Experte sieht „massive Eskalation“Biden kündigt nach Tod von US-Soldaten im Nahen Osten Vergeltung an

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Die als Tower 22 bekannte Militärbasis im Nordosten Jordaniens wurde am Sonntag angegriffen. Dabei wurden drei US-Soldaten getötet. Joe Biden kündigt Vergeltung an.

Die als Tower 22 bekannte Militärbasis im Nordosten Jordaniens wurde am Sonntag angegriffen. Dabei wurden drei US-Soldaten getötet. Joe Biden kündigt Vergeltung an.

„Wir werden reagieren“ – Die Botschaft von Joe Biden ist nach dem Tod dreier US-Soldaten eindeutig. Experten fürchten eine Eskalation.

Nach der Tötung von drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff in Jordanien hat US-Präsident Joe Biden Vergeltung angekündigt. „Wir werden reagieren“, sagte Biden am Sonntag (Ortszeit) bei einer Veranstaltung im US-Bundesstaat South Carolina. Zuvor hatte er von einem „harten Tag im Nahen Osten“ gesprochen und eine Schweigeminute eingelegt.

Drei US-Soldaten bei Drohnenangriff in Jordanien getötet

Biden machte pro-iranische Gruppen für den Vorfall verantwortlich. Die iranische Regierung wies unterdessen jegliche Verantwortung an dem Angriff von sich und erklärte, die Behauptungen verfolgten „politische Ziele“.

Bei dem Beschuss eines Militärstützpunkts im Nordosten Jordaniens nahe der Grenze zu Syrien waren laut dem US-Zentralkommando für den Nahen Osten (Centcom) in der Nacht zum Sonntag drei US-Soldaten getötet und mindestens 34 weitere verletzt worden. Acht der Verletzten mussten demnach evakuiert werden.

Joe Biden kündigt im Nahen Osten Vergeltung an – Experten fürchten Eskalation

Ziel des tödlichen Angriffs war laut „Washington Post“ eine als „Tower 22“ bekannte Einrichtung im Nordosten Jordaniens. Ein US-Verteidigungsbeamter sagte, die Einwegdrohne habe die Wohnräume des Stützpunkts getroffen und Verletzungen verursacht, die von Schnittwunden und Prellungen bis hin zu einem Hirntrauma reichten.

Auf dem Stützpunkt sind US-Medien zufolge etwa 350 Soldaten stationiert. Die jordanische Regierung verurteilte den Angriff und erklärte, die jordanischen Truppen hätten keine Opfer zu beklagen. Regierungssprecher Muhannad Mubaideen erklärte, Jordanien werde „weiterhin gegen den Terrorismus und den Drogen- und Waffenschmuggel über die syrische Grenze nach Jordanien vorgehen“.

Joe Biden, Präsident von den USA, verneigt sich in einer Schweigeminute für die drei amerikanischen Soldaten, die am Sonntag, 28. Januar 2024, bei einem Drohnenangriff im Nordosten Jordaniens getötet wurden.

Joe Biden, Präsident von den USA, verneigt sich in einer Schweigeminute für die drei amerikanischen Soldaten, die am Sonntag, 28. Januar 2024, bei einem Drohnenangriff im Nordosten Jordaniens getötet wurden.

US-Präsident Biden machte für den Angriff eine pro-iranische Gruppe verantwortlich. „Während wir noch die Fakten zu diesem Angriff zusammentragen, wissen wir bereits, dass er von einer radikalen, vom Iran unterstützten militanten Gruppe ausgeführt wurde, die in Syrien und im Irak operiert“, erklärte er in Washington.

Getötete US-Soldaten: Iran bestreitet Verbindung zu Drohnenangriff in Jordanien

Zugleich kündigte der US-Präsident Vergeltung an. „Habt keinen Zweifel: Wir werden alle Verantwortlichen zu einem Zeitpunkt und auf eine Weise unserer Wahl zur Rechenschaft ziehen“, erklärte Biden auf X, vormals Twitter.

Experten sehen durch den Vorfall eine Zuspitzung des Nahost-Konflikts. Charles Lister, Leitender Mitarbeiter am Institut für den Mittleren Osten, bezeichnete den Vorfall als „Game Changer“ und „massive Eskalation“ in der sich verschärfenden Situation zwischen Teheran und Washington. Der tödliche Ausgang des Angriffs „bedeutet, dass Bidens Reaktion bedeutender sein muss als alles, was er bisher getan hat“, sagte er laut Washington Post. 

Der Iran wies jegliche Verbindung zu dem Angriff von sich. Die Anschuldigungen würden mit dem politischen Ziel erhoben, „die Realitäten in der Region umzukehren“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna Außenamtssprecher Nasser Kanaani. Die Widerstandsgruppen in der Region erhielten keine Anweisungen aus dem Iran, betonte er. „Sie entscheiden über ihre Aktionen auf der Grundlage ihrer eigenen Prinzipien.“

US-Präsident Joe Biden machte eine pro-iranische Gruppe für den Angriff

Während die jordanische Regierung zunächst erklärte, dass der Angriff gegen einen Militärstützpunkt in Syrien gerichtet gewesen sei, sagte Regierungssprecher Muhannad Mubaidin später, das Land verurteile „den Terroranschlag auf einen Außenposten an der Grenze zu Syrien“. Die US-Streitkräfte hätten mit Jordanien „bei der Bekämpfung des Terrorismus und der Sicherung der Grenze“ zusammengearbeitet.

Auch Bahrain, Ägypten und Großbritannien verurteilten den Angriff. Der britische Außenminister David Cameron rief den Iran zur „Deeskalation“ in der Region auf.

Laut Centcom sind auf dem Stützpunkt rund 350 Angehörige der US-Armee und der Luftwaffe stationiert, die „eine Reihe von wichtigen Unterstützungsaufgaben“ wahrnehmen, unter anderem für die internationale Koalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat.

Erstmals sterben US-Soldaten seit Beginn des Gazakrieges zwischen Israel und Hamas durch Beschuss

Es war das erste Mal seit Beginn des Gazakrieges zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, dass US-Soldaten durch feindlichen Beschuss starben. Der tödliche Angriff nährt die Furcht vor einer weiteren Ausweitung des Konflikts.

Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri erklärte, der Tod der US-Soldaten sei „eine Botschaft an die US-Regierung, dass sie, solange das Morden unschuldiger Menschen im Gazastreifen nicht aufhört, es mit der gesamten (muslimischen) Nation zu tun bekommt“.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums wurden Soldaten der US-Armee und ihrer Verbündeten im Irak und in Syrien seit Mitte Oktober bereits mehr als 150 Mal angegriffen. Zu vielen Attacken auf US-Soldaten hat sich der Islamische Widerstand im Irak bekannt, ein lockeres Bündnis aus bewaffneten Gruppen mit Verbindungen zum Iran. Die US-Armee reagierte darauf wiederholt mit Angriffen in den beiden Ländern.

Die Hamas erhält Unterstützung von einer selbsternannten „Achse des Widerstands“ gegen Israel, zu der auch die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen und die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon gehören. (pst mit dpa)

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