Israel greift den Iran an, der reagiert mit Gegenangriffen. Die Bundesregierung will Israel beistehen, warnt zugleich aber vor einer Spirale der Gewalt.
Nahost-EskalationBundesregierung stellt sich an Seite Israels

Außenminister Johannes Wadephul (CDU) äußerte sich in Kairo zu der jüngsten Eskalation.
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Nach der Eskalation im Nahen Osten kritisiert die Bundesregierung die Reaktion des Iran auf israelische Angriffe. Gleichzeitig erhöht sie den Schutz für jüdische Einrichtungen in Deutschland. Die Sicherheitsbehörden sorgten für entsprechende Maßnahmen, erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Freitag in Berlin. Nach einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hatte Merz am Morgen das Sicherheitskabinett der Bundesregierung zusammengerufen.
Die israelische Botschaft in Berlin bleibt derweil geschlossen. Wie die Botschaft mitteilte, gilt dies „bis auf Weiteres“. Die diplomatische Vertretung in der deutschen Hauptstadt ist nach eigenen Angaben die zweitgrößte des Staates Israel in der Welt.
Außenminister Johannes Wadephul (CDU) äußerte sich in Kairo zu der jüngsten Eskalation: „Den unterschiedslosen iranischen Angriff auf israelisches Staatsgebiet verurteilen wir auf das Schärfste.“ Zugleich fordere die Bundesregierung alle Seiten dazu auf, von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führten.
Schuster: Iran ist Strippenzieher hinter Terror
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, befürchtet antisemitische Reaktionen auch in Deutschland. „Es gibt keinen Grund, warum diese Handlung zu antisemitischen Kundgebungen und Schlimmerem führen sollte - doch die Vergangenheit zeigt, dass dies leider zu befürchten ist“, sagte er am Freitag.
Iran sei „der Strippenzieher hinter dem Terror und der Bedrohung gegen Israel“, sagte Schuster mit Blick auf den israelischen Angriff unter anderem auf nukleare Anlagen im Iran. Die Mullah-Regierung habe den Hamas-Angriff auf Israel direkt unterstützt und stehe auch aktiv hinter den Huthi im Jemen und der Hisbollah im Libanon. Zudem habe der Iran seit dem 7. Oktober 2023 mehrfach selbst direkte Angriffe auf Israel gestartet.
„Wenn dieses iranische Regime - worauf alles hindeutet - entgegen aller internationalen Bemühungen der letzten Jahrzehnte nun kurz vor der Fertigstellung einer Atombombe steht, sollte man sich mit Belehrungen gegenüber Israel zurückhalten“, so Schuster. Ein nuklear bewaffneter Iran würde eindeutig auch die Sicherheit Deutschlands und Europas bedrohen, gab er zu bedenken.
Chance für Opposition im Iran?
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, forderte Deutschland „zusammen mit der zivilisierten Welt“ auf, an der Seite Israels zu stehen. „Neutralität kann es hier nicht geben.“ Der Schlag könne eine historische Chance für die demokratische Opposition im Iran ein, die geschwächte Regierung abzulösen.
Mehrere Tausend Deutsche befinden sich nach Angaben des Auswärtigen Amts aktuell in der Konfliktregion. In den „Elefand“ genannten Listen zur Krisenvorsorge für deutsche Staatsbürger sind 3.500 in Israel registriert, 200 in Jordanien, jeweils eine niedrige dreistellige Zahl im Iran und Irak sowie rund 1.000 Menschen im Libanon. (kna)