NRW baut seine Zusammenarbeit mit der Partnerregion Dnipropetrowsk aus. Kliniken in Essen und Köln kooperieren mit dem Metschnikow-Krankenhaus.
Hilfe bei Chirurgie und AmbulanzKölner Kliniken unterstützen „Überlebensfabrik“ in der Ukraine

Europaminister Nathanael Liminski war zu Besuch in der Ukraine, hier im Metschnikow-Krankenhaus.
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Das Metschnikow-Krankenhaus in Dnipro ist die größte Klinik in der Ostukraine. Seit Kriegsbeginn wurden rund 45.000 Operationen durchgeführt, jeden Tag werden dort zwischen 60 und 100 Verletzte neu aufgenommen. „Überlebensfabrik“ wird die Einrichtung von den Ukrainern genannt. Jetzt verschaffte sich ein Politiker aus Deutschland einen Eindruck von der Arbeit in dem Krankenhaus.
„Wir werden die medizinische Zusammenarbeit intensivieren“, sagte NRW-Europaminister Nathanael Liminski nach einem Besuch in der Klinik. Das Metschnikow-Krankenhaus wird künftig bei seiner Arbeit durch die Uni-Klinik in Essen und die Kliniken der Stadt Köln unterstützt werden.
„Unsere Solidarität endet nicht mit Sonntagsreden“
Die Mediziner aus Essen sollen die Versorgung von Brandverletzungen verbessern, Ärzte aus Köln haben eine Zusammenarbeit in den Bereichen Chirurgie und Notfallambulanz zugesichert. „Im Metschnikow-Krankenhaus habe ich Ärztinnen, Patienten und Helfer getroffen, die mit unfassbarer Würde und Mut jeden Tag dem Krieg die Stirn bieten“, berichtete CDU-Politiker Liminski. Mit seinem Besuch habe er ein klares Zeichen setzen wollen: „Unsere Solidarität endet nicht mit Sonntagsreden. Sie zeigt sich in Präsenz, in Projekten, in praktischer Hilfe.“
Seit Anfang 2023 besteht die offizielle Partnerschaft zwischen NRW und der Region Dnipropetrowsk, die zuletzt verstärkt zum Angriffsziel russischer Luftangriffe geworden ist. „Die größte Sorge vieler Ukrainer ist es, von der Welt schlicht vergessen und im Stich gelassen zu werden“, erklärte der NRW-Europaminister. „Für uns in Deutschland ist kaum vorstellbar, was es bedeutet, über drei Jahre hinweg keine ungestörte Nacht mehr erlebt zu haben und in ständiger Angst zu leben, das eigene Zuhause könne durch eine Drohne getroffen werden“, so Liminski.
Seit Kriegsbeginn hat NRW aus Landesmitteln rund zehn Millionen Euro an Hilfen für die Ukraine ausgegeben. Im Haushalt für 2025 wurden erneut Mittel in Höhe von 800.000 Euro bereitgestellt. NRW betreibe keine eigene Außenpolitik, betonte Liminski, aber man bemühe sich um Wiederaufbau und Erhalt der Infrastruktur. Die Zahl der Städtepartnerschaften zwischen Kommunen aus NRW und der Ukraine ist seit Kriegsbeginn von sechs auf 44 gestiegen. „Dieses bürgerschaftliche Engagement ist ein starkes Zeichen gelebter Solidarität“, betonte Liminski.
Ausrangierte Feuerwehrfahrzeuge aus NRW nun in der Ukraine im Einsatz
Sichtbares Zeichen dafür, dass die Hilfen ankämen, sei die hohe Zahl der älteren Fahrzeuge, die früher von Kommunen in NRW genutzt wurden und die nun in den Städten der Ukraine im Einsatz seien. Das Blau-Gelbe Kreuz hatte einen Konvoi von ausrangierten Feuerwehrfahrzeugen nach Dnipro gebracht. Hier sei das Potenzial noch nicht ausgeschöpft. „Die Verwaltung vor Ort kann jedes halbwegs tüchtige Fahrzeug dringend gebrauchen“, sagte Liminski.
Der Europaminister besuchte zudem eine Prothesenwerkstatt, deren Aufbau NRW mit 750.000 Euro bezuschusst hat. Angesichts der dramatisch gestiegenen Zahl von Amputationen, die sich nahezu verdreifacht hätten, sei dieses Projekt von elementarer Bedeutung.
Vor dem Besuch in der Ukraine hatte die NRW-Delegation auch in Polen politische Gespräche geführt. Liminski informierte sich unter anderem über die Lage an der Grenze zu Belarus. „Der Abschnitt, den wir besuchten, ist derzeit ein bedeutender Spannungsherd an der EU-Außengrenze“, sagte der CDU-Politiker. Die schwarz-grüne Landesregierung sei bereit, die Zusammenarbeit auch unter neuen politischen Vorzeichen weiter zu intensivieren.