„Wie kann das durchgehen?“Scharfe Kritik nach bizarrer Silvesteransprache von Lambrecht

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Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) steht in einer blauen Jacke vor Mikrofonen der Presse. (Archivbild)

Bizarrer Auftritt in der Silvesternacht: Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht muss für ihre Neujahrsansprache inmitten von Raketen und Böllern viel Kritik einstecken.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht spricht an Silvester über den Ukraine-Krieg. Der Ton der SPD-Ministerin inmitten von Raketen und Böllern sorgt für Aufregung.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) muss für eine Rede in der Silvesternacht viel Kritik einstecken. Das rund einminütige Video, das die SPD-Politikerin auf ihrem privaten Instagram-Kanal veröffentlicht hatte, sorgte vor allem bei Twitter für viel Kritik. Der Vorwurf: Lambrecht vergreife sich im Ton.

„Mitten in Europa tobt Krieg. Damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte. Viele, viele Begegnungen mit interessanten, tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön“, sagt Lambrecht, die aufgrund der vielen Böller und Raketen im Hintergrund kaum zu verstehen ist.

Christine Lambrecht: Bizarres Instagram-Video aus der Silvesternacht sorgt für heftige Kritik

Das Video wurde offenbar im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg aufgenommen, Lambrecht ist ohne Mikrofon kaum zu verstehen. Die Ansprache wirkt, obwohl sie offensichtlich an ein größeres Publikum gerichtet sein soll, spontan und unprofessionell. 

Sicherheitsexpertin und Politikwissenschaftlerin Ulrike Franke teilte den Ausschnitt auf Twitter und fand deutlich Worte: „Wie kann man den Ton so sehr nicht treffen?“, schreibt Franke. Der Vorwurf: Während in der Ukraine Krieg herrscht und die Menschen vor Ort täglich unter den Angriffen leiden, spricht Lambrecht von „tollen Begegnungen“.

Christine Lambrecht: Jan Böhmermann spottet über Neujahrsansprache – scharfe Kritik aus der CDU

„Haben die in Berlin den Verstand verloren?“, fragt Franke weiter. Ihr Video hat bis zum frühen Montagmorgen fast eine halbe Million Aufrufe gesammelt.

ARD-Reporter und Ukraine-Korrespondent Vassili Golod kritisierte auch das Umfeld voller Raketen und Feuerwerk, in dem Lambrecht ihr Video aufgenommen hatte: „Während Russland Raketen und Kampfdrohnen auf die Ukraine schießt, nimmt die Bundesverteidigungsministerin eine Neujahrsbotschaft auf – mit knallenden Böllern und Feuerwerk im Hintergrund. Von Kyjiw aus betrachtet wirkt das fast schon zynisch. Mindestens aber inkompetent.“

ARD-Journalist Gabor Halasz fragte: „Wie kann so etwas durchgehen? Das muss doch auffallen? Hat niemand sich das Video einmal angeschaut, bevor es gepostet wurde?“ Satiriker Jan Böhmermann twitterte: „Irgh. Wasn das fürn Quatsch?“

Vor allem vonseiten der CDU gab es heftige Kritik an Lambrechts Ansprache. Der ehemalige CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet schrieb auf Twitter: „Ist dem Bundeskanzler eigentlich die Wirkung Deutschlands in Europa und der Welt völlig egal?“.

Die Kölner CDU-Politikerin Serap Güler twitterte: „Was darf Satire?“ Es gebe einen Unterschied zwischen Authentizität und Peinlichkeit. Lambrechts Video sei Letzteres. „Dass sie null Gespür für richtige Kommunikation hat, hat sie schon mit ihrer '5000 Helme'-Nummer bewiesen“, so Güler weiter.

Die SPD-Ministerin hatte mit der Ankündigung, im Frühjahr 5000 Helme anstelle von Waffen an die ukrainische Armee zu liefern, für Kopfschütteln gesorgt.

Christine Lambrecht: Verteidigungsministerin nach Hubschrauberflug mit Sohn unter Druck

Lambrecht und das Bundesverteidigungsministerium haben auf die Kritik bisher nicht reagiert, das Video war auf Instagram am frühen Montagmorgen noch abrufbar. Die Bundesverteidigungsministerin steht seit Längerem in der Kritik.

Ihr wird vorgeworfen, die Bundeswehr nicht angemessen zu repräsentieren. Im vergangenen Jahr hatte ein Hubschrauberflug Lambrechts mit ihrem Sohn nach Sylt zudem für Wirbel gesorgt. Rechtlich sei der Vorgang aber korrekt verlaufen, teilte das Verteidigungsministerium nach einer Überprüfung mit. (shh)

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