Wladimir Putin präsentiert nach Burewestnik mit Poseidon die nächste neuartige Atomwaffe. Donald Trump ordnet daraufhin Waffentests an.
„Radioaktiver Tsunami“Putin präsentiert „Weltuntergangswaffe“ – Trump kontert mit „schrecklicher Idee“

Die Spannungen zwischen Kremlchef Wladimir Putin (l.) und US-Präsident Donald Trump nehmen zu. Die beiden Staatschefs hatten sich im August noch in Alaska getroffen.
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Das atomare Säbelrasseln geht weiter – und dehnt sich nun von Russland auf die USA aus. Nachdem Kremlchef Wladimir Putin am vergangenen Wochenende bereits den neuen atomgetriebenen Marschflugkörper Burewestnik vorgestellt hat, legte Moskau am Mittwoch nach und verkündete erfolgreiche Tests mit der neuartigen Unterwasserdrohne Poseidon, die wie Burewestnik ebenfalls als Atomwaffe konzipiert wurde.
Es gebe „keine Möglichkeit“, die Drohne abzufangen, die schneller als herkömmliche U-Boote sei und jeden Kontinent der Welt erreichen könne, sagte Putin. Die Unterwasserdrohne könne in einer Tiefe von einem Kilometer und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 Knoten unterwegs sein, zitierte die Nachrichtenagentur Tass derweil einen Vertreter aus dem russischen Militär-Industrie-Komplex. Sie wurde demnach erstmals 2018 getestet und kann mit einem nuklearen Sprengkopf bestückt werden.
Putin präsentiert Poseidon: „Echte Weltuntergangswaffe“
Erneut nutzte Moskau die Prahlerei mit der nächsten neuartigen Atomwaffe unterdessen auch für Drohungen. „Im Gegensatz zu Burewestnik kann Poseidon als echte Weltuntergangswaffe betrachtet werden“, frohlockte etwa der ehemalige Kremlchef Dmitri Medwedew auf der Plattform X.
In einem weiteren Beitrag erklärte der nunmehrige Vizechef des russischen Sicherheitsrates mit Blick auf angebliche Drohungen aus Brüssel, dass die Nato Moskau zerstören werde, wenn Russland ein Mitglied des Verteidigungsbündnisses angreifen sollte, dass Belgien in diesem Fall ausgelöscht werden würde. „Dann wird Belgien verschwinden …“, schrieb Medwedew bei X.
Moskau stellt klar: USA sind Russlands „Feind“
Gleichzeitig brachten russische Politiker auch die Belieferung von Staaten wie Venezuela und Kuba mit Atomwaffen ins Spiel. Der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der russischen Staatsduma, Alexei Zhuravlev, erklärte etwa, Russland könne Atomraketen an die beiden Länder liefern, die sich laut Zhuravlev in der Nähe des „wichtigsten geopolitischen Gegners“ Russlands – den USA – befinden.
Russland verfüge über eine „ganze Palette“ von Raketen und werde „das Notwendige“ einsetzen, erklärte Zhuralev weiter. Die USA seien „kein Freund oder Partner“ Russlands, sondern ein „Feind“, stellte der Duma-Abgeordnete klar.
Donald Trump ordnet Tests von US-Atomwaffen an
Der erneute Waffentest Russlands und die bedrohlichen Worte aus Moskau sorgten derweil prompt für eine Reaktion in Washington. US-Präsident Donald Trump hat den sofortigen Beginn neuer Atomwaffentests angekündigt. Der Republikaner begründete die Maßnahme in einem Post auf der Plattform Truth Social mit den Testprogrammen anderer Länder. Er habe das jüngst in Kriegsministerium umbenannte Verteidigungsministerium angewiesen, Tests „auf gleicher Basis“ durchzuführen, schrieb Trump weiter.
Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren erneut Atomwaffentests durchführen, könnten sich auch andere Atommächte aus der Deckung wagen. Entsprechend wurde schnell Kritik am US-Präsidenten laut, der mit seiner Maßnahme eine internationale Kettenreaktion auslösen könnte.
Kritik an Donald Trump: „Eine schreckliche Idee“
„Ich glaube nicht, dass Tests notwendig sind, um die Zuverlässigkeit des US-Atomarsenals zu gewährleisten“, zitierte das „Wall Street Journal“ Gary Samore, der als führender Experte für Massenvernichtungswaffen im Nationalen Sicherheitsrat des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton tätig war. „Es wäre ein Geschenk für Russland und China, die neue Arten von Atomwaffen entwickeln und von einer Wiederaufnahme der Tests profitieren würden.“

US-Präsident Donald Trump beantwortet Fragen von Reportern im Weißen Haus. (Archivbild)
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Auch die US-Zeitschrift „The Atlantic“ kommentierte die Entwicklungen mit deutlichen Worten. „Die Wiederaufnahme von Atomtests ist eine schreckliche Idee“, erklärte dort der emeritierte Professor für nationale Sicherheitsangelegenheiten Tom Nichols. „Atomtests machen für die nationale Sicherheit der USA keinen Sinn, aber sie sind eine großartige Möglichkeit, die internationalen Spannungen zu erhöhen“, hieß es weiter.
Putins Propaganda feiert Poseidon: „Radioaktive Tsunamis“
Moskaus Propagandamaschinerie setzt derweil weiterhin auf bedrohliche Töne – erneut auch gegenüber der Ukraine. So bekräftigte etwa der populäre TV-Moderator Wladimir Solowjow am Mittwoch erneut Russlands Anspruch auf das gesamte Nachbarland. „Es gibt keine Ukraine und sie hat auch nie existiert“, erklärte der Moderator seinen Zuschauern beim Staatssender Rossija 1.
Andere russische Medien legten derweil den Fokus auf die angeblichen Fähigkeiten der neuen Unterwasserdrohne Poseidon. Diesen Berichten zufolge soll die Waffe in der Lage sein, einen Sprengkopf mit einer Sprengkraft von zwei Megatonnen zu tragen. Damit wäre Poseidon mehr als 150 Mal stärker als die Atombombe, die von den USA 1945 auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen worden war. Außerdem könne Poseidon, so heißt es in den unbestätigten russischen Medienberichten zumindest, „radioaktive Tsunamis“ auslösen und damit ganze Küstenabschnitte zerstören.
Bereits nach der Präsentation des Marschflugkörpers Burewestnik vor wenigen Tagen setzten russische Medien und Militärexperten auf radikale Töne. Der „Sturmvogel“ sei in der Lage, ein ganzes Stadtviertel von New York zu verwüsten, hieß es aus Moskau, das mit Poseidon nun die nächste Stufe des atomaren Säbelrasselns gezündet – und damit offenbar Trumps Geduld überreizt hat. (mit dpa)


