Blutspenden sind gerade in den Sommermonaten gefragt. Während der Bedarf konstant bleibt, sinkt die Spendenbereitschaft. Könnte ein telemedizinisches Angebot die Lage entspannen?
BlutspendeWelche Konserven in Köln und der Region über den Sommer knapp werden könnten

Eine Blutspende kann bis zu drei Menschenleben retten. Pro Tag veranstaltet das DRK mehr als 180 Blutspendetermine. Dabei gibt es im Schnitt etwa 77 Spenderinnen und Spender.
Copyright: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Zur Vermeidung des Mangels an Blutkonserven haben die Grünen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) aufgefordert, die Bedingungen für Blutspenden zu vereinfachen. Bereits 2023 sei durch eine Gesetzesänderung die Möglichkeit geschaffen worden, dass Ärztinnen und Ärzte bei Blutspenden nicht mehr physisch anwesend seien müssten, sondern eine Zuschaltung per Video ausreiche, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Um in Zeiten von Fachkräftemangel Spendenangebote aufrechterhalten und ausbauen zu können, muss das endlich durch die Bundesärztekammer und das Bundesministerium für Gesundheit in die Praxis umgesetzt werden“, mahnte Dahmen.
Die Bundesärztekammer hatte den Mitte 2024 vom damaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgelegten Verordnungsentwurf scharf kritisiert. Die Standesorganisation bemängelte unter anderem ungeklärte Haftungsfragen. Die Verordnung wurde von der Ampel nicht mehr umgesetzt.
Vorräte beim Blutspendedienst West reichen vier bis fünf Tage
Derzeit ist die Blutversorgung in Deutschland laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) stabil. Auch beim DRK in Köln spricht man auf Anfrage von einer „stabilen Versorgungssituation“. Täglich spendeten im Versorgungsgebiet des DRK-Blutspendedienst West, zu dem NRW, Rheinland-Pfalz sowie das Saarland zählen, täglich etwa 3.000 bis 3.500 Menschen Blut, die Vorräte reichten damit im Schnitt für etwa vier bis fünf Tage. Zentral weiterverarbeitet wird jeder gespendete Tropfen in Hagen, von dort würden sie an die Zentren für Transfusionsmedizin in Ratingen, Hagen, Münster und Bad Kreuznach verteilt.
Auch wenn man nicht von einem Engpass sprechen will, beobachte man einen leicht negativen Trend – „vor allem bei seltenen Blutgruppen wie 0 negativ oder B negativ“, deshalb fordere man gesunde Menschen zur Spende auf.
Der Möglichkeit, Telemedizin bei der Blutspende einzusetzen steht man beim DRK positiv gegenüber. Es handle sich um „einen wichtigen Baustein, um dem zunehmenden Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung bei den Spende-Ärzten zu begegnen“ und die Versorgung sicherzustellen. Schließlich habe auch ein erheblicher Teil der Spenden-Ärzte schon das Rentenalter erreicht. „Ohne moderne Lösungen wie die telemedizinische Zulassung drohen perspektivisch Terminabsagen.“
Gerade jüngere Menschen könnten telemedizinische Angebote locken
Auch in der Uniklinik Köln drängt man auf Anfrage darauf, den telemedizinischen Ansatz „unbedingt weiter auszubauen“, schließlich werde dadurch der zeitliche Aufwand für die Blutspende reduziert „was gerade jüngeren Menschen wichtig ist“, sagt Sprecher Christoph Wanko. Und gerade diese umwirbt man. Kommt doch die besonders spendenaktive Generation der Babyboomer altersbedingt zunehmend nicht mehr in Frage – sei es wegen gesundheitlicher Einschränkungen oder Medikamenteneinnahme.
Der derzeitige Lagerbestand an Blutspenden an der Uniklink reiche Wankos Angaben zu Folge für etwa drei Tage. Über die drei Sommermonate hinweg benötige man allein in der Uniklinik etwa 7000 Blutkonserven. Knapp werde am ehesten die Blutgruppe 0, da diese für alle verträglich ist und auch bei Notfallversorgungen verabreicht wird, in welchen die Zeit für eine Bestimmung nicht ausreicht.
Das NRW-Gesundheitsministerium unterstützt auf Anfrage zwar den Impuls, die „Blutspende zu stärken und in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen, da viele langjährige Spender altersbedingt über kurz oder lang als Spender nicht mehr zur Verfügung stehen“. Über allem stehe aber der „Schutz des Spenders als auch des Empfängers“. Was den Vorschlag des Grünen Gesundheitsexperten betrifft, handle es sich um eine „rein fachlich medizinische Fragestellung, die durch die Bundesärztekammer unabhängig bearbeitet wird. „Hier bleibt folglich die dortige Diskussion abzuwarten.“ Grund zur Panik bestehe trotz der Sommerferien und damit verbundenen Spenderengpässen nicht. Derzeit lägen der Landesregierung keine Hinweise vor, „dass der aktuelle Vorrat an Blutkonserven sich in einem alarmierenden Zustand befindet“.