Nach dem tödlichen Attentat auf den rechten Influencer Charlie Kirk ergeht sich Donald Trump in Lobeshymnen auf den 31-Jährigen.
Lobeshymnen des PräsidentenTrump nennt ihn „Märtyrer der Wahrheit“ – Wer war Charlie Kirk?

Charlie Kirk (r.) im März 2018 bei Donald Trump im Weißen Haus.
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Nach dem tödlichen Attentat auf den rechten Aktivisten Charlie Kirk sind die USA in Aufruhr. Der Anschlag auf den christlichen Influencer sorgt insbesondere unter Anhängern von Donald Trump für Entsetzen und martialische Worte. Verurteilt wurde die Attacke durchgängig in allen politischen Lagern.
Kirk war am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Utah-Valley-Universität in der Stadt Provo in Utah aufgetreten, als er niedergeschossen wurde. Die Sicherheitsbehörden des westlichen Bundesstaats gehen von einem „gezielten Angriff“ aus. Sie vermuten, dass der Täter von Dach eines nahegelegenen Gebäudes auf Kirk zielte. Eine zunächst festgenommene Person wurde kurze Zeit später wieder freigelassen.
Donald Trump mit Lobeshymnen auf Charlie Kirk
Auch der US-Präsident selbst äußerte sich in mehreren Beiträgen in den sozialen Medien und veröffentlichte auch ein Video zum Tod des 31-Jährigen. „Der großartige und sogar legendäre Charlie Kirk ist tot“, schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Niemand habe das „Herz der Jugend“ in den USA besser verstanden als er, der von „ALLEN“ geliebt und bewundert worden sei.
In einem Video, das Trump später postete, bezeichnet er den rechten Aktivisten als „Märtyer für Wahrheit und Freiheit“. Er habe mit seinem Kampf für Demokratie und Gerechtigkeit Millionen Menschen inspiriert, so die Lobeshymne des Republikaners auf den Mann, der ultrarechtes Gedankengut verbreitete und gegen Andersdenkende hetzte.
Trump wiederum machte die „radikale Linke“ mit ihrer angeblich dämonisierenden Rhetorik verantwortlich für den Anschlag. „Wundervolle Amerikaner wie Charlie“ seien mit Nazis und den „schlimmsten Massenmördern“ verglichen worden, behauptete Trump. Zudem ordnete er an, die Flaggen überall in den USA bis Sonntag auf halbmast zu setzen.
Melania Trump spricht Familie von Kirk ihr Beileid aus
Auch First Lady Melanie Trump äußerte sich bei X zum Tod von Kirk, der in fundamentalen christlichen Kreisen beliebt war, und drückte Mitgefühl für dessen Familie aus. Dem Attentatsopfer bescheinigte sie ein „mitfühlendes Bewusstsein“, welches die Familie und die Vaterlandsliebe bereichert habe.
Viele andere prominente konservative und rechte Politiker brachten ihre Trauer und ihr Entsetzen zum Ausdruck, so auch Trumps Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. „Wieder einmal hat eine Kugel den beredtesten Wahrheitsverkünder einer Ära zum Schweigen gebracht“, schrieb Kennedy, dessen Vater, der US-Senator Robert F. Kennedy, 1968 während seines Präsidentschaftswahlkampfs ermordet wurde.
„Wir brauchen jetzt einen stählernen Willen. Charlie Kirk ist an der Front gestorben“, sagte der ultrarechte Ideologe und frühere Trump-Berater Steve Bannon im Sender „Real America's Voice“, bei dem auch Kirk eine Sendung hatte. Diese Kriegs-Rhetorik spiegelt sich bei zahlreichen anderen Anhängern Kirks, die Vergeltung für das Attentat fordern.
Wer war Charlie Kirk?
Kirk war ein stramm rechter Aktivist und Podcaster, Mitbegründer der neokonservativen Organisation „Turning Point USA“ (etwa: Wendepunkt USA) und Trumps Sprachrohr für die Jugend. „Turning Point“ wurde im Jahr 2012 gegründet, damals war Kirk gerade einmal 18 Jahre alt. Die Organisation hat sich die Verbreitung konservativer Ideale an US-Colleges zum Ziel gesetzt. Kirk schrieb bereits als Jugendlicher für das rechte Portal Breitbart und trat bei Fox Business auf.

Trauer um Charlie Kirk an der Zentrale von „Turning Point“ in Phoenix, Arizona
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Doch was als konservative Aktivistengruppe an Hochschulen begann, habe sich inzwischen zu einem „rechtsgerichteten Influencer-Netzwerk“ entwickelt, erklärt die US-Journalistin Taylor Lorenz bei der BBC. Kirk sei „eine der mächtigsten Stimmen der jungen rechtskonservativen Bewegung“ geworden, so Lorenz. Die Organisation hat mittlerweile Niederlassungen in über 850 Colleges und veranstaltet regelmäßig öffentliche Events.
Charlie Kirk war Trumps Sprachrohr für die Jugend
Die Podcasts des 31-Jährigen mit dem Titel „The Charlie Kirk Show“ gelten als mitentscheidend dafür, dass junge Menschen in den USA bei den Wahlen 2024 für Trump stimmten. Dieser wiederum scheint sich der Bedeutung von Kirk bewusst gewesen zu sein, denn laut BBC hielt er eine Rede auf einer „Turning Point“-Konferenz in Arizona. Auch Trumps überschwänglichen Nachrufe auf Kirk erklären sich als Botschaft an dessen zahlreichen jungen MAGA-Anhänger (Trumps Kampagne „Make America Great Again“).
Kirk hatte 2020 auf dem Parteitag der Republikaner gesprochen und dazu aufgerufen, bei der Wahl Trump statt Joe Biden zu unterstützen. Er thematisierte die angebliche „Angst“ der US-Jugend und sagte: „Ich bin heute Abend hier, um Ihnen zu sagen und Sie zu warnen, dass es bei dieser Wahl um eine Entscheidung geht: um die Erhaltung Amerikas, wie wir es kennen, oder um die Beseitigung all dessen, was wir lieben“, sagte er. Nach der für Trump verlorenen Wahl verbreitete er dessen Narrativ vom Wahlbetrug weiter.
Charlie Kirk hat Einfluss auf Donald Trump
Nach Trumps Wahlsieg 2024 hatte Kirk mehr Einfluss im Weißen Haus als mancher Minister, schreibt der „Spiegel“ in einem Porträt. In Trumps Residenz Mar-a-Lago in Florida soll Kirk zum Kreis der engsten Vertrauten gehört haben und auch über die Besetzung von wichtigen Posten mitentschieden haben.
Die Thesen, die Kirk vertrat, waren höchst umstritten: Bei TikTok und Instagram, bei TV-Auftritten, in seinen Büchern und vor allem im Podcast leugnete der Influencer den Klimawandel, hetzte gegen trans Menschen und Migranten und beschwor ein konservatives Familienbild.
Er war ein überzeugter Befürworter des Rechts auf Waffenbesitz. „Ich denke, es ist es wert, die Kosten für einige Todesfälle durch Schusswaffen jedes Jahr zu tragen, damit wir den zweiten Verfassungszusatz haben, der unsere anderen gottgegebenen Rechte schützt“, sagte Kirk während einer „Turning Point“-Veranstaltung in Salt Lake City im Jahr 2023, wie Medien berichten. (cme, mit kna)