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Wirtschaftsministerium warntGefälschtes Video zeigt angeblichen Habeck-Ausraster bei Maischberger

Lesezeit 3 Minuten
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck

Ein in sozialen Medien verbreitetes Video fälscht einen Talkshow-Auftritt von Wirtschaftsminister Habeck bei Sandra Maischberger.

Seit Sonntag verbreitet sich ein Video bei Twitter und wird bei YouTube tausendfach aufgerufen, das einen Auftritt von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in der ARD-Talkshow von Sandra Maischberger zeigen soll. Darin geht es um den viel kritisierten Auftritt Habecks am 6. September 2022, in dem dieser sich zum Thema Insolvenz äußert.

Habeck sprach bei Maischberger von Zumutungen für die deutsche Bevölkerung im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der folgenden Energiekrise und Inflation. Es werde nicht automatisch eine Insolvenzwelle geben, sagte Habeck. Die Betriebe seien nicht automatisch insolvent, „aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen“.

Eine Welle von Spott und Kritik war anschließend über Habeck hereingebrochen, da er offenbar kein Verständnis von grundlegenden wirtschaftlichen Mechanismen habe. CDU-Chef Friedrich Merz warf Habeck im Bundestag aufgrund seines ARD-Auftritts sogar „Hilflosigkeit“ vor.

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Ökonom Marcel Fratzscher verteidigte Habeck dagegen.

Deepfake-Video von Robert Habeck bei „Maischberger“-Auftritt zu Insolvenz

Das nun vom Account „Snicklink“ gefälschte Video zeigt genau dieses Gespräch zwischen Habeck und Sandra Maischberger. In den ersten Sekunden ist noch der Originalton zu hören, dann wird den beiden Protagonisten aber ein anderer Text in den Mund gelegt. Habeck sagt angeblich: „Frau Maischberger, Sie betreten hier ganz ganz dünnes Eis“. Man gleiche die Interview-Fragen ja vorher ab, „und diese Frage war nicht in der E-Mail“, ereifert sich der Minister. Ob ein „paar Bäcker oder Ramsch-Verkäufer“ pleitegingen, sei doch „völlig sekundär“. „Unterbrechen Sie mich nicht“, pöbelt Habeck angeblich weiter, dann wird er noch unflätiger.

Obwohl es sich ziemlich offensichtlich um eine Fälschung handelt, sah sich das Bundeswirtschaftsministerium bei Twitter genötigt, auf das Video zu reagieren. „Achtung: Dieses Video ist ein Deepfake, d.h. das Material wurde so geschickt manipuliert, dass es auf den ersten Blick echt wirkt. Die Aussagen ab 00:20 sind so aber natürlich nie getroffen worden. Bitte verbreiten Sie Fakes nicht weiter“, schreibt das Social-Media-Team von Robert Habecks Ministerium. Man verweist stattdessen auf das Original-Video der Maischberger-Sendung.

Bei Twitter trendete der Hashtag Deepfake, das Video wurde von vielen Usern weiterverbreitet. Bei YouTube hat der gefälschte Clip am Montagmorgen bereits knapp 80.000 Aufrufe. 

Account „Snicklink“ verbreitet häufig gefälschte Videos

Es ist nicht das erste Video, welches von „Snicklink“ gefälscht und verbreitet wird. Bei YouTube zu sehen ist beispielsweise das Video eines Auftritts von Olaf Scholz in der Talkshow von Markus Lanz, in dem dieser den Bundeskanzler angeblich zu brisanten politischen Themen wie dem Cum-Ex-Skandal befragt und Scholz sich wiederholt auf Erinnerungslücken beruft, so dass Lanz schließlich aus der Haut fährt. 

Im März brachte „Snicklink“ ein Video in Umlauf, in dem der kanadische Psychologe und Autor Jordan Peterson angeblich über deutsche Regierungsmitglieder wie Annalena Baerbock, Karl Lauterbach und auch Olaf Scholz herzieht. Auch hier ließ sich an den nicht synchron zum Ton laufenden Lippenbewegungen erkennen, dass es sich um eine Fälschung handelt, wie auch das Recherchezentrum „Correctiv“ berichtete.


Die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat sich bewusst dagegen entschieden, die Originaltweets von „Snicklink“ und die Reaktion des Bundeswirtschaftsministeriums zu zeigen, um Falschmeldungen nicht weiterzuverbreiten.

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