Kommentar zu US-VorwahlenNikki Haley legt Schwächen des narzisstischen Trump offen

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Nikki Haley am Abend des Wahltages in Charleston, South Carolina. Sie unterlag Donald Trump erneut.

Nikki Haley am Abend des Wahltages in Charleston, South Carolina. Sie unterlag Donald Trump erneut.

Trotz ihrer vierten Niederlage bei den republikanischen Vorwahlen will Nikki Haley nicht aus dem Rennen ausscheiden.

Sie hat keine Chance, aber die will sie unbedingt nutzen. Objektiv musste die republikanische Präsidentschaftsbewerberin Nikki Haley am Samstag im Bundesstaat South Carolina eine demütigende Niederlage hinnehmen: Sie hat die vierte republikanische Vorwahl in Folge verloren. Sie ist in dem Bundesstaat, dessen Gouverneurin sie von 2011 bis 2017 war, mit 20 Punkten Abstand deklassiert worden. Es gibt für sie keinen realistischen Weg mehr zu einer Stimmenmehrheit bei den Conventions im Sommer.

Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner heißt Donald Trump. Schon Mitte März dürfte der 77-Jährige die erforderlichen Delegiertenvoten zusammenhaben.

Nikki Haley will Donald Trump das Leben schwer machen

Aber bis dahin will ihm Haley als letzte von ursprünglich 13 Herausforderinnen und Herausforderern im innerparteilichen Wettstreit das Leben möglichst schwer machen: Am Dienstag in Michigan und vor allem am „Super Tuesday“ der darauffolgenden Woche, an dem gleich in einem Dutzend bevölkerungsreicher Staaten abgestimmt wird, will die einstige UN-Botschafterin erneut antreten.

„Ich bin Buchhalterin. Ich weiß, dass 40 Prozent nicht 50 Prozent sind“, sagt Haley zur Begründung. Aber ein beträchtlicher Teil der Basis wolle eine Alternative zu Trump: „Ich habe die Pflicht, denen eine echte Wahl zu ermöglichen.“

South Carolina ist Nikki Haleys Heimatstaat

Das klingt für deutsche Ohren vernünftig. Es macht angesichts der Gesetzmäßigkeiten der amerikanischen Primaries freilich wenig Sinn. South Carolina wäre Haleys Trumpf gewesen - ihr Heimatstaat, in dem sich zudem auch unabhängige Wähler und selbst Demokraten an der republikanischen Kandidatenkür beteiligen dürfen. Das ist bei vielen der bevorstehenden Primaries nicht der Fall. Zudem sind die Umfragewerte für Haley dort deutlich niedriger. Vor allem gilt meist das Winner-takes-it-all-Prinzip: Selbst bei einem Ergebnis von nur 51 Prozent würden Trump alle Delegierten zufallen.

Man kann deshalb nur rätseln, weshalb Haley weiter in dem aussichtslosen Rennen bleibt. Will sie sich als letzte Alternative bereithalten, falls der Ex-Präsident aus irgendwelchen Gründen ausfällt? Läuft sie sich für eine Kandidatur im Jahr 2028 warm? Oder erwägt sie am Ende, als parteiunabhängige Bewerberin sowohl gegen Trump wie gegen Amtsinhaber Joe Biden anzutreten? Richtig überzeugend wirkt keine dieser Theorien.

Warum bleibt Nikki Haley in einem aussichtslosen Rennen?

Zwei Dinge aber sind nach diesem Wahlabend sicher: Trump hat trotz seiner rassistischen Ausfälle und seiner Drohungen gegen Nato-Partner mit dem vierten Triumph in Folge seine Dominanz über die „Grand Old Party“ weiter ausgebaut. Von den republikanischen Funktionsträgern muss er keinerlei Widerstand mehr befürchten.

Von dieser brutalen Realität lenken Haleys Nachhutgefechte einerseits ab. Andererseits prangert die 52-Jährige nach anfänglich ängstlicher Taktiererei inzwischen offen die Schwächen des narzisstischen Partei-Paten an. Sie provoziert ihn und leert nebenbei seine Wahlkampfkasse. Beides hilft den Demokraten - und Bidens Partei kann jede Unterstützung gut gebrauchen.

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