Kommentar zur Iran-EntscheidungDonald Trump will den Showdown – notfalls militärisch

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Donald Trump setzt die Sanktionen gegen den Iran wieder in Kraft.

Zweieinhalb Jahre diplomatisches Ringen hat es gekostet, den Iran von der Entwicklung der Atombombe abzubringen. Donald Trump brauchte am Dienstag gerade elf Minuten, um das historische Abkommen von 2015 in Trümmer zu sprengen.

Auch wenn bis zum tatsächlichen Wiederaufleben der Sanktionen noch etwas Zeit vergehen dürfte und Details zunächst unklar blieben, darf man sich über die fatale Wirkung der Entscheidung keine Illusionen machen: Die religiösen Hardliner im Iran werden gestärkt, die westliche Allianz einer Zerreißprobe ausgesetzt, und ein neuer Großkonflikt im Nahen Osten befeuert.

Merkel & Co. sehen wie Deppen aus

Nicht nur hat Trump die mahnenden deutschen, französischen und britischen Regierungschefs wie Deppen aussehen lassen, indem er ihre Argumente einfach beiseite wischte und stattdessen eine fragwürdige Präsentation des israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu als Beleg zitierte. Der neue US-Botschafter Richard Grenell ließ auch gleich in Chefmanier einen Tweet vom Stapel, in dem er deutsche Firmen aufforderte, ihre Geschäfte im Iran sofort zu beenden. So ging man bislang mit Verbündeten nicht um.

Doch solche Kleinlichkeiten sind Trump egal. Dem Wüterich im Weißen Haus geht es vor allem um die innenpolitische Wirkung: Mit dem Atom-Abkommen zerstört er das wichtigste Erbe seines Vorgängers Barack Obama. Sich selbst will er als harten Hund darstellen. Bei dieser zynischen Inszenierung interessiert weder, dass der Iran das Abkommen laut US-Außenminister Mike Pompeo eingehalten hat, noch, dass die Überwachung der nuklearen Aktivitäten Teherans ohne Vertrag fast unmöglich wird.

Wie der US-Präsident schließlich mit düpierten Verbündeten und einem brüskierten Mullah-Regime einen neuen Vertrag verhandeln will, ist rätselhaft. Trump hat keinen Plan. Er will den Showdown – notfalls auch militärisch. Das ist brandgefährlich.  

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