Kommentar zu EU-Geschäften mit AserbaidschanFriedhofsruhe ist ein zu hoher Preis für Gas

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Eine alte Frau sitzt mit einem Gewehr im Eingang ihres Hauses, während die aserbaidschanische Armee die Stadt Stepanakert unter Beschuss nimmt.

Eine alte Frau sitzt mit einem Gewehr im Eingang ihres Hauses, während die aserbaidschanische Armee die Stadt Stepanakert unter Beschuss nimmt.

Die EU darf Gas-Gier nicht über ihre Prinzipien stellen und die Gewalt des aserbaidschanischen Militärs hinnehmen, kommentiert Daniela Vates.

Es geht nur um 4400 Quadratkilometer, aber eine Kleinigkeit ist die Sache nicht. Mit einer Militäroffensive hat Aserbaidschan die Kontrolle über Bergkarabach übernommen, um die seit Jahrzehnten gerungen wird. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijev und sein Verbündeter, der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan, schüttelten sich zufrieden die Hände.

Aber die Lösung eines Konflikts mit Gewalt ist keine überzeugende. Zu Tausenden fliehen denn auch die meist armenischstämmigen Bewohner der Region nach Armenien. Sie wollen sich nicht auf Zusicherungen Alijevs verlassen wollen, dass ihnen schon nichts passieren werde. Kein Wunder: In den vergangenen Jahren ist Aserbaidschan nicht freundlich mit ihnen umgegangen, es hat die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten nach Bergkarabach blockiert. Alijews Worte klingen da wie Hohn.

EU muss Geschäfte mit Aserbaidschan überdenken

Und Alijews territorialer Hunger ist noch nicht gestillt. Mit Erdogan traf er sich in der Enklave Nachitschewan, zu der er eine Landverbindung herstellen will - diplomatisches Zündeln auf hohem Niveau. Damit der Konflikt nicht auf weitere Jahrzehnte verlängert wird, muss Aserbaidschan sich mit Armenien am Verhandlungstisch einigen.

Aber Alijew kann sich gestärkt fühlen. Russland hat sich als Alliierter des Nachbarlands Armenien selbst aus dem Spiel genommen, weil es seine Kräfte nun in dem Krieg gegen die Ukraine braucht. In Bergkarabach beschränkt sich die Moskauer Hilfe jetzt darauf, Flüchtende nach Armenien zu transportieren. Und die EU blickt gierig auf die Gasvorkommen Aserbaidschans und hat den Konflikt lieber mal ignoriert.

Fakten schaffen durch die Macht des Stärkeren – die EU kann dies in Bergkarabach genauso wenig hinnehmen wie in der Ukraine. Das Mindeste ist, die Geschäfte mit Aserbaidschan zu überdenken. Die Friedhofsruhe in Bergkarabach wäre ein zu hoher Preis für Gas. (RND)

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