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Abschiebung kann in NRW oft verhindert werdenImmer mehr Flüchtlinge kehren freiwillig in ihre Heimat zurück

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Ein Flugzeug der Qatar Airways startet nach Afghanistan. Die Landesregierung von NRW setzt darauf, dass mehr Flüchtlinge freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückkehren.

Ein Flugzeug der Qatar Airways startet nach Afghanistan. Die Landesregierung von NRW setzt darauf, dass mehr Flüchtlinge freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückkehren.

Die Zahl der Asylbewerber, die freiwillig in ihre Herkunftsländer ausreisen, nimmt in NRW zu. Die Landesregierung will die Rückkehrberatung in den Unterkünften ausbauen.

Die schwarz-grüne Landesregierung schafft zusätzliche Stellen im Bereich der Freiwilligen Rückkehr für Geflüchtete, deren Asylantrag abgelehnt wurde. „Menschen, die zu uns kommen, aber hier keine Bleibeperspektive haben, sollten darin unterstützt werden, einen für sie passenden Weg zur Rückkehr in ihr Herkunftsland zu finden“, sagte NRW-Migrationsministerin Josefine Paul dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Geplant sei, dass 24,5 weitere Stellen geschaffen werden sollen. „In der Rückkehrberatung gehen Expertinnen und Experten individuell auf die Lebensumstände der Betroffenen ein und können so besser einschätzen, ob und in welchem Umfang eine freiwillige Rückkehr sinnvoll ist“, erklärte die Politikerin der Grünen.

Die Zahl der freiwilligen Rückkehrer wird in diesem Jahr voraussichtlich eine Höchstmarke erreichen. Während im vergangenen Jahr 2048 Flüchtlinge aus eigenen Antrieb in ihre Herkunftsländer zurückreisten, waren es nach Angaben des NRW-Flüchtlingsministeriums im ersten Halbjahr 2025 bereits 1674.  „Die freiwillige Rückkehr ist stets das weniger belastende und wirkungsvollere Instrument im Vergleich zur Rückführung“, erklärte Migrationsministerin Paul. Zugleich seien Rückführungen für die öffentliche Hand kostenintensiver als es die freiwillige Rückkehr ist: „Deshalb bin ich froh, dass wir diesen Bereich bei den Zentralen Ausländerbehörden mit zusätzlichen refinanzierten Stellen stärken können.“

2,8 Millionen Euro für neue Stellen

Die Beratung erfolge „ergebnisoffen, vertraulich und verlässlich unter Berücksichtigung des aufenthaltsrechtlichen Status des oder der Betroffenen“, erklärte das Migrationsministerium. Das Land hat in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen Beratungsstellen für die freiwillige Rückkehr eingerichtet. Mit den zusätzlichen Stellen will das Land auf das steigende Beratungsinteresse reagieren.  Der Regierungsbezirk Düsseldorf erhält zehn Stellen, der Regierungsbezirk Arnsberg sieben, der Regierungsbezirk Münster zwei und der Regierungsbezirk Köln 5,5 Stellen. Insgesamt stellte das Land knapp 2,8 Millionen Euro für den Ausbau zur Verfügung. Die meisten freiwilligen Ausreisen finden nach Syrien, in die Türkei, nach Aserbaidschan, in den Irak und in die Russische Föderation statt.

Die Zahl der Flüchtlinge, die in NRW einen Asylantrag gestellt haben, ist in den ersten vier Monaten des Jahres auf 13.435 zurückgegangen. Im Vorjahreszeitraum lag sie bei 28.409. Die Schutzquote ging von 53 auf 20 Prozent zurück. Die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes waren zu 20 Prozent belegt. Auf Platz eins der Herkunftsländer steht Syrien, es folgen Afghanistan, Türkei, Irak, Guinea, Somalia, Iran, Eritrea, Russland und Aserbaidschan. Seit Februar 2022 wurden mehr als 27.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in NRW aufgenommen.

Flüchtlingsrat plädiert für Transparenz

Der Kölner Flüchtlingsrat erklärte, bei der Rückkehrberatung dürften keine politisch motivierten Ratschläge erteilt werden. „Aus unserer Sicht wäre es besser, wenn die Beratung nicht von Behördenmitarbeitern, sondern zum Beispiel von Freien Trägern durchgeführt würde“, sagte Geschäftsführer Claus-Ulrich Prölß. Dies würde zu Unabhängigkeit und Transparenz beitragen. Es müsse sichergestellt werden, dass die Geflüchteten auf staatlichen Rückkehrhilfen hingewiesen würden: „Diese können unter bestimmten Umständen im Programm Starthilfe Plus bis zu 2000 Euro pro Familie betragen“.