Das Auto ist angeblich das liebste Kind der Deutschen. Viele pflegen ihr Fahrzeug mit Leidenschaft - sonntags ist das Autowaschen allerdings bislang verboten. Ist das noch zeitgemäß?
Debatte über FeiertagsgesetzSoll Autowaschen am Sonntag erlaubt werden?

Ein Pkw fährt durch eine Waschstraße - bislang ist das in NRW sonntags nicht erlaubt.
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Für viele Autofahrer ist es ein Ritual. Am Morgen wird der Jogginganzug angezogen, man verlässt mit Lederlappen, Cockpitspray und Glasreiniger das Haus - auf zur Autowaschanlage. Vor allem an Samstagen bilden sich vor den Waschplätzen oft lange Schlangen. Die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag hat jetzt ein Gesetz vorgelegt, das die Lage entspannen soll. Die Liberalen wollen durch eine Änderung des Feiertagsgesetzes die Nutzung automatischer Autowaschanlagen an Sonn- und Feiertagen ermöglichen.
Das neue Gesetz soll offenbar dem veränderten Freizeitverhalten der Menschen Rechnung tragen. Viele Autofahrer würden ihr Auto auch gerne am Sonntag pflegen und putzen, das nehmen zumindest die Liberalen an. „Insbesondere Besitzerinnen und -besitzer von Personenkraftwagen haben an Sonntagen das Bedürfnis, ihren Gewohnheiten in Form der Reinigung und Pflege ihrer Fahrzeuge nachzukommen“, heißt es in einem Gesetzentwurf, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Vielen Bürgern fehle oftmals unter der Woche „die Zeit, solchen Tätigkeiten nachzugehen.“
FDP sieht sonntägliches Bedürfnis, den Wagen zu reinigen
Die FDP will bei der Reform gleichzeitig den Schutz der „stillen Feiertage“ wahren. Die Nutzung von Waschanlagen soll auf Tankstellen und Gewerbegebiete beschränkt sein. Zudem sollen diese nur außerhalb der Hauptgottesdienstzeiten am Vormittag geöffnet sein. Dirk Wedel, Sprecher der FDP-Fraktion im Hauptausschuss, verdeutlicht: „Wir schaffen Rechtssicherheit für ein Bedürfnis, das längst Realität ist. Unsere Gesetzesinitiative vollzieht die gesellschaftlichen Entwicklungen im Feiertagsrecht nach.“ Die zeitliche Beschränkung auf den Nachmittag wahre dabei das Ruhebedürfnis an Sonn- und Feiertagen
Eine weitere Begründung für die vorgeschlagene Gesetzesänderung ist der Umweltschutz. So könne mit der Ausweitung der Öffnungszeiten umweltgerechter Waschanlagen dem Trend zur oftmals nicht erlaubten Handwäsche entgegengewirkt werden. Dietmar Brockes, wirtschafts- und umweltpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, unterstreicht: „Mit unserer Regelung schützen wir Umwelt, entlasten die Innenstädte – und stärken den ländlichen Raum.“
Die Betreiber von Autowaschanlagen in Deutschland erwirtschafteten im Jahr 2023 einen Umsatz von rund 1,6 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz damit weiter an. Die Zahl der Betreiber von Autowaschanlagen in Deutschland lag bei gut 2800.
Autowaschen vor der eigenen Garage oder im Garten ist verboten
Das Grundgesetz nimmt den Sonntag besonders ernst und schützt ihn als Tag der „Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“. Grundsätzlich verboten sind alle „öffentlich wahrnehmbaren Arbeiten“. Und darunter fällt das Autowaschen, wenn es öffentlich wahrnehmbar ist – etwa in der Waschanlage einer Tankstelle. Ebenso verboten ist das Autowaschen vor der eigenen Garage oder im heimischen Garten.
Umfragen von Autozubehör-Anbietern hatten ergeben, dass die Hälfte der männlichen Pkw-Besitzer ihr Auto mindestens einmal im Monat wäscht. Bei den Frauen sind es 40 Prozent. Sieben Prozent der befragten Männer geben mehr Geld für Auto- als für Körperpflege aus.