gedroht. Das Außenministerium in Teheran bezeichnete die Publikationen am Mittwoch in einer Mitteilung als „beleidigend und unangemessen“.

Immer wieder verspottet „Charlie Hebdo“ iranische Politiker. Das Magazin wurde deshalb bereits von der Islamischen Republik auf eine Sanktionsliste gesetzt. „Wir lassen nicht zu, dass die französische Regierung über das Ziel hinausschießt“, hieß es der Mitteilung des Ministeriums. Das Außenministerium in Teheran bestellte deswegen am Mittwochabend den französischen Botschafter ein, wie die Nachrichtenagentur Tasnim auf Twitter mitteilte.

„Charlie Hebdo“ veröffentlicht Karikaturen unter Motto #MullahsGetOut

„Charlie Hebdo“ veröffentlichte am Mittwoch mehrere Einsendungen seines Karikaturenwettbewerbs #MullahsGetOut. „Wir wollten den Kampf der Iraner für ihre Freiheit unterstützen, indem wir ihren vorsintflutlichen religiösen Anführer lächerlich machen und ihn in den Mülleimer der Geschichte werfen.“ Eine der ausgewählten Zeichnungen zeigt Chamenei, wie er sich an einem Strick in einem See aus Blut vor dem Ertrinken zu retten versucht. Insgesamt seien mehr als 300 Zeichnungen eingesandt worden, erklärte die Redaktion, sie stammten „aus allen Teilen der Welt“.

Die neue Ausgabe von „Charlie Hebdo“ hat ebenfalls eine Karikatur zum Iran auf dem Titel, der auf der Webseite des Zeitschrift zu sehen ist. Abgebildet ist eine nackte Frau, die auf dem Rücken liegt. Männer mit langen Gewändern, Bärten und Turban laufen hintereinander in ihre Vagina. Dazu der Spruch: „Mullahs geht zurück, wo ihr herkommt!“

„Charlie Hebdo“ veröffentliche bereits in der Vergangenheit Karikaturen zum Iran

Bereits 1993 hatte die Satirezeitschrift als Reaktion auf einen iranischen Karikaturenwettbewerb satirische Zeichnungen zum Iran veröffentlicht. Das Regime in Teheran hatte damals Zeichner dazu aufgefordert, den Autor der „Satanischen Verse“, Salman Rushdie, zu skizzieren. Rushdie galt auch deshalb seit Jahrzehnten als akut gefährdet.

Im August 2022 wurde er bei einer Literaturveranstaltung angegriffen und schwer verletzt. Der „New York Post“ sagte der mutmaßliche Täter damals in einem Interview, Rushdie habe den Islam attackiert und er möge ihn nicht. Den 1989 verstorbenen religiösen Führer der Islamischen Revolution im Iran, Ayatollah Khomeini, lobte der Attentäter hingegen.

„Charlie Hebdo“ erinnert an Attentat auf Redaktion im Jahr 2015

Im Artikel des Karikaturisten „Riss“, erinnerte die Satirezeitschrift jedoch auch an das Attentat, das auf ihre Redaktion vor acht Jahren verübt worden war. „Die Gründe, aus denen die Zeichner und Redakteure von Charlie ermordet wurden, sind leider immer noch aktuell“, heißt es in dem Text. „Diejenigen, die sich weigern, sich dem Diktat der Religionen zu unterwerfen, gehen das Risiko ein, dies mit ihrem Leben zu bezahlen.“

Am 7. Januar 2015 hatten islamistische Terroristen, die sich später zu Al-Qaida und dem islamischen Staat bekannten, die Redaktionsräume angegriffen und elf Personen getötet. Am 9. Januar wurden die Täter des Anschlags auf Charlie Hebdo nordöstlich von Paris schließlich gestellt und bei einem Schusswechsel mit Sicherheitskräften erschossen.

Zuletzt verschärfte sich der Ton zwischen Teheran und den Regierungen europäischer Länder. Grund dafür ist anhaltende Kritik am gewaltsamen Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte bei den Protesten. Neben den früheren Erzfeinden USA und Israel wurde von der Führung jüngst auch Frankreich genannt. Viele iranische Sicherheitsbeamte und Politiker wurden seit Ausbruch der Proteste zudem mit EU-Sanktionen belegt. (mit dpa)

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