Ein knallharter Machtkampf überschattet die Sitzung der US-Notenbank Fed. Auguren erwarten trotzdem die erste Zinssenkung in diesem Jahr.
„Hohlköpfe“ und „Marionetten“Trump scheitert mit Rauswurf – und rüttelt weiter an der Fed

Donald Trumps versucht, Lisa Cook aus dem Vorstand der US-Notenbank (Federal Reserve) zu entlassen. Eine Richterin gab jetzt Cooks Antrag statt, vorerst im Amt zu bleiben, während ihre Klage weiter verhandelt wird – und das nur eine Woche vor der mit Spannung erwarteten nächsten Zinssitzung der Fed.
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Von außen betrachtet befindet sich die Federal Reserve Bank auf der National Mall derzeit in keinem guten Zustand. Ein Bauzaun versperrt den Blick auf das Portal des 90 Jahre alten Gebäudes, überall stehen Gerüste, ein Seitenflügel wurde bis aufs Skelett ausgehöhlt. Neulich spazierte ein Mann mit langer roter Krawatte und weißem Schutzhelm durch die Baustelle. Schlechtgelaunt schimpfte der Präsident über die milliardenteuren Renovierungskosten.
Der optische Eindruck wirkt wie ein Sinnbild für die Verfassung der mächtigen Institution, die die Stabilität der amerikanischen Währung garantieren soll. Donald Trump ist die Unabhängigkeit der Notenbank seit langem ein Dorn im Auge. Er will die totale Kontrolle über die Geld- und Wirtschaftspolitik des Landes. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet der Möchtegernautokrat mit Beschimpfungen, Intrigen und Betrugsvorwürfen. Doch wenige Stunden vor der Zusammenkunft des Fed-Vorstandes am Dienstag musste er eine empfindliche Niederlage einstecken: ein Berufungsgericht blockierte die Entlassung der afroamerikanischen Gouverneurin Lisa Cook.
Das Weiße Haus will rechtlichen Einspruch einlegen
So wird die zweitägige Fed-Sitzung, bei der am Mittwoch voraussichtlich erstmals seit Dezember 2024 eine Senkung des amerikanischen Leitzinses beschlossen wird, von einem beispiellosen Machtkampf überschattet: Noch vor Beginn der Tagung am Dienstag kündigte das Weiße Haus rechtlichen Einspruch gegen die Cook-Entscheidung an. Damit dürfte der Streit vor dem Supreme Court, dem höchsten Gericht der USA, landen.

Lisa Cook, Mitglied des Gouverneursrats der US-Notenbank (FED), hört am 26. Juni 2025 während einer öffentlichen Sitzung des Gouverneursrats der US-Notenbank zu.
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An der Sitzung des Zinsentscheidungsgremiums wird die im Mai 2022 von Ex-Präsident Joe Biden berufene Wirtschaftsexpertin jedoch ebenso teilnehmen wie Trump-Berater Stephen Miran, der temporär bis Anfang nächsten Jahres einen vakanten Sitz im siebenköpfigen Gouverneursrat übernimmt. Der 42-Jährige, der in den vergangenen Monaten die Zoll- und Handelspolitik der Regierung maßgeblich mitbestimmt hatte, war am Montagabend vom republikanisch dominierten US-Senat knapp bestätigt worden. Die Personalie verstärkt wachsende Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren bezeichnete Miran als „Trumps Marionette“.
Warum die Notenbank den Leitzins senken könnte
Im Kern dreht sich Trumps Konflikt mit der Fed um die Zinspolitik. Trump will niedrige Zinsen, um durch günstige Kreditkosten die Wirtschaft anzukurbeln und gleichzeitig die Refinanzierung der gigantischen Staatschulden halbwegs im Rahmen zu halten. Notenbank-Chef Powell hat sich dem bislang aus Sorge vor inflationären Tendenzen, die durch die Zölle des Präsidenten noch verstärkt werden dürften, widersetzt.
Gleichwohl erwarten Analysten, dass die Notenbank am Mittwoch den Leitzins senken wird – allerdings nicht auf politischen Druck, sondern weil der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten zuletzt hinter den Erwartungen zurückblieb. Nach Einschätzung der Auguren könnte der Satz von derzeit 4,25 bis 4,5 Prozent um einen Viertelpunkt auf eine Spanne von 4 bis 4,25 Prozent zurückgenommen werden.
Nächster Angriff auf Lisa Cook vor dem Supreme Court?
Das wird Trump kaum reichen. Seit Monaten drängt er Fed-Chef Powell zu einer massiven Zinssenkung. Doch der weigert sich. Trump hat den von ihm selbst 2017 ernannten Notenbanker deshalb als „Hohlkopf“ und „störrischen Idioten“ bepöbelt und versucht, ihn wegen der explodierenden Umbaukosten der Fed-Zentrale aus dem Job zu drängen. Doch im Augenblick sieht es so aus, als wenn Powell bis zum Ende seiner regulären Amtszeit im Mai 2026 auf dem Posten bleibt.
Eine Mehrheit im Gouverneursrat könnte sich Trump auch sichern, wenn er Lisa Cook, deren reguläre Amtszeit noch bis 2038 läuft, aus dem Gremium herausboxt. Im vergangenen Monat hatte er sie zu entlassen versucht, weil sie angeblich vor ihrer Berufung falsche Angaben in einem oder mehreren Hypothekenverträgen gemacht hat. Die Gouverneurin bestreitet das, auch Medienrecherchen widersprechen dieser Darstellung. Eine Richterin in erster Instanz entschied, Trump könne Mitglieder des Fed-Vorstandes nur aus einem „triftigen Grund“ entlassen. Dagegen war der Präsident in Berufung gegangen. Doch auch vor dem Obergericht wurde sein Ansinnen nun abgelehnt.